Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 136 Steingaden, Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer (ehem. Stiftskirche) 1553

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Abt Michael Moser (1535–1553). Südliches Seitenschiff an der Südwand im Westen. Ursprünglicher Standort unbekannt1). 1879 mit weiteren Denkmälern2) in das Bayerische Nationalmuseum überführt, 1938 in das Depot des Maximilianmuseum Augsburg verbracht. 2008 der Bürger- und Pfarrkirchenstiftung Steingaden zur Neuaufstellung übergeben. Rotmarmor. Im Hochrelief in Lebensgröße Propst im Pontifikalornat, in der linken Hand den Stab, die rechte Hand auf das Brustkreuz gelegt, leicht aus der Achse nach rechts gedreht. In der rechten unteren Ecke der Wappenschild. Die links oben beginnende, erhabene Inschrift faßt die gesamte Platte ein. Sie ist jedoch durch Absplitterungen vor allem im oberen und unteren Bereich nur teilweise lesbar. Platte im oberen Drittel durch einen Querriß und im unteren rechten Bereich durch einen Schrägriß in drei Teile zersprungen. An der linken Seitenfläche des Steines befindet sich ein Zeichen, evtl. ein Steinmetzzeichen3).

Maße: H. 233 cm, B. 102 cm, Bu. 6,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. Anno d(omi)ni · 15 · 35a) · sex[(to)] mens[(is)]b) Octob(ris) / Venerabilis in christo Pa[te]rc) ac d(omi)n(u)s Michaeld) Moser canonice elect[us] / Exu[stioni]se) rusticane / recuperator sollicitus obijt anno d(omi)ni · 1 · 5 · 5 3f) · cui(us) ani(m)a d[e]oc) viuat Amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1535, am 6. des Monats Oktober, ist der ehrwürdige Vater und Herr Michael Moser gemäß kanonischen Rechts erwählt worden. Der eifrige Wiederhersteller nach der bäuerlichen Brandschatzung4) starb 1553, dessen Seele bei Gott leben möge. Amen.

Wappen:
Moser5).

Kommentar

Michael Moser stammte wie sein Vorgänger Johannes Dimpt aus Füssen. Unter dessen Herrschaft war er Prior des Klosters. 1535 wurde er zum Abt gewählt6). In seiner Regierungszeit regelte er zahlreiche Rechte der Hintersassen neu und erbaute ein neues Refektorium und Dormitorium. Er starb 15537).

Textkritischer Apparat

  1. Etwa das obere Drittel der Buchstaben abgebrochen.
  2. Die obere Hälfte der Buchstaben abgebrochen; genaue Kürzungssituation daher nicht sicher.
  3. Beschädigung durch Bruch im Stein.
  4. Etwa die Hälfte des M bei Renovierung ergänzt.
  5. Die obere Hälfte von Exu zerstört, dann Schaftreste, dann Fehlstelle durch Bruch im Stein.
  6. Paragraphenförmige Trennungszeichen; die letzte Ziffer offensichtlich später eingefügt.

Anmerkungen

  1. Hager, Steingaden 152. Hager führt das Denkmal nicht unter den für den Kapitelsaal belegten Abtsgrabmälern auf. Vgl. Hager, Steingaden 167.
  2. Denkmäler der Äbte Vitus Meier (Nr. 81) und Ulrich Griespeitel und Johannes Dimpt (Nr. 113).
  3. hz 4. Vgl. Hager, Steingaden 153, dort auch eine Abzeichnung des Steinmetzzeichens.
  4. Das Kloster Steingaden war im Jahre 1525 im Bauernkrieg schwer beschädigt worden, vgl. Nr. 113.
  5. Zimmermann, Klosterheraldik 154.
  6. Hofmann, Stift Steingaden 26, gibt als Wahldatum abweichend zur Inschrift des 11. September 1535 an.
  7. Khamm, Hierarchia Augustana III, 477; Pörnbacher, Steingaden Festschrift 55; Hofmann, Stift Steingaden 26.

Nachweise

  1. Hager, Steingaden 152.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 136 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0013609.