Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 160 Weilheim, Friedhofskirche St. Salvator u. St. Sebastian (Betbergk.) 1581

Beschreibung

Grabtafel der Barbara Schravogl, geb. Eisvogl. Vorhalle, Westwand, nördlich des Denkmals Englhart (Nr. 155). Nach Angabe von Schmidtner bis 1867 zusammen mit der Tafel für den Ehemann (Nr. 167) und einer Wappentafel, an der westlichen Wand der Friedhofskirche1). Messing. Querrechteckige Schrifttafel mit umlaufender Rahmenleiste mit Inschrift (II). Unter Inschrift (II) ein Spruch (III), links und rechts neben dem Spruch, auf zwei nachträglich, jedoch noch vor dem Guss angebrachten, kleinen rechteckigen Feldern2) Angabe zur Verstorbenen (IV). Oben durch aufeinander zulaufende langgestreckte Voluten gebildeter „Auszug“ mit Jahreszahl (I), die durch eine kleine Sanduhr unterteilt ist. Unten, mittig, an das Schriftfeld angehängt, ist ein Wappenschild angebracht.

Maße: H. ca. 24 cm, B. ca. 36 cm, Bu. 2,7 cm (I), 1 cm (II), 0,9 cm (III), 0,6 cm (IV).

Schriftart(en): Arabische Ziffern (I), Fraktur (II, IV), Kapitalis (III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    15 // 81a)

  2. II.

    Adjb) · 6 · Junij · starb die Erbar vn(d) Tuge(n)tsam Fraw Barbara Eiszuoglin · / Wellicher · wie auch alle(n) Cristglaubige(n) mensche(n) Got genedig vn(d) barm=/hertzig sein Vn(d) ein fröliche auferstehung Zum ewige(n) lebe(n) verleihe(n) wolle. / Amenc).

  3. III.

    VIVE . VT . VIVAS .

  4. IV.

    peter schrauogld) // gweste hausfrau

Übersetzung:

Lebe so, daß du (ewig) leben mögest. (III)

Wappen:
Eisvogl3).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel L.

Die Messinggußtafel kann keiner der bekannten Messinggießereien des 16. Jahrhunderts zugewiesen werden. Eine Augsburger Provenienz erscheint möglich. Für beide Ehepartner wurden Denkmäler dieser sonst im Bearbeitungsgebiet nicht nachzuweisenden Technik angefertigt (vgl. Nr. 167), die wohl in einem Ensemble an der Kirchenwand angebracht waren. Beide Tafeln tragen den gleichen Spruch Vive ut Vivas. Es ist jedoch wohl nicht davon auszugehen, daß die Tafeln gleichzeitig hergestellt wurden, da man dann vermutlich zwei gleiche oder doch aufeinander bezogene Tafeln angefertigt hätte. Auffällig ist die Korrektur auf der Tafel der Ehefrau durch die nach Ausführung des ursprünglichen Entwurfs angebrachten Täfelchen mit dem Hinweis auf den Ehemann.

Über Barbara Eisvogl, die wohl aus dem Weilheimer Geschlecht der Eisvogl stammt4), wie auch über ihren Ehemann Peter Schravogl, ist nichts bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Durch Sanduhr getrennte Jahreszahl.
  2. Zu ‚ad diem’ (am Tag) vgl. DI Passau 67 (Stadt Passau) Nr. 672 und Nr. 674.
  3. Amen rechts unter der Zeile.
  4. Wechsel vom linken auf das rechte Täfelchen.

Anmerkungen

  1. Es ist unklar, ob das heute an die Schriftplatte für Barbara angehängte Wappen diese Wappentafel gewesen sein kann oder ob es sich um eine größere, heute verlorene Wappentafel handelt.
  2. Die Platte wurde wohl in Wachsausschmelzverfahren gefertigt. Für Angaben zur Technik sei Herrn Prof. Dr. Peter Zahn, Inschriftenkommission München, gedankt.
  3. Bg1 22.
  4. Vgl. Nr. 125, Nr. 156.

Nachweise

  1. SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 30; Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 11; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 550; Heberlein, Weilheims Friedhofskirche 81.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 160 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0016005.