Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 116 Steingaden, Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer (ehem. Stiftskirche) 1534

Beschreibung

Künstlermonogramm auf Chorgestühl. Im Chor südlich und nördlich an den Längswänden des Psallierchores. Auf dem Gebälkfries. Holz. Stallen mit kassettierten Dorsalien, als oberer Abschluß, unter dem als Vierteltonne ausgebildeten Baldachin, verkröpftes Gebälk. Im Fries, auf blauem Grund, mit aufgesetzten Groteskenreliefs, einzelne Tafeln, durch aufgesetzte Kassettierungen über den Zwischenwangenpilastern geteilt. Vordere Reihe der Stallen modern ergänzt. An beiden Seiten, über der siebenten Stalle von Osten Jahreszahl (I, II), an der Nordseite über der sechsten Stalle von Osten in der Mitte Marke in Schild zwischen Palmettenbögen, unter denen geflügelte Engelsköpfe angebracht sind, an den beiden Seiten der Tafel, ebenfalls in schildförmige Felder gestellt, Initialen (III), über der achten Stalle von Osten drei Wappen durch je eine männliche und weibliche Groteskenfigur mit Palmettenarmen getrennt.

Maße: Bu. 9,5 cm (gemessen 4; I), 7,5 cm (gemessen 4; II), 4,5 cm (gemessen H; III).

Schriftart(en): Arabische Ziffern (I, II), Kapitalis (III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

I. Südseite, über der siebenten Stalle von Osten

  1. 15//34a)

II. Nordseite, über der siebenten Stalle von Osten

  1. 1534

III. Nordseite, über der sechsten Stalle von Osten

  1. H(EINRICH) // S(TARK)b)

 
Wappen:
Steingaden zweites Klosterwappen1), Steingaden Stifterwappen2), Steingaden Klosterwappen3), Marke in Schild4).

Kommentar

Pörnbacher schlägt als möglichen Fertiger des Chorgestühls den Memminger Kistler Heinrich Stark vor 5). Heinrich Stark war im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts an der Herstellung des Memminger Chorgestühles beteiligt6). Da er damals wohl ein bereits arrivierter Meister war, kann es nicht als sicher gelten, daß er 1534 noch tätig war. Der Ornamentfries des Gestühls setzt die Kenntnis der Groteskenmalerei voraus. Zumindest für die Gestaltung des Frieses der achten Stalle von Osten an der Nordseite läßt sich eine konkrete Vorlage des Nürnberger Kupferstechers Georg Pencz nachweisen7).

Textkritischer Apparat

  1. Jahreszahl durch Ornament geteilt.
  2. Auflösung nach Pörnbacher/Pörnbacher, Steingaden.

Anmerkungen

  1. Drei Bäume auf Dreiberg (2. Wappen des Klosters, vgl. Zimmermann, Klosterheraldik 155).
  2. Zimmermann, Klosterheraldik 155. Greifenlöwe, als Symbol für die welfischen Stifter.
  3. Zimmermann, Klosterheraldik 155.
  4. Sparrenfußschaft mit hinterer Oberkopfabstrebe und vorne schaftweise nach oben abgewinkelter Mittelkreuzsprosse.
  5. Vgl. zuletzt Pörnbacher/Pörnbacher, Steingaden 18; auch DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 479.
  6. Vgl. Schauer, Chorgestühl 126.
  7. Vgl. Warnke, Ornamentale Groteske I, 93; II Kat.-Nr. 141; vgl. auch Berliner, Onamentale Vorlageblätter Taf. 66,6.

Nachweise

  1. Hager, Steingaden 141; Kdm OBB II (Schongau) 599, 603, Taf. 79; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 479 (mit Abb.); Pörnbacher/Pörnbacher, Steingaden 18.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 116 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0011607.