Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 331 Steingaden, Pfarrhof 1648

Beschreibung

Votivinschrift der Schongauer Bürger Georg Spieß, Johann Gabriel Mayr, Hans Bögle, Thomas Finsterwalder, Johann Kolb und Andreas Staiger auf einem Gemälde. Im Depot. Ursprünglich in der Wallfahrtskirche Mariae Heimsuchung in Ilgen. Ölgemälde. Das Bild ist in drei Zonen geteilt. Oben thronende Madonna mit Jesuskind auf Wolken, von Putten umschwebt (Gnadenbild von Ilgen). Der von zwei Engeln gehaltene Mantel der Jungfrau Maria beschirmt links und rechts je eine Wappenkartusche. Über dem Haupt Mariens Gebetsanrufung (I). Darunter, durch ein Stück blauen Himmel getrennt, links und rechts der Wallfahrtskirche1), je drei der sechs Schongauer Geiseln in betender Haltung mit ihren Wappenschilden und den Namensinitialen (II). Unterhalb der Wallfahrtskirche vierzeilige Versinschrift (III) und die Jahresangabe (IV). Am unteren Bildrand Schriftfeld mit Votivinschrift (V). Darunter befindet sich in ganz kleiner Schrift die Angabe des Malers (VI).

Maße: H. 112,5 cm, B. 76,5 cm, Bu. 1,1 cm (I), 0,8 cm (II, VII), 1 cm (III), 0,2 cm (V, VI).

Schriftart(en): Kapitalis (I, VII), Fraktur-Versalien (II), Fraktur (III, V, VI), Arabische Ziffern (IV).

© Gerhard Klein [1/1]

I.

  1. SVB TVVM PRAESIDIVM CONFVGIMVSa) ·

Übersetzung:

Unter deinen Schutz fliehen wir.

II. von links:

  1. G(eorg) // S(pieß) J(ohann) G(abriel) // M(ayr) H(ans) // B(ögle) T(homas) // F(insterwalder) J(ohann) // K(olben) A(ndreas) // S(taiger)

III.

  1. Zue dissem Gottshaußs vnsser Frawen, / Suechten wir Hilff vnd vertrawen: / Ob Gott durch ihr Bit helff daß Böst / Daß wir all Sechs werden erlöst: Amenb)

IV.

  1. 1648c)

V.

  1. Dem Nach Durch vngezweiflete schikhung, vnd straff Gottes vnder anderen auch Gott Der Allmehtig die Churr Für(s)t(liche) Statt Schonagaud) am Oberen Lechstrom gelegen, väterlich Heimb=/suehen und straffen lassen, Die dan durch des Hey(ligen) Röm(ischen) Reichs schwedishen feindten in A(nn)oe) 1646 den 26. Nouembries eingenom(m)en die Burgerschafft nit allein eusserist außgeplindert sonderen Noch / Dar zue Perr 7650 fl: vf zweymahl Prandtgeschätzt, zue dem Ende vnd biß zue Völliger Abstattung diser Rantzion Sehs deß Raths vnd von der Burgershaft, Alß die Ernuesste Weise, Georg spiesß / Inneren Raths Burgermaisteren, Joann Gabriel Mayr lödig standts anstatt seines Vatteren Johann Mayr ältisten Inneren Raths vnd Burgermaiserd), Andre staiger Inneren, Hanß Pögle / Eusseren Raths, Johann Kolben Stattschreiberen Vnd Thoman Finsterwalder Burgeren Zur gaisel mit genom(m)en die dan gefankhlich so Lang Bey der schwedishen Armee mitgeshleyfft / Thailß von solliher Armee alters vnd Krankheit halber nach vnd nach wider haim gelasen, Burgermaister Georg spiesß, vnd Johann Gabriel Mayr aber Biß zue völliger abst=/attung gemelter Rantzion 30 wochen vfgehalten worten Gott dem Allmechtigen vnd der seligisten Junkhfrauen Mariae zue Lob, Ehren vnd Dankhsagung Ihrer der Gaisel sametlichen gefangenshafft / Seitf) Lödigung so den 22 Junij A(nn)og) 1647 geshechen dise Tafel zu Ewiger gedechtnuß mahlen Vnd mit einem Heyl(igen) mesß opfer zue disem Wirdigen Gottshauß verlobt. Versprochen daß Votum wirkhlich vericht vndt praesentiert haben den .4. Martius

VI.

  1. Mathias . Augustin . Pictor . Pinxith) .

Übersetzung:

Matthias Augustin, Maler, malte es.

VII. Initialen auf Wappen

Auf dem Wappen Bögle

  1. H(ans) // B(ögle)i) 16 // 44j)

Auf dem Wappen Finsterwalder

  1. T(homas) // F(insterwalder)k)

    Bibel- und Schriftstellerzitat(e): Hymnus: Sub tuum praesidium. (I)

Versmaß: Deutsche Reimverse. (III)

 
Wappen:
Bayern, Schongau2), Spieß3), Mayr4), Bögle5), Finsterwalder6), Kolben7), Staiger8).

Kommentar

Der Maler Matthias Augustin ist in Schongau bis 1675 nachgewiesen9).

Andreas Staiger ist wahrscheinlich ein Mitglied der weitverzweigten Schongauer Familie, die häufig in Pfarrmatrikeln erwähnt wird10). Wahrscheinlich ist er der Sohn von Michael Staiger11). Ein Thomas Finsterwalder ist auf dem Zunftbild der Weber von 162012) mit einer anderen Marke im Schild aufgeführt.

Textkritischer Apparat

  1. In roter Farbe, Anfangsbuchstaben am Beginn und beim Substantiv vergrößert.
  2. In verkleinerter Schrift, in der Mitte der Zeile.
  3. In der Mitte über dem Schriftfeld, in schwarzer Farbe.
  4. Sic!
  5. o verkleinert.
  6. Ab hier in etwas verkleinerter Schrift.
  7. o verkleinert, etwas unter der Zeile.
  8. In etwa ein Viertel der üblichen Schriftgröße.
  9. Buchstaben links und rechts der Kopfschragensprosse verbunden durch den nach rechts verlängerten Mittelbalken des H, der in den Mittelteil des B mündet.
  10. Links und rechts des Kleeblatts.
  11. Links und Rechts des Schaftes.

Anmerkungen

  1. Das Bild ist ein Zeugnis für das Aussehen der Wallfahrtskirche vor dem barocken Neubau 1670 bis 1676.
  2. St 7.
  3. Geharnischter mit Spieß.
  4. Mohr.
  5. Kopfschragensprosse auf Kleeblatt begleitet von zwei Sternen und Initialen HB sowie Jahreszahl 1644.
  6. Schaft mit vorderer Oberkopfabstrebe, hinterer Fußstrebe und vorderer Mittelabstrebe, begleitet von Initialen T und F.
  7. Geteilt auf Dreiberg, Greif mit Kolben in verwechselten Farben gold und schwarz.
  8. Auf Dreiberg Gemse.
  9. DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 405.
  10. Schmidbauer/Haslinger, Epitaphien 51.
  11. Vgl. Nr. 296.
  12. Vgl. Nr. 272.

Nachweise

  1. Hofmann, Steingadener Chronik 1, 65f. (teilweise Edition).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 331 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0033104.