Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 235† Polling, Liebfrauenkirche (abgegangen) 1608

Beschreibung

Stifterinschrift des Hans Degler und seiner Ehefrau Helena auf der Statue der Hl. Maria im Rosenkranz, ursprünglich in der Mitte der Kirche von der Decke hängend, später nicht weit vom Ausgang zum Friedhof an der Wand angebracht1). Die Madonna ohne Rosenkranz befindet sich heute in Hofheim, Gde. Spatzenhausen, Lkr. Garmisch-Partenkirchen2). Gailler überliefert eine Beischrift (I), eine lateinische und eine deutsche Gebetsinschrift (II) und die Stifterinschrift (III). Der genaue Anbringungsort der Inschriften ist nicht klar. Es ist wohl mit der Anbringung auf Tafeln zu rechnen, da die heute erhaltene Mondsichelmadonna – wenn sie denn mit der Pollinger Stiftung identisch ist – keine Inschriften trägt3).

Beschreibung und Text nach Gailler.

  1. I.

    S. MARIA

  2. II.

    Mediatrix. Maria unser Mittlerin.Auxiliatrix. Bist auch eine treue Helfferin.Reparatrix. Ach widerbring verlohrne Zeit.Illuminatrix. Erleuchte mein Unwissenheit.Advocatrix. Versprich mich an dem Jüngsten Tag. Wör, daß der Feind mich nit verclag.

  3. III.

    GOtt, und Mariae zu Lob, und EhrHat gschnitten, und verehrt hieherJohann Degler diß Werck alldaSambt seiner Hausfrau Helena.GOtt well in alle darfür gebenZeitlich Hail, daort ebigs leben.Nachmahls ist dis Bild worden ziertDurchs Gottshauß-Kosten illuminiert .1608.

Versmaß: Deutsche Reimverse. (II, III)

Kommentar

Die Anfangsbuchstaben der Beinamen der Mutter Gottes ergeben den Namen „Maria“.

Hans Degler wurde wahrscheinlich 1564 in Weilheim geboren. 1590/91 erwarb er das Weilheimer Bürgerrecht und heiratete Adam Krumppers Tochter Helena. 1607 wurde er in den Rat der Stadt Weilheim gewählt. Er führte zusammen mit seinem Schwiegervater und seinem Schwager Hans Krumpper verschiedene Arbeiten aus. Hans Degler starb in der ersten Januarhälfte des Jahres 1635 an der Pest4).

Die gleichen Beinamen der Mutter Gottes befinden sich auch in der 1627 von Johann Greither ausgemalten Chorkuppel der Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt von Weilheim, wobei die Anfangsbuchstaben dort durch rote Initialen hervorgehoben sind5).

Anmerkungen

  1. Gailler, Vindelicia Sacra 256.
  2. Igler, Degler-Madonna 162–166 ging dem Weg der Statue nach. Er vermutet, sie sei um 1760 im Zuge der durchgreifenden Renovierungsarbeiten in Polling in die Pollinger Filialkirche St. Margareta in Rothsee verbracht, entweder bei der Ausräumung dieser Kirche 1780 oder bei der Entsakrierung 1803 gelangte die Madonna in den Besitz eines Rothseer Bauern, der sie ca. 1850 an Johann Georg Singer, den Sandelbauern, verkaufte. Singer stiftete sie, nachdem eigene Kapellbaupläne gescheitert waren, an die Hofheimer Kirche.
  3. Zu denken ist vielleicht an eine Anbringung der Mariennamen auf den jeweiligen Paternosterperlen, die die Ave Maria Gruppen trennten, die Stifterinschrift kann auch auf einer unten anhängenden Tafel (bzw. Medaillon) gestanden haben. Vgl. die Rosenkranzmadonna auf dem Auerberg Nr. 320.
  4. Vgl. zur Person Sauermost, Weilheimer 79–92.
  5. Vgl. Nr. 297 .

Nachweise

  1. Gailler, Vindelicia Sacra 256; Rückert, Polling 103–104.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 235† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0023507.