Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 184 Polling, Pfarrkirche Hl. Kreuz (ehem. Stiftskirche) (1591)

Beschreibung

Grabdenkmal für den Propst Jakob Schwarz. Vorhalle, südlicher Pfeiler der Orgelempore. Ursprünglicher Standort unbekannt. Laut Töpsl 1762 bei der Verlegung eines neuen Pflasters in der Klosterkirche zusammen mit vier weiteren Platten und den „insignia“ des Propstes – möglicherweise seiner Grabtafel (vgl. Nr. 185) – aufgefunden1). Rotmarmor. Hochrechteckige Platte mit Umschrift. Im Feld unter einem Rundbogen vor einem von zwei Engeln gehaltenen Tuch der Verstorbene in Chorkleidung mit Almutia und Birett auf dem Haupt, in der linken Hand ein Kruzifix, die rechte Hand segnend erhoben, an ihrem kleinen Finger ein Zehner hängend.

Maße: H. 243 cm, B. 124 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. PROPTERa) · HOCb) · LETATVM / · EST · COR · MEVM · ET · EXVLTAVIT · LINGVA · MEA · INSV/[P]ER · ET · CARO · MEA · REQVI/ESCET · IN · SPE · ET · HEC · REQVIES · MEA · IN · S(E)C(V)LA · AM(EN) ·

Übersetzung:

Darum freut sich mein Herz und jauchzet meine Zunge und auch mein Fleisch wird ruhen in Hoffnung und dies ist meine ewige Ruhe, Amen.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ps 15,9.

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel XLVIII.

Die Platte ist ohne Hinweis auf die dargestellte Person; der Stein trägt weder Namen noch Wappen. In einer meisterhaft gearbeiteten Kapitalisschrift wird ein lateinischer Psalmvers geboten, der um einige Worte erweitert wurde. Ob der Text unmittelbar aus dem Psalter oder aus dem liturgischen Gebrauch des Psalms (z.B. in der ersten Nocturn der Matutin des Samstags der Heiligen Woche) übernommen wurde, ist nicht zu bestimmen.

Feuchtmayer hält eine Zuweisung der Platte an den Weilheimer Bildschnitzer Adam Krumpper, den Vater des Hans Krumpper, für möglich2).

Jakob Schwarz, Propst in Polling von 1571 bis 1591, erbaute den Turm der Liebfrauenkirche, der ehemaligen Pfarrkirche, die nach der Säkularisation abgebrochen wurde. Er vermehrte außerdem die Bibliothek und den Reliquienschatz des Klosters3).

Textkritischer Apparat

  1. P etwas vergrößert.
  2. Als Worttrennung jeweils ein paragraphenähnliches Zeichen.

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Auffindung unter Töpsl Nr. 19, Anm. 1 bzw. Clm 26439 fol. 200; Töpsl und in Anlehnung an ihn Rückert, Restauration 671, identifizieren die Grabplatte – auf der weder Name noch Sterbedatum genannt sind – mit dem Grabmal für den Propst Jakob Schwarz. Schmidtner, Überblick Polling 53, hingegen hat diesen Stein dem im Jahre 1682 verstorbenen Propst Claudius Planck (1669–1682) unter Berufung auf eine Stelle bei Töpsl, Succincta Informatio 103, zugeordnet: Schmidtners Theorie kann jedoch nach heutiger Erkenntnis vernachlässigt werden – Die Gestaltung des Denkmales und die Schriftformen sprechen eher für die Zeit um 1591 als für eine Datierung um 1682.
  2. Thieme/Becker, Künstlerlexikon 22, 12.
  3. Angelosanti, Pollinger Pröpste 35; Biller, Pollinger Heimat-Lexikon 803.

Nachweise

  1. Schmidtner, Prälatengruft 108; Schmidtner, Überblick Polling 53; Kdm OBB III (Weilheim) 718; Rückert, Restauration 671–672; Biller, Pollinger Heimat-Lexikon 646 (Abb.), 803; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 295f. (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 184 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0018405.