Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 328† Steingaden, Stiftskirche Johannes d. Täufer 1645

Beschreibung

Grabschrift des Abtes Norbert Marstaller (1623–1645). Im Schiff der Klosterkirche. Vermutlich Platte oder Tafel mit dem Wappen Marstallers.

Standort, Beschreibung und Text nach Clm 1921.

  1. I.

    NORBERTUS MARSTALLERa) Staingadensisb) Ecclesiae per annos 22c) vigilantissimus Abbas praeclarum virtute, eruditione, zeloque disciplinae columen, corpus huic tumulo cum perpetua sui memoria reliquit, aetatis suae 55 die verod) 30 Octobris anno reparatae salutise) 1645.

  2. II.

    Quid agam? Quaeris viator, vixj ut requiescerem.Vive Tuf), ut mecum requiescas, Te exspecto.

Übersetzung:

Norbert Marstaller, 22 Jahre lang höchst wachsamer Abt der Steingadener Kirche, an Tugend, Bildung und Eifer um die (Kloster-)Zucht eine hervorragende Stütze, hat im Alter von 55 Jahren am 30. Oktober des Jahres 1645 des wiederhergestellten Heiles zur beständigen Erinnerung an sich in diesem Grabe seinen Leib hinterlassen. (I) „Was soll ich tun?“ fragst du, Wanderer. Ich habe gelebt, um ruhen zu können. Lebe du, damit du mit mir ruhen kannst. Ich erwarte dich. (II)

Wappen:
Marstaller1).

Kommentar

Norbert Marstaller stammte aus Wessobrunn. Er wurde am 28. August 1623 zum Abt von Steingaden gewählt, vorher diente er seinem Konvent als Novizenmeister, Subprior und Prior. Marstaller galt als vorbildlicher Vertreter seines Ordens, deshalb wurde ein gemeinsames Noviziat der bayerischen Prämonstratenser in Steingaden eingerichtet und seiner Leitung unterstellt. Er nahm an der Translation der Reliquien des Hl. Norbert in Prag 1627 teil und brachte ein Glied eines Fingers des Hl. Norbert, des Ordensgründers der Prämonstratenser, als Reliquie nach Steingaden. 1630 nahm er am Generalkapitel in Prémontré teil. Im 30-jährigen Krieg, als die Schweden im Jahre 1642 ins Land einfielen, blieb er bei seiner Klostergemeinde und beschützte sie, sodaß nur einer aus der Klostergemeinde von den Feinden getötet wurde2).

Textkritischer Apparat

  1. In Minuskelbuchstaben, Hugo, Praemonstratensis annales, Cgm 2960.
  2. Stingadensis Hugo, Praemostratensis annales; Steingadensis Cgm 2960.
  3. XII Hugo, Praemonstratensis annales.
  4. vero fehlt Hugo, Praemonstratensis annales.
  5. anno reparatae salutis fehlt Hugo, Praemonstratensis annales.
  6. Davor zusätzlich et Cgm 2960.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Klosterheraldik 154; bei Clm 1921 fol. 11v–12r wird das Wappen beschrieben, abweichend zu Zimmermann hier die Scheibe bzw. Schale mit dem Haupt des Hl. Johannes des Täufers.
  2. Hugo, Praemonstratensis annales I,II,1 Sp. 882; kurz auch Khamm, Hierarchia Augustana III, 478; Pörnbacher, Steingaden Festschrift 58, Hofmann, Stift Steingaden 28f.

Nachweise

  1. Clm 1921 fol. 12r; Cgm 2960 2. Teil p. 42; Hugo, Praemonstratensis annales I,II,1 Sp. 882.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 328† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0032807.