Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 157 Kreuzberg, Gde. Steingaden, Filialkirche Hl. Kreuz 1580

Beschreibung

Grabdenkmal des Abtes Joachim Wiedemann (1553–1580) an der Westwand unter der Orgelempore der Kirche. Ursprünglich im Kapitelsaal des Klosters Steingaden1). Wohl nach der Säkularisation und vor 1895 auf den Kreuzberg verbracht. Rotmarmor. Hochrechteckige Platte, in stark eingetieftem Feld in einer umlaufenden Rahmenleiste in Hochrelief die stehende Figur des verstorbenen Propstes in Meßkleidung mit Inful und Stab, leicht nach links gewandt. Rechts beginnende Inschrift auf den beiden Langseiten (II). Am oberen Rand der Platte mit einer Ausbuchtung nach oben, um der Mitra Platz zu geben, Kreuztitulus und das Todesjahr (I). Stein wohl bereits im Zuge der Umsetzung des 19. Jahrhunderts renoviert, dabei der ausgebrochene Stab in seinem Oberteil in anderem Material ergänzt, ebenso Beschädigungen und Ausbrüche in Mörtel oder Gips ergänzt und steinfarben eingefärbt. Inschriften hier aufgemalt: ausgebrochene obere rechte Ecke, ausgebrochener Teil der linken Langseite, abgebrochener oberer Teil der Mitra angeflickt.

Maße: H. 212 cm, B. 89 cm, Bu. 5,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. I.

    · I · N · 1 · 5 · // 8 · ⟨0 · R · I⟩a) ·

  2. II.

    ⟨R⟩EVERENDVSb) · IN · CHRISTO · PATER · AC · DOMINVS · JOACHIM[VS]c) // SALICETVS · ABBAS · HVIVS · MONASTERII · OBIIT ⟨0⟩Xd) · NOVEMB(RIS)e) · RISf) ·

Übersetzung:

Der in Christus ehrwürdige Vater und Herr Joachim Wiedemann2), Abt dieses Klosters, starb am 10. November. (II)

Kommentar

Zur Schrift und zur Gestaltung des Kreuztitulus vgl. Nr. 153; zur Schrift vgl. auch Einleitungskapitel XLVIII.

Abt Joachim Wiedemann (Salicetus) (1553–1580) stammte aus Schongau. Er gehört zu den großen Prälatengestalten des Klosters Steingaden. Bevor er Abt wurde, diente er seinem Konvent bereits als Cellerar und als Prior (vgl. Nr. 131). Er mehrte den Besitz des Klosters, zeigte großes Interesse an der Gelehrsamkeit, er erweiterte deshalb die Bibliothek3). Trotz der Pestjahre gelang es ihm, die Abtei zu erneuern. Er errichtete 1564 sowohl die Filialkirche Heiligkreuz, in der heute sein Grabmal steht, als auch eine Pestkapelle nördlich von Ilgen, die im Jahre 1670 durch einen Neubau, die heutige Wallfahrtskirche Mariae Heimsuchung, ersetzt wurde4). Wiedemann starb am 9. November 1580 auf der Heimreise in Boschach5). Sein Grabmal hat er sich vielleicht schon zu Lebzeiten errichten lassen (vgl. Fußnote 1).

Textkritischer Apparat

  1. Paragraphenförmige Worttrenner bei INRI, punktförmige bei der Jahreszahl Oberer Teil der 8 und 0 und RI auf der ausgebrochenen Ecke gemalt ergänzt.
  2. Erstes R auf der ausgebrochenen Ecke gemalt ergänzt.
  3. Von dem V ist der linke Schrägschaft noch erkennbar; danach Wechsel auf die linke Langseite.
  4. Sic! zwischen OBIIT und X mit Mörtel oder Gips gefüllte Lücke. 0 aufgemalt. Falsch ergänzt. Ursprünglich vermutlich ein Trennzeichen und noch ein Schaft vielleicht ∙ IX.
  5. Kein Kürzungszeichen sichtbar.
  6. Sic! evtl. Kürzung R(EQVIESCAT) I(N) S(ANCTA) ergänze danach PACE.

Anmerkungen

  1. Clm 1463 fol. 56r sepultus est in Capitulo ubi vivus sibi Epitaphium fieri curavit.
  2. Lateinische Übertragung Salicetus von salix-Weide, – Weiden(mann).
  3. Khamm, Hierarchia Augustana III, 477; Pörnbacher, Steingaden Festschrift 55.
  4. DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 493.
  5. Boschach, Gde. Ottobeuren, Lkr. Unterallgäu/Schw.

Nachweise

  1. Clm 1921 fol. 8v/9v (nur Beschreibung); Kdm OBB II (Schongau) 587; DiB I,23 (Weilheim-Schongau) LXXXIV und 498f. (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 157 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0015708.