Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)
Nr. 227 Wessobrunn, Kloster 1605
Beschreibung
Grabdenkmal für Abt Benedikt Schwarz (1589–1598). Im Erdgeschoßgang des Klostergebäudes im zweiten Joch westlich des Eingangs, östlich der Tür. Ursprünglich in der ehemaligen Klosterkirche St. Petrus. Vermutlich im Jahre 1810 beim Wiederaufbau der in diesem Jahr abgebrannten Oberen Stadt in Weilheim verwendet1). 1864 beim Abbruch des Demelschen Brauhauses in Weilheim im Bodenbelag des Sudhauses aufgefunden. Dem Münchner Historiker und Professor Johann Nepomuk Sepp, der 1861 Kloster Wessobrunn, soweit es noch nicht abgebrochen war, erworben hatte, übergeben2). Rotmarmor. Unter einem von Säulen getragenen Rundbogen Relieffigur eines Abtes im Pontifikalornat. Stab und Schuhe fast vollständig abgeschlagen, Kopf und Mitra eine freie Nachschöpfung in Modelliermasse. Die erhabene Randschrift verläuft von links oben über die rechte und linke Seite (I). An den unteren Enden der beiden Säulenschäfte befinden sich links Buchstaben, rechts ein Handwerkszeichen und auf beide Säulen verteilt eine Jahreszahl (II), die wohl das Jahr der Entstehung des Grabmals angibt.
Maße: H. 188 cm, B. 95 cm, Bu. 7,5 cm (I), 2–3 cm (II).
Schriftart(en): Kapitalis.
Textkritischer Apparat
- Zwischen Benedictus und Schwarz trotz Worttrenners kein Abstand. Worttrenner jeweils auf die Spitze gestelltes Quadrat.
- Nach A hochgestelltes O.
- Zwischen DIE und MARTII kein Abstand.
- Zwischen Praefuit und Annis trotz Worttrenners kein Abstand.
- 22 in halber Schriftgröße, über der zweiten Ziffer ein o.
- Jahreszahl über die zwei Säulen verteilt, an der rechten Säule darüber Handwerkerzeichen in Gestalt eines konischen Kapitalen M mit Kreuz über dem Verbindungspunkt der beiden mittleren Schrägschäfte.
Anmerkungen
- DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 621.
- StpfA MH/WM II/83. Es wurden damals noch zwei weitere Wessobrunner Grabmonumente in Weilheim gefunden, nämlich das Grabmonument des Abtes Beda Schallhamer (1743–1760), welches ebenfalls Professor Sepp zur Aufstellung in Wessobrunn übergeben wurde, und das Grabmal des Abtes Heinrich Zäch, welches sich heute, leider verdeckt, im Stadtmuseum Weilheim befindet (vgl. Nr. 87).
- Hager, Wessobrunn 302–303; Andrian-Werburg, Wessobrunn 410.
- Andrian-Werburg, Wessobrunn 410f.
Nachweise
- Hager, Wessobrunn 302–303; Andrian-Werburg, Wessobrunn 36; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 627 (mit Abb.).
Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 227 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0022705.
I.
BENEDICTVS · SCHWARZa) · / ELECTVS . 46 ABBAS · A(NN)Ob) . 1589 . DIE MARTIIc) · 15o // PRAEFVIT . ANNISd) . 9 OBIIT . A(NN)Ob) . 1598 DIE · APRILIS · 22oe) .
Übersetzung:
Benedikt Schwarz, am 15. März im Jahre 1589 als 46. Abt erwählt, leitete (das Kloster) 9 Jahre und starb am 22. Tag des Aprils im Jahre 1598.
II. An den Säulenschäften:
JE / 16 // 05f)
Kommentar
Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel XLIX.
Benedikt Schwarz wurde 1549 als Sohn eines Dießener Fischers geboren. Er trat in das Kloster Wessobrunn ein, während sein älterer Bruder Jakob in das Augustinerstift Polling ging und zu dessen Propst (1571–1591) aufstieg (vgl. Nr. 184). Benedikt legte 1569 die Profeß ab und wurde 1571 zum Priester geweiht. Anschließend diente er seiner Abtei als Ökonom. 1581 wurde er Prior. 1589 wurde er zum Abt gewählt. Noch in seinem ersten Regierungsjahr ließ er die Quellen, die mit der Gründung des Klosters in engem Zusammenhang stehen, neu fassen (vgl. Nr. 179). 1594 ließ er den Holzbau der Kreuzkapelle durch einen Steinbau ersetzen und stiftete dort einen Altar (vgl. Nr. 201). Er verstarb am 2. April 1598. Schwarz war vor allem an der Verwaltung der Temporalia des Klosters, aber auch an der Seelsorge und an der Ausbildung seiner Mönche interessiert. Er ließ durch P. Joachim Buchaer 1589/90 einen Liber observandorum erstellen, um den rechten Vollzug der Liturgie in seinem Kloster sicherzustellen3). Das Grabmal wurde ihm laut Künstlerinschrift 1605, wohl durch seinen Nachfolger Georg Übelhör (1589–1607) errichtet4). Der Steinbildhauser JE war nicht zu identifizieren.