Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 96 Weilheim, Friedhof 1516

Beschreibung

Fragment einer figuralen Grabplatte für den Kaplan Ulrich Rüd. Innen an der südlichen Friedhofsmauer, zweite Platte östlich des mittleren Zugangs. Ursprünglich zusammen mit zwei anderen im Boden des Schiffs der Kirche St. Salvator und St. Sebastian auf dem Betberg. 1839 an die westliche Friedhofsmauer versetzt, dann bei der Erweiterung des Friedhofs 1875 an die südliche Mauer. Unter einem Kleeblattbogen ein Priester in Meßkleidung mit Birett, in seiner linken Hand ein Kelch, die rechte segnend darüber. Rechts und links in den Bogenzwickeln je ein Wappenschild, Wappenbilder erloschen. Beschriftung auf den beiden Längsseiten, rechts oben beginnend. Unterer Teil der Platte fehlt. Fragment oberhalb der Mitte durch einen waagrechten Riß erheblich beschädigt. Schrift bis auf Reste zerstört, bereits 18651) nur noch teilweise lesbar.

Text ergänzt nach Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe.

Maße: H. 175 cm, B. 110 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. Da m[an zelet] M D vnd xvi am Erc[tag --- erste caplan der capelna), dem] Got gnadt

Kommentar

Ulrich Rüd (Ried, Rid, Rüden) war der erste Benefiziat der Kapelle auf dem Betberg. Er war seit 1471 Pfarrer in Wettelzhofen2) und seit 1484 Chorherr im Augustiner-Chorherrenstift St. Ulrich in Habach. Im Jahre 1497 suchte Ulrich Rüd und Johannes Cherlinger, Pfarrer in Obersöchering, beim bischöflichen Ordinariat um den Tausch ihrer Stellen nach. 1502 wird Rüd als Pfarrer von Obersöchering genannt3). Später wird er Propst des Stiftes in Habach4). Da der Bestattete in der Inschrift als der erste caplan der capeln bezeichnet wird, kann die Identifizierung mit Ulrich Rüd als gesichert gelten.

Textkritischer Apparat

  1. Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe ergänzt einige Buchstaben in Klammern, die er offenbar nicht mehr lesen konnte: [er]ste cap[lan der] capeln; nur Caplan, der capeln fehlt SAW Archivbibliothek Nr. 268; ... capeln Böhaimb, Chronik.

Anmerkungen

  1. Böhaimb, Chronik 74: Die Chronik von Weilheim erschien im Jahre 1865 und darin wird angegeben, daß nur Anfang und Ende der Umschrift noch gelesen werden konnte. Dasselbe gibt Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 10, an.
  2. Wettelzhofen = Wilzhofen, Gde. Wielenbach.
  3. Nach Panholzer, Heimatgeschichte 14: um 1504.
  4. Böhaimb, Chronik 74; Gebhardt, Beiträge Habach Nr. 13.

Nachweise

  1. SAW Archivbibliothek Nr. 268 p. 13; Böhaimb, Chronik 74; Schmidtner, Weilheims Kirchhöfe 10; Kdm OBB III (Weilheim) 734; Gebhardt, Beiträge Habach Nr. 13; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 550 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 96 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0009609.