Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 196 Steingaden, Pfarrkirche Johannes d. Täufer (ehem. Stiftskirche) 1593

Beschreibung

Glocke, sog. Versehglocke. Auf dem Südturm, südöstliche Glocke. An der Schulter Umschrift zwischen zwei Stegen, am unteren Steg Kleeblattbogenfries (I). Am Wolm drei Stege, am Schlag eine weitere Umschrift zwischen zwei Kordelstegen (II). An der Flanke Relief Hl. Michael mit Schwert und Seelenwaage (unter dem Inschriftenbeginn), gegenüber Wappenschild. Am Schlag, innen und außen, später mit Hilfe einer Schablone aufgespritzte Zahl, möglicherweise bei Glockenabgabe während des ersten oder zweiten Weltkrieges aufgetragen.

Maße: H. 70 cm, D. 86 cm, Bu. 3 cm (I), 2,3 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    + LAVDATEa) DOMINVM DE COELIS, LAVDATE EVM IN EXCELSISb)MDLXXXXIII

  2. II.

    + MARIA MATER GRATIAE MATER MISERICORDIAE TV NOS AB HOSTE PROTEGE ET IN HORA MORTIS SVSCIPEb) ∙ WOLFGANNG STEGER MONACHII ME FECIT

Übersetzung:

Lobet den Herren im Himmel, lobet ihn in der Höhe. (I)

Maria, Mutter der Gnade, Mutter des Erbarmens, beschütze du uns vor dem Feind und nimm uns in der Stunde des Todes auf. Wolfgang Steger aus München machte mich. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ps 148,1. (I)
  • Hymnus: Memento salutis auctor1). (II)
Wappen:
Gallus Theininger2).

Kommentar

Dem Wappen zufolge wurde die Glocke von Abt Gallus Theininger (1580–1606) in Auftrag gegeben3).

Als Glockengießer nennt sich Wolfgang Steger aus München. Es dürfte sich um Wolfgang Steger den Jüngeren handeln, den Ernst für die Jahre 1555 bis 1596 als Glockengießer in München nachweist4).

Textkritischer Apparat

  1. Erstes A verkleinert zwischen L und V eingestellt.
  2. Nachfolgender Worttrenner blütenförmig.

Anmerkungen

  1. Die Strophe Maria mater gratiae ... ist Bestandteil zahlreicher Hymnen u.a. der Kleinen Horen des Officium parvum B.M.V. aber auch ein Bestandteil gängiger Commendatio animae-Gebete und damit eine beliebte Inschrift auf Versehglocken, vgl. dazu DI 64 (Querfurt) Nr. 82†.
  2. Zimmermann, Klosterheraldik 154f., davon abweichend hier kein Dreiberg o.ä., Posthorn oben in der Mitte von einem fünfstrahligen Stern begleitet. Über dem Wappenschild Mitra und Abtsstab.
  3. Zu Gallus Theininger vgl. Nr. 232†.
  4. Ernst, Beiträge 63.

Nachweise

  1. PfA Steingaden F: II, 3, p. 12; PfA Steingaden F: II, 5.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 196 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0019604.