Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 168 Weilheim, Friedhofskirche St. Salvator u. St. Sebastian (Betbergk.) 1584

Beschreibung

Glocke. Auf der größeren von zwei Glocken (vgl. Nr. 269). Auf beiden Seiten der Flanke eine Darstellung des Gekreuzigten mit Maria und Johannes. Um die Glocke ziehen sich drei Inschriftenbänder, zwei an der Schulter (I, II), eines am Schlagwulst (III). Die beiden aneinanderstoßenden oben und unten durch einen Steg eingefaßt und durch einen Steg getrennt. Das untere Schriftband ist nach oben durch einen schmalen Steg, und nach unten durch einen breiteren eingefaßt. Der hölzerne Balken der Aufhängung datiert auf 17301).

Maße: H. 66 cm, D. 78 cm, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    ANNO DOMINI · M · LXXXI · FACTA SVM PRIMO

  2. II.

    ANNO · M · CCCC · LXXXI · RENOATAa) SVM

  3. III.

    FVSA SVM A THOMA STICKL SVB AEDILIBVS WOLFGANGGLANER ET MARTIN GEBHART: ANNO . M . D . LXXXIIII .

Übersetzung:

Zum ersten Mal bin ich im Jahre des Herrn 1081 geschaffen worden. (I)

Im Jahre 1481 bin ich erneuert worden. (II)

Ich bin von Thomas Stickl unter den Bürgermeistern Wolfgang Glaner und Martin Gebhart im Jahre 1584 gegossen worden. (III)

Kommentar

Neben der Nennung der beiden Stifter und des Glockengießers geben die Inschriften Auskunft über eine Vorgängerglocke, die 1081 angefertigt und 1481 erneuert worden sein soll. Die Renovierung der Glocke im 15. Jahrhundert fällt in eine Zeit, in der mutmaßlich das Presbyterium erbaut wurde und die Stiftung eines Benefiziums erfolgte. Daher stellt Heberlein die Überlegung an, daß die Erneuerung der Glocke mit dieser Stiftung in Zusammenhang gestanden haben könnte. Heberlein vermutet ebenso, daß die Glocke ursprünglich vom Turm von St. Pölten, der ältesten Pfarrkirche Weilheims, stammte2).

Thomas Stickl war Glockengießer in Weilheim. Er schuf auch die Glocken in Eglfing, Hohenberg und in Magnetsried3).

Wolfgang Glaner d. Ä. war Gold- und Silberschmied und Bürgermeister in Weilheim4). Er fertigte den Kokosnußpokal, der sich im Weilheimer Stadtmuseum befindet, vgl. Nr. 169.

Martin Gebhardt war Zinngießer und ist zwischen 1597 und 1620 als Pfleger des Heilig-Geist-Spitals nachweisbar5).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. 1730 / R // MM, dazwischen eine Marke, vgl. auch Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 16.
  2. Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 5f., bes. Anm. 7 und 8; vgl. zur Baugeschichte und zum Benefizium auch Böhaimb, Chronik 71f.
  3. Vgl. Nr. 176†, Nr. 245, Nr. 204†.
  4. Helm, Stadtmuseum 178; vgl. zu Wolfgang Glaner auch Nr. 169 und 192.
  5. Heberlein, Was ihr dem geringsten 503f.; vgl. auch Nr. 192.

Nachweise

  1. SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 16f. (Text nur in dt. Übersetzung); Böhaimb, Chronik 71 (Text nur in dt. Übersetzung); Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 5.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 168 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0016801.