Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 174 Schongau, Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt 1588

Beschreibung

Wappengrabplatte für Augustin Stattmiller und seine Ehefrauen Sabina, geb. von Obernau, Barbara, geb. Weichsner, Anna, geb. Miller, und Elisabeth, geb. Hablitz. Außen, an der Südwand des Langhauses. Hochrechteckige Platte, oben in einem kreisrunden Medaillon Vollwappen, in den vier Zwickeln zwischen Bandornamenten Wappenschilde, ehemals mit Beischriften versehen (IV). Darunter, auf zwei voneinander getrennten, von Leisten gerahmten, querrechteckigen Feldern oben Inschrift (I) für den Ehemann, unten Inschrift (II) für die vier Ehefrauen und ein Sinnspruch (III). Sandstein. Mit Textverlust stark abgewittert, besonders an der unteren Kante. Laut Renovierungsvermerk an der unteren, rechten Ecke 1974 durch Johann Negele restauriert. Dabei wurde offenbar die Oberfläche mit einem Zementgemisch bestrichen, wodurch unter anderem die Wappenbeischriften zerstört wurden, um 2008 renoviert, dabei Zementgemisch wieder abgenommen1). Ein Teil der Schriftvertiefungen mit schwarzer Farbe nachgezogen, ein Teil nicht.

Texte ergänzt nach Abbildung in Hofmann, Geschichte Schongau.

Maße: H. 197 cm, B. 98 cm, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. I.

    1 5 8 8 Den 8 May starb Der Ernuästa) Vnnd / Weiß Augustin Statmiller urgermaister n / Schongaw Dem Gott Der Almechti ole / Im Vnd Vnß̣ Allen Genedig [Vn]d ar[m]/Hertzig Sein Amenb)

  2. II.

    · 1 · 5 · 5 · 3 · Den · 9 · December Starb Die Edel Vnd / Vest Sabina Ein geborne Von Obernau sein [Ehelichec)] / Hausfrau Der Got [G]enad [· 1 · 5 · 8 · 1 · Den · 2 · 8 · Mart..] / starb die Tu[gsa]m [Fra]u arar[a Weychsnerin ·] / 1 5 · 8 · 7 · Den · 2 · Marsztiid) [Starb Die EhrenHafft] /Frau Anna Millerin Sein [· 3 · Hausfrau] / 15e) Den ⟨---⟩ Starb die [Tuge]n[reich Frau / E]lisabeth Ha[bl]itzsin [s]ein · 4 · Deren [S]ẹḷḷẹṇ ạḷḷẹṇ / Gott der her Gene[dig] Vn[d Barmhertzig s]ẹịṇ / Welle Amenf)

  3. III.

    Gestorben mues es ain m[al sei]nDrum[b Mensch e]rgib dich willig drein[Herr Christ der war vnd guettig GottStandg) bey In Lester nottgib ain vernunfftig endh)eini) freliche Vrstendt.]

IV. Wappenbeischriften 1. heraldisch rechts, oben

  1. Obernauj) [· S(abina)]2)

2. heraldisch links, oben

  1. Ẉẹịß̣nerini) [B(arbara)]3)

3. heraldisch rechts, unten

  1. ille[rin]k)4)

4. heraldisch links, unten

  1. [Hablitzin E(lisabeth)]l)5)

Versmaß: Deutsche Reimverse. (III)

 
Wappen:
Stattmiller6).

Kommentar

Der Schrifttyp von Inschrift III weicht von dem in Inschrift I und II etwas ab. Bei beiden handelt es sich um Fraktur. In Inschrift I und II ist diese jedoch etwas konservativer ausgeführt. Die Schäfte des Mittellängenbereiches sind noch sehr ähnlich der Gotischen Minuskel gebrochen und senkrecht, parallel zueinander organisiert. Einzig bei h läßt sich ein gekrümmter Bogen erkennen. Auch das a erinnert im Aufbau noch stark an die doppelstöckige Form der Gotischen Minuskel, wobei hier wohl nur der Bogen des einstöckigen as gebrochen ist. Im Gegensatz dazu weist die untere Inschrift III ein einstöckiges a mit rundem Bogen (Form eines halben Spitzovales) auf. Analog dazu ist auch e durchgebogen, das in dem oberen Schrifttyp einen gebrochenen senkrechten Bogen besitzt. s am Wortende ist in der Form eines gebrochenen kursiven s gebildet. Obwohl Inschrift III in einem abweichenden Schrifttyp ausgeführt wurde, handelt es sich hier mutmaßlich um keinen Nachtrag, da im Zuge eines solchen wohl auch das Sterbedatum für die vierte Ehefrau, Elisabeth Hablitz, ergänzt worden wäre. Zur Schrift vgl. auch Einleitungskapitel L und LV.

Über Augustin Stattmiller (Stadtmiller) ist nur bekannt, daß er bereits 1558 Bürgermeister in Schongau gewesen ist7). Augustin Stattmiller war insgesamt viermal verheiratet. Das Todesdatum seiner letzten Frau, Elisabeth Hablitz, ist nicht bekannt. Sie dürfte wohl das Grabdenkmal veranlaßt haben. Ihre Todesdaten wurden auf der Platte nicht mehr eingetragen. Sabina von Obernau könnte aus der Familie der Oberau (vgl. Nr. 123) stammen, auf jeden Fall führt sie das gleiche Wappen.

Ein gemaltes Epitaph für die Bürgermeister Matthias Widemann (†1553) und Augustin Stattmiller (†1588) sowie dessen zweite Ehefrau Barbara Weichsner (†1581) hängt in der Schongauer Friedhofskapelle St. Sebastian8). Der Schöpfer der Grabplatte für Augustin Stattmiller war nach Schmidbauer/Blaschke der zu der Zeit in Schongau ansässige Steinmetz Paul Reichel, dessen Grabmonument sich ebenfalls in der Schongauer Friedhofskapelle befindet9).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!, möglicherweise bei einer der Restaurierungen falsch nachgezogen. Ernuöst Abb. in Hofmann, Geschichte Schongau.
  2. Die letzten drei Zeilen zentriert.
  3. Ergänzt nach dem üblichen Formular.
  4. Sic!
  5. Nach 15 kein ersichtlicher Platz für einen Nachtrag freigelassen.
  6. Letzte Zeile zentriert.
  7. Auf der Abb. in Hofmann, Geschichte Schongau nicht gut erkennbar.
  8. Auf der Abb. in Hofmann, Geschichte Schongau nicht gut erkennbar, davor noch Buchstabenreste, evtl. und.
  9. Lesung am Foto teils unsicher.
  10. Obernaw Abb. in Hofmann, Geschichte Schongau.
  11. An dieser Stelle ist auf der Abb. in Hofmann, Geschichte Schongau kein Anfangsbuchstabe des Vornamens zu erkennen.
  12. Lesung des E auf der Abb. in Hofmann, Geschichte Schongau unsicher.

Anmerkungen

  1. Schmidbauer/Blaschke, Epitaphien 83, und Auskunft von Herrn Kreisheimatpfleger Helmut Schmidbauer, Schongau, dem herzlicher Dank gilt.
  2. Zwei Sparren; vgl. Wappen Oberau, Nr. 123.
  3. Verschlungene Blumen aus Dreiberg wachsend.
  4. Schreitender Mann auf Dreiberg mit Langwaffe auf seiner Schulter.
  5. Bg9 21.
  6. Bg2 47.
  7. Schmidbauer/Blaschke, Epitaphien 86.
  8. Vgl. Nr. 161.
  9. Schmidbauer/Blaschke, Epitaphien 86; vgl. Nr. 237.

Nachweise

  1. Kdm OBB II (Schongau) 596; Hofmann, Geschichte Schongau 45 (Abb.); Schmidbauer/Blaschke, Epitaphien 85.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 174 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0017409.