Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 206 Füssen, Staatsgalerie im Hohen Schloß 2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Gedenkinschriften für die Klostergründer Welf VI. und Welf VII. und Bild-Beischriften auf Spruchbändern auf dem Tafelbild letzte Rast oder Vorbereitung zur Kreuzannagelung Christi (Inv. Nr. 4653). Ursprünglich an unbekanntem Ort im Kloster Steingaden. Die Tafel gelangte im Zuge der Säkularisation des Klosters Steingaden 1804 in bayerischen Staatsbesitz. Zunächst wurde die Tafel im Depot der Filialgalerie in Augsburg verwahrt. 1915 kam das Bild in die Staatsgalerie Burghausen, 1935 ins Depot der Alten Pinakothek, München, bereits 1939 ein erstes Mal in die Staatsgalerie Füssen. Nach einer Kriegsauslagerung in Neuschwanstein wurde das Bild von 1947–1961 wieder in der Staatsgalerie Füssen gezeigt, 1961–77 war es im Depot der Alten Pinakothek, ab 1977 am heutigen Standort1).Tafelbild auf Nadelholz in zwei Zonen geteilt. Oben Darstellung der Vorbereitungshandlungen zur Annagelung Christi ans Kreuz. Die Spruchbänder befinden sich links unter einer Darstellung Jerusalems (I), links von der Mitte unter dem gefesselten Christus (II), rechts von der Mitte (III) und ganz rechts am Kreuz (IV). Untere Zone: die Stifter des Prämonstratenserklosters Steingaden. Kniend halten sie oberhalb des Welfenwappens die Fassade der Klosterkirche Steingaden. Die Inschrift in der linken Rollwerkkartusche bezieht sich auf Herzog Welf VI., die in der rechten auf seinen Sohn, Herzog Welf VII. 1977 vor der Neuaufstellung in Füssen restauriert.

Maße: H. 152 cm, B. 131 cm, Bu. 1 cm (I–IV), 2 cm (V–VI).

Schriftart(en): Fraktur.

© bpk | Bayerische Staatsgemäldesammlungen [1/1]

  1. I.

    Warlich er hat vnnser kranckhait hingenumen · vnnd / Vnssern schmertzehat er gedragen · ESA(IA) L III CAP(ITVLVM)

  2. II.

    Du hast mich machen dienen in deinen sinnden, du hast mir arbaidt / geben in aller Deiner Boshaitten · ich binß ich binß · der abtilckt / die boshait, von meinentwegen, vnnd deiner sind will / ich nit gedenckena) · ESA(IA) · XXXXIII ·

  3. III.

    Wir wellen in verdamen mit dem schmelistden / dot das wir doch sehen wie ersamlich auch wie / gedultig er doch sein well · SAPIENCI(AE) 2 ·

  4. IV.

    Er ist mit den boshaftigen ver/vrtailt worden · ESA(IA) · 53 · LVC(AS) · 22 ·

  5. V.

    Vuelfo Dux fundauit Mo=/nasterium istud Anno · 1 · 1 · 47 · / Obyt Anno · 1 · 1 · 91 · In / Die Lucieb) ·

  6. VI.

    Vuelfo filius eius in / Italia peste interijt · Anno / · 1 · 1 · 67 · Sed hic ossa eius / translata et reposita ·

Übersetzung:

Herzog Welf gründete im Jahre 1147 dieses Kloster. Er starb am Tag der Hl. Lucia im Jahre 1191. (V)

Sein Sohn Welf starb in Italien an der Pest im Jahre 1167. Aber seine Gebeine sind hierher überführt und wieder bestattet worden. (VI)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach Jes 53,4. (I)
  • Jes 43,24–25. (II)
  • Weish 2,19–20. (III)
  • Jes 53,4–5; Lk 22,37. (IV)

Datum: 1191 Dezember 13. (V)

Wappen:
Steingaden Stifterwappen2).

Kommentar

Die Bildtafel wird aufgrund stilistischer Kriterien einem Allgäuer Meister zugewiesen.

Die Bildtafel hat durch die Beschriftung am unteren Bildrand die Funktion einer Gedächtnistafel für die beiden Gründer des Klosters Steingaden, Welf VI. und Welf VII. Der Text auf den Rollwerkkartuschen und den Denkmälern des 18. Jahrhunderts, ist jeweils identisch mit der auf dem 1527 errichteten Hochgrab der Gründer3). Zur Schrift vgl. auch Einleitungskapitel LII.

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein Rankenornament.
  2. Letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Für Auskünfte zur Geschichte des Bildes sei Herrn Dr. Martin Schawe, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, gedankt.
  2. Zimmermann, Klosterheraldik 155. Greifenlöwe, als Symbol für die welfischen Stifter.
  3. Vgl. Nr. 110†.

Nachweise

  1. Goldberg, Staatsgalerie Füssen 53, 55, 63f. Abb. 47.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 206 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0020606.