Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 216 Schongau, Stadtmuseum (ehem. Spitalkirche St. Erasmus) Anf. 17. Jh.

Beschreibung

Jakobsbrüdertafel. Bild auf Leinwand mit 16 Bildern mit der Legende vom Hühnerwunder1) (Inv. Nr. 1067). Ursprünglich aus St. Jakob in Wildsteig. Im Dachraum der Hl.-Geist-Kirche in Schongau viele Jahre gelagert. Laut Gribl 1964/65 entstellend renoviert, dabei auf eine dünne Holzplatte aufgezogen. 1986 nochmals renoviert und die Übermalung aus den 60er Jahren wieder entfernt. Öl auf Leinwand.

Das Bild zeigt die Jakobslegende in vier Bildreihen zu vier Bildern. Die ersten 15 Bilder (I) erzählen die Legende, das letzte Bild (II) stellt den Bezug zur Jakobskirche in Wildsteig her. Unter jedem Bild befindet sich eine Beischrift. Bei Bild 1–14 ist die Beschriftung einzeilig, bei Bild 15 zweizeilig.

Maße: H. 130 cm, B. 123 cm, Bu. 1,8 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

I.

  1. 1.Erstlich von hauß hin gehen die from(m)en 2.seindt in ein Statt Gellferach kom(m)en 3.Bey einem würdt Zue Zöhren Dracht 4.alda auch Ligen vnd bleiben dnacht 5.gefenckhlich würdt da eingefierdt 6.khlagt an den Brueder der falshe würdt 7.willig war der vnshuldig Sohn 8.mit Trauren giengen die daruon 9.Bidt hie S. Jacob vnd Gott uoran 10.Vnd giengen wider Zue Ihrem Sohn 11.fandt den am galgen noch beij Löben 12.Ich bit hie wolt mein sohn mir göben 13.da wirdt der Sohn vom galgen glasse(n) 14.Vnd giengen dahaeim ihre Strassen 15.Der falshe würdt dass Recht vergösse(n) also Wirdt im / da wider gmössen.

II. Unter dem letzten Bild der Tafel

  1. Unter dem letzten Bild der Tafel Gott vnd dem Apostel S. Jacob ist diß Gotshauß eingeweicht Zu lob Vnd diß Zue Ehren aufgericht Hilft allen Den Der in anspricht.

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Laut Gribl ist die Tafel aus Wildsteig zeitlich und inhaltlich von der Peitinger Tafel (Nr. 208) abhängig, sie zeigt allerdings Varianten zur Peitinger Fassung. So ist bei der Tafel aus Wildsteig die Mutter mit auf Pilgerfahrt. Die Tochter des Wirts ist als Aufwartende in der Speiseszene, als Handelnde beim Becherversteck, nicht aber als Bestrafte nach der wunderbaren Errettung des Sohnes zu sehen. Gehängt wird allein der Wirt. Bei den Beischriften fällt vor allem auf, daß als Ort der Handlung statt des in der Peitinger Tafel genannten Minikus (San Domenico della Calzada) das in der Legendenvariante des Hermann von Fritslar als Handlungsort genannte Gelferach (Gelferate) genannt wird1).

Anmerkungen

  1. Vgl. Gribl, Legende 45f.

Nachweise

  1. Gribl, Legende Abb. 62; Hofmann, Heimatmuseum 60; Reinhardt, Stadtmuseum Schongau 6–7.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 216 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0021602.