Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 88† Wessobrunn, Klosterkirche, Benediktuskapelle (abgegangen) (1508)

Beschreibung

Grabschrift für Abt Heinrich Zäch (1498–1508) auf einer großen Tafel neben dessen Grab (vgl. die vorhergehende Nummer)1). Im 18. Jahrhundert offenbar bereits verloren2).

Text nach Clm 1928.

  1. Mole sub hac premeris Hainrich venerabilis Abba,Cuius posteritas nomen in astra feret.Alter Wessoprunn fundator iure vocarisPro tantis meritis, innumerisque bonis,Era monasterii exolvendoa) mutua nostriPlurima, pauperiem fersque levasqueb) gravem.Predia sunt per te et bona plurima reddita nobisIamque labore tuo nostra palestra viget.Quis tibi condignas, pater O memorande, rependatGrates pro meritis, muneribusque tuisHinc tibi sydeream Deus optimus annuat arcem,Eterna faciens te requiete frui.Hic tibi perpetui persolvat munera regni,Atque ferat meritis premia digna tuis.Concedatque suam faciem te visere letamc).Clare pater, fauste perpetuoque vale.

Übersetzung:

Unter der Last dieses Steines liegst du, ehrwürdiger Abt Heinrich, begraben, deinen Namen aber wird die Nachwelt zu den Sternen erheben, nennt man dich doch deiner so großen Verdienste und unzähligen guten Taten wegen zu Recht den zweiten Gründer Wessobrunns. Durch die Begleichung sehr vieler Schulden unseres Klosters hast du die bedrückende Armut genommen und gelindert. Auch sind uns dank deines Einsatzes sehr viele (verpfändete) Höfe und Güter zurückgegeben worden, und dank deiner Bemühung steht unser Noviziat schon (wieder) in Blüte.

Wer könnte Dir, rühmenswerter Vater, für Deine Verdienste und Leistungen würdigen Dank abstatten? Möge Dir darum der allgütige Gott das Himmelreich gewähren und Dich ewige Ruhe genießen lassen! Möge er Dir die Gabe seines immerwährenden Reiches zukommen lassen und Dir den Lohn erweisen, der Deinen Verdiensten entspricht! Möge er Dir verleihen, in Freude sein Antlitz zu schauen! Ruhmreicher Vater, lebe wohl, glücklich und ewig!

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Heinrich Zäch wurde von Herzog Albrecht dem Weisen im Jahre 1498 mit zwei weiteren Konventualen aus Scheyern gerufen, nachdem es dem vorhergehenden Abt

Petrus Wittiber (1493–1498) nicht gelungen war, die darniederliegenden wirtschaftlichen und auch disziplinären Verhältnisse des Klosters zu bessern. Er wurde zunächst Administrator, am 15. Oktober 1499 dem Kloster Wessobrunn inkorporiert, am 16. Oktober zum Abt postuliert, unmittelbar darauf konfirmiert und am 29. Oktober 1499 zum Abt geweiht. Es gelang ihm, in kurzer Zeit die Schulden des Klosters abzubauen und das Kloster auch wieder in geistiger Hinsicht zu stabilisieren. Zu Zächs Verdiensten gehört der Neubau der Pfarrkirche. Er richtete in Wessobrunn auch bereits eine Buchdruckerei ein, für die er einen Drucker aus Augsburg nach Wessobrunn holte. Abt Heinrich Zäch, der schon lange durch ein Steinleiden gequält wurde, verzichtete am 16. Februar 1508 auf sein Amt und übergab es an Kaspar Götz. Am 22. März 1508 starb er3). Seiner wird im Niederaltaicher Nekrolog gedacht4).

Textkritischer Apparat

  1. exsolvendo Clm 1927.
  2. fers und levas historische Präsentien, Verwendung wegen des Versmaßes (dankenswerte Auskunft von Herrn Dr. Uwe Dubielzig).
  3. letum Clm 1211, Clm 1927; letum wäre richtig (dankenswerte Auskunft von Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München).

Anmerkungen

  1. Clm 1211 fol. 246v; Clm 1927 p. 198; Clm 1928 p. 41; Leutner, Historia 378; vgl. Nr. 87.
  2. Vgl. Clm 27160 fol. 12v und Leutner, Historia 378: Leutner zitiert in beiden Werken den Text explizit nach Leopolder. Er hat die Inschrift offenbar nicht mehr selbst gesehen.
  3. Andrian-Werburg, Wessobrunn 403f.
  4. MGH Necrologia 4,1, 37.

Nachweise

  1. Clm 1211 fol. 246v; Clm 1927 p. 198 (Zusatz von jüngerer Hand); Clm 1928 p. 41; Clm 27160 fol. 12v–13r; Leutner, Historia 378; Mauthe, Wessobrunner Abt 143–148; Andrian-Werburg, Wessobrunn 404f. (Text nach Leutner).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 88† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0008808.