Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 214 Weilheim, Friedhofskirche St. Salvator u. St. Sebastian (Betbergk.) um 1600

Beschreibung

Gemaltes Epitaph für die Familie Mair (Fragment?). Im Chor an der Südseite. Ursprünglich an das Gewölbe anstoßend, an der Wand der Gräberhalle, die bis zu ihrem Abbruch im Jahre 1839 an der westlichen Friedhofsmauer stand1). 1895 in der Vorhalle2). Segmentbogenförmige Tafel, Holz. Oben in einem kapellenähnlichen Raum auf der linken Seite der durch seinen Wappenschild gekennzeichnete Vater, Hans Mair, mit acht Söhnen, auf der rechten Seite die Mutter, zu deren Füßen sich ebenfalls ein Wappenschild befindet, und die sieben Töchter der Familie3). Davor auf einer gemalten Tafel in Rollwerkrahmen eine gereimte Inschrift in zwei Spalten. Die Tafel wurde im 19. Jahrhundert durch den Weilheimer Maler Anton Mangold renoviert4).

Maße: H. 61 cm, B. 200 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

Linke Seite

  1. Die handt gottes in sveldta) mich fiert, Aufs Herren wort ich bald Citiert. Den vor mir ligenten hauffen bein, Weliche all Zerstreit vnd Dirr sein. Durch Gotts beuelch, vnd auff mein wordt, Kam jedes Pain gleich an sein ordt.

Rechte Seite

  1. Mit haut und fleisch artlich vmbgeben Darein Gott schuef sein geist vnd Leben. Weil Christus vnser haupt ich sag, Frelich erstund am tritten tag. Seine glider werden auch erstohn Als Gott beym Ezehiel deit an. Am 37. Cap(itel)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

Nach Ez 37,1–8.

Versmaß: Deutsche Reimverse.

 
Wappen:
Mair5), unbekannt6).

Kommentar

Die Inschrift und das Gemälde stammen wahrscheinlich ebenso wie das Epitaph für Wolf und Anton Thumperger (Nr. 265) von Elias Greither d. Ä. bzw. aus seiner Werkstatt7). Der Kontext dieser segmentbogenförmigen Tafeln – wie sie sich auch beim Thumpergerepitaph findet – ist unklar. Eventuell verdankt sich die Form der ursprünglichen Anbringung in der nicht erhaltenen Gräberhalle. Zu erwarten wäre der Zusammenhang mit einem Andachtsbild und einer Stifter- bzw. Gedenkinschrift für die betroffene Familie. Der Text aus der Ezechielapokalypse läßt eine Darstellung der Auferstehung des Fleisches nach diesem Text erwarten.

Hans Mair war Bierbrauer und im Jahre 1586 einer der je zwei Verwalter der Heiliggeist-Spitalstiftung und 1593 noch Mitglied des Inneren Rates8).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, wohl für ins veldt.

Anmerkungen

  1. SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 28; Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 3 und 12; Kdm OBB III (Weilheim) 734. Die Gräberhalle wurde auch die ‚Lange Kapelle’ oder das ‚Spenesbergersche Gräbniß’ genannt, weil die mittlere Abteilung die Grablege der Familie Spenesberger war. Nördlich befand sich die Grabstätte des Brauers Hans Mair und seiner Ehefrau Anna und südlich war die der Familie Thumperger (vgl. auch Nr. 217 und 265). Die Halle war 27 Fuß lang und 7 Fuß tief, sie bestand aus drei Arkadenbögen. 1861 wurde sie umgebaut, um als Priestergrablege zu dienen. Sie fiel jedoch bereits 1875 der erneuten Erweiterung des Friedhofes zum Opfer.
  2. Kdm OBB III (Weilheim) 734.
  3. Schmidtner, SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 29, gibt an, daß bei den Männern der Name „Hans Mair“ und bei der Frauenseite „An(n)a Mairin“ gestanden hat.
  4. Schmid, Unbekanntes aus Kirchenschatz 53; Helm, Elias Greither 25; Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 78.
  5. Bg1 52.
  6. Quadriert, 1 und 4 rot, 2 auf weißem Feld Burg, 3 weiß. Das gleiche Wappen findet sich auf dem Gemäldeepitaph für Anton Thumperger als Wappen der dritten Ehefrau vgl. Nr. 265 .
  7. Helm, Elias Greither 25.
  8. Böhaimb, Chronik 61; Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 12; SAW Archivbibliothek Nr. 268.

Nachweise

  1. SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 28f.; Böhaimb, Chronik 72 (erwähnt); Schmidtner, Weilheims Friedhöfe 12; Kdm OBB III (Weilheim) 734; Schmid, Unbekanntes aus Kirchenschatz 51–53 (mit Abb.); DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 549; Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 77f.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 214 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0021408.