Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 225 Schongau, Rathaus 1605

Beschreibung

Stifterinschrift und Bildbeischriften auf einem Gemälde mit der Darstellung der Wurzel Jesse. Ratssaal des Schongauer Rathauses. Ursprünglich für die Ratsstube des Ballenhauses gefertigt, dort bis zum Neubau des Rathauses verwahrt1). Öl auf Leinwand. Unten Jesse, aus dem ein Baum entspringt mit Beischrift, rechts und links auf den Ästen jeweils in drei Reihen übereinander je zwei Vorfahren, die mit Namensschild gekennzeichnet sind. Auf dem jeweiligen Namensschild ist eine Zahl angegeben, die die Generation angibt (I). Als Bekrönung des Stammbaumes Maria mit dem Jesuskind. In der rechten unteren Ecke auf einer gemalten Tafel in rotem Rahmen, die teilweise vom Gewand Jesses verdeckt ist, Angabe der stiftenden Ratsmitglieder (II) und auf dem Rahmen die des Künstlers (III), die Schrift weicht dem verdeckenden Gewand aus.

Maße: H. 118 cm, B. 118 cm, Bu. 1,5 cm (I), 1,2 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

I. Die Edition gibt die Anordnung der Beischriften auf dem Stammbaum wieder. / bedeutet Wechsel zur nächsten Beischrift, // bedeutet Wechsel von der linken zur rechten Stammseite

  1. K(önig) Achaz 9 / K(önig) Ezechiee . 10 // K(önig) Manasze : 11 / K(önig) Josia : 12 K(önig) Josaphats 5 / K(önig) Joram 6 // K(önig) Ozias . 7 / Joathan 8 K(önig) David 1 / K(önig) Salomon 2 // K(önig) Roboam 3 / K(önig) Asa. 4. Jesse. 1605

II.

  1. Anno Domini 1605. send Gewes=/en diea) Heren deß Raths Hans / Statmiller, Gabriel Mair. Hans. / Semer, Avgestein Langenwalder, / Wolf Hörman, Michael Staiger / Mathevs Lupolt, Hans Rveff, / Jörg Khöterle, Christof Hald=/enberger, Avgestein Stat=/miller, Marthin Andreb), / Hans Mosmiller, de(r) / zeitc) Statschreiberd) ·

III.

  1. Jorg Schetzli Maler · / 1605 ·

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel LII.

Vorlage der Wurzel Jesse-Darstellung war wohl die in Mt 1, 5–10 vorliegende Vorfahrenliste Jesu, in der von Jesse ausgehend, Könige des Südreiches Juda als Vorfahren Jesu genannt werden. Das Bild folgt aber nicht streng dieser Aufzählung, so fehlt nach König Roboam (Rehabeam) eine Generation, nämlich die des Abija. Ebenso fehlt die Generation zwischen Manasse und Jona, König Amon. Die zugrunde gelegten Namensformen sind die der Vulgata in verdeutschter Form.

Der Maler Jörg Schätzli ist nur durch dieses Bild greifbar2). Als alttestamentliche Könige sind die in der Inschrift II genannten Mitglieder des Rates dargestellt.

Die Ratsherren Michael Staiger, Hans und Augustin Stattmiller stammen aus alteingesessenen Schongauer Familien. Das Grabmal von Michael Staiger ist erhalten3). Auch ein Epitaph für Hans Stattmiller aus dem Jahr 1633 ist in der Friedhofskirche St. Sebastian in Schongau vorhanden4). Bei dem auf diesem Gemälde aufgeführten Augustin Stattmiller handelt es sich wohl um einen Nachkommen des bereits 1588 verstorbenen Augustin Stattmiller5).

Textkritischer Apparat

  1. Kein Abstand zwischen Gewes=/en und die.
  2. Zwischen Marthin und Andre kein Abstand.
  3. Das Folgende in verkleinerter Schrift.
  4. Es folgt ein Schlußornament.

Anmerkungen

  1. Freundliche Mitteilung von Herrn Franz Grundner, Stadtverwaltung Schongau.
  2. Vgl. Thieme/Becker, Künstlerlexikon 30, 38.
  3. Vgl. Nr. 296.
  4. Vgl. Nr. 312.
  5. Vgl. Nr. 174, Nr. 161.

Nachweise

  1. Hofmann, Geschichte Schongau 46 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 225 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0022501.