Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 100† Weilheim, Friedhofskirche St. Salvator u. St. Sebastian (Betbergk.) 1521

Beschreibung

Bauinschrift. Innen, Vorhalle über dem Portal der Kirche, in der Wand. Seit der Renovierung der Vorhalle 1994 verschollen1). Holz. Quadratische Tafel, in einem Stabwerkrahmen, erhabene Schrift in acht Zeilen.

Text und Beschreibung nach Foto Inschriftenkommission.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Annoa) · domini · 1 · 4 · 4 · 9 · jar / Ward · die · Capell · Oder · die / Kierch · Alda · auf · Dem · pett/perg · Von anfanckb) · Gepaut / Anno · domini · 1· 5 · 2 · 1 · Ana) · S / Onoferus · tag · ward · die · m/aur · umc) · den · gotzacker · an/gefangen · urte · volprachtd)

Datum: 1521 Juni 10.

Kommentar

Nach dieser Tafel wurde im Jahre 1449 die Kirche auf dem Betberg erbaut und im Jahre 1521 der Friedhof von der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt von der Stadtmitte auf den Betberg verlegt2). Die Tafel war 1983 noch vorhanden und wurde bei der Fotokampagne der Inschriftenkommission erfaßt.

Die ungewöhnliche Wortform furte kann unterschiedlich gedeutet werden. Schmidtner normalisiert zu fürter. Am wahrscheinlicheren scheint eine Abwandlung des Adverbs furt in der Bedeutung „fortan, ferner, weiter“. Im Umland von Weilheim (nicht mehr jedoch in der modernen Stadtmundart) wurde das Wort fertig als furte ausgesprochen3).

Textkritischer Apparat

  1. Kapitales A.
  2. Ohne Spatium.
  3. Kürzungsstrich erkennbar, evtl. für um(b)?
  4. t verkleinert, rechts unter der Zeile.

Anmerkungen

  1. Freundliche Auskunft von Herrn Dr. Joachim Heberlein, Weilheim.
  2. Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 2–3.
  3. Zu furt als Adverb vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch IV,1,1,900 und Schmeller, Bayerisches Wörterbuch I, 762. Für diese Auskünfte sei Frau Dr. Andrea Schamberger-Hirt, Kommission für Mundartforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herzlich gedankt.

Nachweise

  1. Böhaimb, Chronik 71; Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 3; Kdm OBB III (Weilheim) 733, Taf. 104; Damrich, 300 Jahre 40; Foto Inschriftenkommission WM MS 7/7; Heberlein, Weilheimer Friedhofskirche 4.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 100† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0010009.