Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 191 Weilheim, Friedhofskirche St. Salvator u. St. Sebastian (Betbergk.) (1591)

Beschreibung

Bildbeischriften zu Deckenmalereien im Chor. Gewölbefelder mit einem Zyklus der zwölf Apostel, dabei zwei Wappenkartuschen. In den beiden westlichsten Gewölbefeldern je zwei Apostel. Namen der Apostel jeweils unterhalb auf hellen Schriftbändern in schwarzer Farbe aufgemalt. 1867 bei der neugotischen Neuausstattung der Kirche übermalt, dafür angepickt. 1906 erneut freigelegt und restauriert, dabei Figuren und Schriften nachgezogen1).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

I. Westliches Joch, Nordseite, westliches Feld

  1. S · / Jacobus . / Simona) .

II. Westliches Joch, Nordseite, östliches Feld

  1. S · Thomas.

III. Chorpolygon, Nordseite, westliches Feld

  1. S · Jacobusb)

IV. Chorpolygon, Nordseite, östliches Feld

  1. S · Philippusb)

V. Chorpolygon, nordöstliches Feld

  1. S · Petrusb)

VI. Chorpolygon, südöstliches Feld

  1. S · Andereasb)

VII. Chorpolygon, Südseite, östliches Feld

  1. S · Bartolomäusb)

VIII. Chorpolygon, Südseite, westliches Feld

  1. S · Joannesb)

IX. Westliches Joch, Südseite, östliches Feld

  1. S · Matthäusb)

X. Westliches Joch, Südseite, westliches Feld

  1. S · Mathias. / S Thadeusb).

 
Wappen:
Bayern, Lothringen.

Kommentar

Zur zeitlichen Einordnung der Ausmalung der Friedhofskirche vgl. Nr. 192.

Die Schriftzüge der Wandmalereien wurden bei der Freilegung 1906 nachgezogen. Daher ist der originale Befund der Schrift schwer nachzuvollziehen. Es lassen sich grob zwei verschiedene Schriftausprägungen innerhalb des Apostelzykluses unterscheiden. Ein Typ ist im Mittellängenbereich sehr gestreckt (vgl. II–IX). Bei dem anderen Typ (vgl. I und X) ist das Verhältnis zwischen Mittel- und Ober- und Unterlängenbereich eher ausgewogen. Es läßt sich hier jedoch nicht mehr feststellen, ob diese unterschiedliche Schriftgestaltung bereits im Originalzustand so bestand, oder ob es sich hier um „Restauratorenhände“ handelt. Für letzteres spricht der Befund bei einzelnen Beischriften des Passionszykluses (Nr. 192). Hier scheint an einigen Stellen die Originalbeschriftung hinter der darübergemalten Inschrift hervor (z. B. 192, III). Zur Schrift vgl. auch Einleitungskapitel LII.

Die (originale) Ausmalung stammt von Elias Greither d. Ä. Nach Zohner weisen das bayerische und lothringische Wappen darauf hin, daß das bayerische Herzogspaar, Herzog Wilhelm V. (1579–1597) und seine Gemahlin, Renata von Lothringen (geb. 1544–1622), Stifter der Ausmalung waren2). Zottmann vermutet, die Stiftung dieser Fresken könnte der Anlaß für Elias Greithers Ansiedelung in Weilheim gewesen sein. Greither war demnach ein Schüler des Münchner Hofmalers Christoph Schwarz, der ihn für die Weilheimer Fresken empfohlen haben könnte3).

Textkritischer Apparat

  1. S vor den Apostelnamen auf halber Höhe für beide Namen.
  2. Es folgt ein Rankenornament.

Anmerkungen

  1. Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 52. Anläßlich der Restaurierung 1906 wurde im Scheitel der dem Chor zugewandten Seite des Chorbogens eine gemalte Restaurierungsinschrift in einer kreisförmigen Rollwerkkartusche angebracht: Aufgedeckt / und Restaurirt. / Anno Domini / 1906.
  2. Zohner, Bartholomäus Steinle 97; ähnlich Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 51, Anm. 114: Heberlein vermutet lediglich eine finanzielle Beteiligung.
  3. Zottmann, Kunst 7.

Nachweise

  1. Zottmann, Kunst Taf. XIV, XV; Zohner, Bartholomäus Steinle 97; Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 51f.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 191 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0019104.