Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 183† Weilheim, Schießstätte (abgegangen) um 1590

Beschreibung

Gedenkinschrift an Jagdaufenthalte Herzog Ferdinands in den Jahre 1582 und 1586. Die Inschrift befand sich an einer Wand, die zum Treppenhaus des Schießstättenhauses gehörte. Neben dem Gedicht war das Bild eines Hirsches.

Beschreibung und Text nach Böhaimb, Chronik.

  1. Als man zehlet zwey JahrDas Achzigst woll umher warDen 9. September ist geschehenDaß man bey unß hat schiess’n g’seh’nHerzog Ferdinand hochgebohrenKam mit Junckhern auserkhornUnd andern Dieneren mehrDie er mit sich gebracht hieherViel thät Er jagen und BürschenBis er erlegt disen HirschenEs sollen ergötzen, sprach er RitterlichWeilheims Schützen darüber sichAemsig eilig trug man die scheiben herZu Thoman Aelbel SporerWelcher Zu Ihr Fürstlich Gnadam Nächsten Zuegestochen hatsagt, ob er will Zufriden seinund den Hirsch fürs ander nemmen einso woll Er ihn darmit begabenund anstatt sein das ander habenDan also wolt Ihr Fürstlich GnadDer Hirsch soll bleiben bey der Statter nambs Zu hochen Gnaden andrauf eilt der Edle Fürst darvonnach all Ihm erzeigter Ehrbreisens Zur gedächtnus immermehrDer Lieb Gott geb dem Fürsten Zarthie frid und freud zu aller fahrtEr sey Zu wasser oder Landschweb ober Ihm mit starker Handauf das Er bald widerumb hieher Zu uns mit freuden khumb.Als verloffen seind Zwey Jahr86 man Zehlet fürwahrden 20. Heumonats Taggeschah das widerumb hier lagFerdinand der Edle Fürstals Er Zu nachts von Minchen birschtund jagt im wald hin und widerschosß Er ein guetten hirschen nidergedenckt mit gnaden an uns hereinsprach der hirsch mueß den schitzen seinsobald wir das herin vernomenmit freuden seind auf Zihlstatt khomenein ieder sich befleisset rechtdas er den hirschen g’winnen mechtVeith Mentzinger vor allender liesse ihm den hirschen g’fallenbekombt den hirsch mit bestem d’robder First ihm gabe guettes LobReitt alsobald in grienen WaldEdler Fürst Zu unß khomme baldund mache unß ein andere FreudDer Höchste Gott schütz Dich allzeitall glick und hail Dir wolle gebenden friden und ein langes Lebenden hirschn Er Dir auch belohn’aldort mit der ewigen Kron’und gebe woll nach dieser Zeitdie ewige Glückseeligkeit.

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Datum: 1586 Juli 20.

Kommentar

Herzog Ferdinand (1550–1608) war der Bruder des bayerischen Herzogs Wilhelm V. (1579–1597). Er wurde von seinem Vater Herzog Albrecht testamentarisch mit der Grafschaft Haag, der Herrschaft Hohenschwangau sowie Stadt und Gericht Schongau ausgestattet1).

Der im Gedicht erwähnte Thomas Aelbel, ein Sporer also Hersteller von Sporen, ist nach Böhaimb in einer Urkunde über eine Weilheimer Grundstücksangelegenheit erwähnt2).

Anmerkungen

  1. Vgl. HAB Altbayern I, 59 (Grafschaft Haag) 241.
  2. Böhaimb, Chronik 213.

Nachweise

  1. Böhaimb, Chronik 213–214.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 183† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0018308.