Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 164 Weilheim, Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt 1582

Beschreibung

Wappengrabplatte für Wolf Georg Präntl und seine Ehefrau Anna, geb. Offenheimer. Innen, in der ersten nördlichen Seitenkapelle von Osten (Rastkapelle), an der Westwand.

Erhabene Umschrift mit Bibelzitaten (I). Im oberen Bereich des Feldes ein querrechteckiges Inschriftenfeld in Rollwerkrahmen, an den vier Ecken sowie unten in der Mitte Engelsköpfe. Die auf diesem Inschriftenfeld auf acht vertieften Zeilen befindliche Inschrift (II) ist wie die Randschrift erhaben gearbeitet. Die einzelnen Zeilen sind durch Stege getrennt. Im unteren Teil zwei Vollwappen in einem halbkreisförmigen, nach oben offenen Lorbeerkranz. Unten ein nackter Knabe, der sich mit einem Arm auf einen Totenkopf stützt und mit der linken Hand eine Sanduhr hält, die auf seinem linken Oberschenkel steht. An der rechten Seite, über den Füßen des Knaben, befindet sich eine kleine aufwendig gerahmte Tafel mit einem vertieft gearbeiteten, lateinischen Bibelzitat (III).

Maße: H. 205 cm, B. 98 cm, H. des Schriftfeldes: 43 cm, B. des Schriftfeldes: 57 cm, H. des Schrifttäfelchens 12 cm, B. des Schrifttäfelchens 10 cm, Bu. 7 cm (I), 3,8 cm (II), 2,1 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (I, II), Kapitalis (III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

I. Randschrift

  1. Wir Sterben alle · vnd V[er.......]ena) · wie / die Wasser in die Erden die nit widerkhom(m)en · 2 · reg 14 Dan alles fleisch istb) gras / Vnd all · sein herligkeit · wie bluem Das / gras · verdort · die bluem istb) abgefalle(n) · Dan der wind des Her(r)n hatb) dreinblast · esa : 40 ·

II.

  1. An(n)o d(omi)ni · 15 · 82 · den · 19 · Maij Starb / Der Edl vnd vest Wolff georg präntl / Zu Irnsing vnd Bestnackhert · pfleger / alhie An(n)o · 15 · 81 · den · 18 · martij Starb / Die Edl vnd Erentugenthaffte Fraue / Anna Bräntlin geporne Offenhamerinc) / foermelts Bräntls Hausfrau gewest / dero Selen Gott genedig sein Welle Amen

III.

  1. MEMOR ES=/=TO IVDICII / MEI : SIC EN=/=IM ERIT ET / TVVMd) : ECCLEe) : 38

Übersetzung:

Du sollst mein Urteil bedenken, denn ebenso wird deines sein.

    Bibel- und Schriftstellerzitat(e): 2 Sam 14,14; Jes 40,67 (I); Sir 38,23. (III)

 
Wappen:
Präntl1), Offenheimer2).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel XLV und XLIII.

Die Grabplatte wurde wahrscheinlich von dem Weilheimer Bildhauer Adam Krumpper (1542/43–1624/25), dem Vater von Hans Krumpper (um 1570–1634), geschaffen3).

Wolf Georg Präntl war der Sohn des Georg Präntl und der Rosina, geb. Aresinger. Von seinem Vater erhielt er den Edelsitz Irnsing und die Hofmark Pestenacker4). Er erhielt 1566 die Pflege Weilheim, die er bis 1582 inne hatte. Laut Hundt war er vorher am herzoglichen Hof tätig. Er war verheiratet mit Anna, geb. Offenheimer. Sie hatten drei Kinder, Wolf Erhart, Hans Georg und Katherina5).

Textkritischer Apparat

  1. Erheblicher Teil der Buchstaben ausgebrochen; Schaftansätze auf der Grundlinie noch erkennbar; ergänze evtl. zu Verschleifen.
  2. Ohne Abstand zwischen den beiden Wörtern.
  3. Erstes f geht in die Unterlänge, zweites f endet auf der Zeile, Böhaimb, Chronik 88, liest wohl deshalb Oftenhamerin.
  4. Zweites V verkleinert in erstes V eingestellt.
  5. Zweites C verkleinert in erstes C eingeschrieben, zweites E verkleinert über den Balken des L gestellt.

Anmerkungen

  1. BayA1 30.
  2. BayA1 168.
  3. Sauermost, Weilheimer 26; Mauthe/Schmid, Mariae Himmelfahrt 16; Damrich, Stadtpfarrkirche Nr. 43. Zu Adam Krumpper und dieser Zuweisung vgl. auch Thieme/Becker, Künstlerlexikon 22, 11f.
  4. Irnsing, Edelsitz, heute Stadt Neustadt a. d. D., Lkr. Kehlheim/NB., vgl. HAB Altbayern I, 46 (Ingolstadt) 297. Pestenacker, Hofmark, heute Gde. Weil, Lkr. Landsberg am Lech, vgl. HAB Altbayern I, 22/23 (Rauhenlechsberg) 113.
  5. Vgl. Hundt/Lieb, Stammenbuch 3, 541f. Zur Pflege Ferchl, Behörden 1271. Abweichend Gast, Geschichte Finanzamt, Anl. 1: nach ihm hatte er die Pflege nur bis 1577 inne.

Nachweise

  1. Böhaimb, Chronik 88; Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 16; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 568f. (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 164 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0016403.