Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 123 Wessobrunn, Kloster 1540/1542

Beschreibung

Epitaph für Friedrich von Oberau und seine Gemahlin Ursula. In der Wand des Erdgeschoßganges des Klosters, drittes Joch westlich des Eingangs, westlich der Tür. Ursprünglich in der Klosterkirche neben dem Antoniusaltar1), nach dem Abbruch der Kirche 1810 in eine neue Kapelle im Gästetrakt des Klosters versetzt, von dort an den heutigen Platz. Hochrechteckiges Epitaph aus Sandstein. Unter einem schwebenden Rundbogen ein Gnadenstuhl, der von zwei Engeln mit Leidenswerkzeugen flankiert wird. Darunter, auf Betschemeln, ein sich gegenüber kniendes Ehepaar, der Mann im Harnisch, die Frau mit Rosenkranz in den Händen, zwischen ihnen ein Allianzwappen. Darunter erhabene Inschrift in sieben Zeilen durch Stege getrennt (I). In den Ecken des Epitaphs vier Wappenschilde, wobei die oberen zwei in den Zwickeln des Rundbogens von Putten gehalten werden. Auf dem linken Betschemel ist eine Jahreszahl in arabischen Ziffern eingeschlagen (II), daneben ein Graffito (III).

Maße: H. 205 cm, B. 88 cm, Bu. 3,5 cm (I), 3cm (II), 1,5 cm (III); Schriftfeld: H. 45 cm, B. 79 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (I), Arabische Ziffern (II), Kapitalis (III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. I.

    1539a) den 8 tag aprill Starb der Edell / Vnd · vest · fridrich · Von · Ober · Au · der · Zeit / Pfleger zub) rauch lechsperg dem Got g(n)adc) / 15⟨42⟩ am ⟨xvi⟩ tag ⟨augusti⟩ Ist gestorben Die / Tugentsam frau Vrsula obgenants / Pflegers Hausfrad) der Gott / Gnad Vnd parmhertzig Seye)

  2. II.

    1540

  3. III.

    I: FR[IDRI]CH

Wappen:
Oberau2), unbekannt3).
unbekannt4)unbekannt5)
unbekannt6)unbekannt7).

Kommentar

Friedrich von Oberau wird in der Inschrift als Pfleger zu Rauhenlechsberg bezeichnet8). 1530 wird er als „richter und diener des Gotzhauß“ Wessobrunn erwähnt9). Im Zusammenhang der Eheschließung der Tochter Anna mit Erasmus von Gebeck bezeichnet ihn Hundt/Lieb als Pfleger von Schongau10). Friedrich von Oberau hat für den Antoniusaltar, neben dem er beigesetzt wurde, ein neues Altarblatt gestiftet11).

Aus späterer Zeit stammt vermutlich das Graffito eines I. Friedrich (III). Hager ordnete das Graffito der Jahreszahl zu und hielt es für eine Künstlerinschrift. Er nahm daher an, die Grabplatte sei wohl von der Ehefrau für den verstorbenen Gatten bei einem Künstler J. Friedrich in Auftrag gegeben worden12).

Textkritischer Apparat

  1. 1 in Form eines I mit rechtem Nodus.
  2. Über u ein übergestelltes o.
  3. Kürzungszeichen über g.
  4. Sic!
  5. Die letzten beiden Zeilen wegen der Wappen auf beiden Seiten eingerückt.

Anmerkungen

  1. Andrian-Werburg, Wessobrunn 27 und 36.
  2. Zwei Sparren. Das Wappen entspricht genau dem der Familie Obernau, die in Nr. 174 erscheint.
  3. Ein bekleideter Arm, einen Schlüssel haltend.
  4. Stehender Mann mit Spieß.
  5. Auffliegender Vogel.
  6. Bekrönter Adler, einen Ring im Schnabel.
  7. Ein Köcher.
  8. Rauhenlechsberg, Herzoglich-bayerisches Pfleggericht. Vgl. HAB Altbayern I, 22/23 (Rauhenlechsberg) 203–206.
  9. Hager, Wessobrunn 290.
  10. Vgl. Hundt/Lieb, Stammenbuch 3, 326, Vgl. auch Ferchl, Behörden 1230.
  11. Andrian-Werburg, Wessobrunn 27.
  12. Hager, Wessobrunn 290. Er vermutet als Werkstattort dieses Künstlers Landsberg, da sich dort der Familienname im 17. Jahrhundert nachweisen läßt.

Nachweise

  1. Hager, Wessobrunn 290; Andrian-Werburg, Wessobrunn 35f.; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 627 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 123 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0012302.