Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 293 Pähl, Pfarrhaus 1626

Beschreibung

Portrait des Pfarrers Balthasar Fridl1) mit Gedicht auf der Rückseite der Bildtafel.

Das Bild zeigt als Brustbild den Priester Balthasar Fridl im Superpelliceum mit Halskrause. In der linken Hand, die auf einem vor ihm stehenden Tisch aufliegt, hält er ein Buch. Auf dem Tisch befinden sich ein Totenschädel und ein Stundenglas, sowie ein Tischkreuz mit Titulus (I). Darüber in der linken oberen Ecke ist das Wappen des Priesters aufgemalt. Die Rückseite ist zweigeteilt, auf der linken Hälfte ist in Kapitalisbuchstaben in zentrierter Anordnung ein lateinisches Gedicht auf den Pfarrer Fridl aufgemalt (II), während sich auf der rechten Hälfte eine Übersetzung in deutscher Sprache und Frakturschrift befindet (III).

Maße: H. 82,5 cm, B. 66 cm, Bu. 1,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (I, II), Fraktur (III).

  1. I.

    INRI

  2. II.

    HAECa) TIBIb) BALTHASARVM FRIDLc) / DESIGNAT IMAGO .QVI DOCVITd) /POPVLVM DOGMATA SACRA / SVVM · A(NN)Oe) AETATISa) ⟨..⟩ / “HOMOa) TEMPORIS SPOLIVMAN/CIPIVMf) MORTISg)” /MORTISa) ERAM, TENVES, MOXV / SVMh) NATVS IN AVRASd), /Ei) MATRISd) PENDENS VBERE, / MORTIS ERAM, /MORTIS ERAM, PVER ET IVENILIj) / AEVOQVEe) VIRILI, /GRANDAE VOQVEk) SENEX TEMPORE / MORTIS ERAM, /MORTIS ERAM, DONEC CAELESTIA / GAVDIA MORTE, /VICIl), TV PARITER PROSPICE; / MORTIS ERIS, /QVIS QVISm) ADES NOSTROS SPEC/TASn) ET IMAGINE VVLTVS, /DIC DEVS AETERNVM SITd) TIBI /PROPITIVS, /QVI MEd) ITERVMo) TVMVLO FACITp) / CONSVRGERE LAETVM, /ATQEj) INTRARE SINATq) REGNA / SVPREMA POLI . / ANNO DOMINI · MDCXXVIr) ·

  3. III.

    Also war Balthaser Fridl gestalts), /Als er war 49 Jar alt · /In Baal · 22 · ig Jar Pfarer /vndt) Auch · 14 · Jar Camerer /Ist alt worden: /Ein Raub und beit der Zeit ist der /Mensch, und deß Todts leib aigenu)“ /Deß Todts bin ich leib aigen worn, /Von stund and) alß ich war geborn, /Vnd Mich der sanffte lufft empfieng /An meiner Muetter brust noch hieng, /In meiner blüeenten Jugent Fart, /Als ich ein Knab vnd Jüngling ward, /Ja durch mein gantzes Alter hin, /Deß Todts leib aigen ich gewesen bin, /Deß Todts bin ich noch alle Zeit, /Biß ich erstreit die Ebig freidt, /Durchn Todt, Also des Todts du bist, / Deß versich dich du fromer Christ, /Ach der du hie füriber Gehst, /Vnd da vor meiner bildnuß stehst, /Gedenekhj) mein nachher in dem Todt, /Sprich aufs wenigst genadt dir gott, /Der laß mich Frelich aufferstehn, /Vnd in sein Ebigs Reich ein gehn. / · 1 · 6 · 2 · 6v) ·

Übersetzung:

Dieses Bild zeigt dir Balthasar Fridl, einen Mann, der seine Gemeinde in den heiligen Lehren unterwiesen hat, im ... Lebensjahr.

„Der Mensch ist ein Raub der Zeit, ein Knecht des Todes.“

Des Todes war ich, sobald ich in die linden Lüfte geboren war; des Todes war ich, als ich an der Mutter Brust hing; des Todes war ich als Knabe und im Jünglings- und Mannesalter; des Todes war ich, bis ich durch den Tod die himmlischen Freuden gewonnen habe. Du aber, wer auch immer du sein magst, der du hier stehst und mein Antlitz im Bilde betrachtest, versieh dich ebenso, denn auch du wirst einst des Todes sein, und sprich: „Gott sei dir in Ewigkeit gnädig!“ Möge Er mich froh aus dem Grabe wieder auferstehen und in Sein Himmelreich eingehen lassen! Im Jahre des Herrn 1636. (I)

Versmaß: Distichen. (I, Z. 1–2, 5–15), Deutsche Reimverse. (II)

Wappen:
Fridl2).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel XLIX und LI.

Pfarrer Balthasar Fridl war Kämmerer und später Dekan des Landkapitels Weilheim3). Sein Vorgänger in Pähl, Johannes Hueber, starb 1604, sodaß Fridl im Jahre 1626 – wie angegeben – 22 Jahre Pfarrer in Pähl gewesen ist. Er starb im Jahre 16434). Die Lebensaltersangabe ist in der lateinischen und deutschen Fassung nicht ausgefüllt, ebensowenig wie das Todesdatum auf dem Epitaph, das sich in der Kirche St. Lorenz an der Westseite neben dem Eingang befindet1).

Der lateinische Text der Bildinschrift stimmt, bis auf die Eingangszeilen mit geringfügigen Ausnahmen, mit der Grabinschrift für den Weilheimer Stadtpfarrer Johannes Älbl (1600–1621) überein5).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe vergrößert.
  2. I jeweils mit Punkt über der Zeile.
  3. Name in roter Farbe.
  4. Kein Abstand zum vorhergehenden Wort.
  5. A vergrößert, o hochgestellt.
  6. Lies spolium mancipium, nur einmal M für beide Worte.
  7. Text in Anführungszeichen in roter Farbe.
  8. Verschreibung, Nr. 243†: mox ut sum.
  9. Ab hier nahezu alle Worte mit vergrößertem Anfangsbuchstaben.
  10. Sic!
  11. Lies grandaevoque.
  12. Irreführende Wortwahl: vincere statt accipere o.ä. (dankenswerter Hinweis von Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München).
  13. Lies quisquis.
  14. Nach Zeilentrenner ein Anführungszeichen.
  15. iterum eigentlich überflüssig (dankenswerter Hinweis von Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München).
  16. Sic, lies faciat.
  17. Irreführende Wortwahl: sinere statt facere, efficere o.ä. (dankenswerter Hinweis von Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München).
  18. Diese Zeile in roter Schrift.
  19. Balthasar ... gestalt in roter Farbe.
  20. . ELECT(VS) /(con)firmat(us) DECANVS / mor(tuus) 1· 6 · 27· vor diese und die folgende Zeile in verkleinerter Schrift als Einschub gestellt.
  21. Diese und die vorhergehende Zeile in roter Schrift, kein einleitendes Anführungszeichen.
  22. Jahreszahl zentriert.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 324.
  2. BayA2 41.
  3. Gailler, Vindelicia Sacra 18 und 19.
  4. Gailler, Vindelicia Sacra 245.
  5. Vgl. Nr. 243† ( gleiches Gedicht).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 293 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0029305.