Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 114† Polling, Liebfrauenkirche (abgegangen) 1526–1530

Beschreibung

Stifterinschriften auf Bildfenstern. Beim Abbruch der Kirche nach der Säkularisation verloren. Auf der Nordseite, von Ost nach West: die Schutzmantelmadonna, mit Stifterinschrift der Allerseelen-Bruderschaft (I), alle anderen Fenster mit Wappen der Stifter und Beischrift. Zweites Fenster der Nordseite mit Stifterinschrift des Jakob Rosenbusch (II). Auf der Südseite, von Ost nach West: erstes Fenster mit Stifterinschrift Herzog Ludwigs X. (III), zweites Fenster mit Stifterinschrift des Pollinger Propstes Johannes IV. Vendt (1523–1530) (IV), drittes Fenster mit Stifterinschrift des Caspar Berndorffer zu Pähl (V), viertes Fenster mit Stifterinschrift des Hans Vendt (VI), fünftes Fenster mit Stifterinschrift des Magisters Georg Minsinger (VII), schließlich sechstes Fenster mit Stifterinschrift von Christoph Bühler (VIII).

Beschreibung und Text nach Gailler, Vindelicia Sacra.

I. Nordseite, erstes Fenster von Osten

  1. Unser Lieben Frauen Bruderschaft. 1527

II. Nordseite, zweites Fenster von Osten

  1. Jacob Rosenbusch der Landschafft in Bayrn Cantzler, Beninaa) Wenigin sein Hausfrau . 1528.

III. Südseite, erstes Fenster von Osten.

  1. Von GOttesb) Gnaden Ludwig Pfaltz-Graf bey Rein, Hertzog in Ober- und Nider-Bayrn 1530

IV. Südseite, zweites Fenster von Osten.

  1. Joannes Fendt Probst zw Pollingen. 1526.

V. Südseite drittes Fenster von Osten.

  1. Berndorffer zu Pal, Cammerer zu Muenchenc) Getrl.d) v(on) Maria sein Haußfrau 1526.

VI. Südseite viertes Fenster von Osten.

  1. Hanns Fendt zu Muenchenc). 1526. Margret Weillnfelderin sein Hausfrau

VII. Südseite fünftes Fenster von Osten.

  1. Georgius Minsinger Magister Ingolstadii Altaris S. Catharinae apud Sanctos Capellanus fieri curavit 1529.

Übersetzung:

Georg Minsinger, Magister zu Ingolstadt und Kaplan des Katharinenaltars zu den Heiligen hat dies machen lassen 1529.

VIII. Südseite, sechstes Fenster von Osten.

  1. Christoph Bühler von Aurburg Advocat, und Hof-Procurator zu Muenchenc) MDXXVIIII. Christina Cerstnerin von Nomburg, und Regina Imhof von Augspurg, Beede Seine Haußfrauen.

Kommentar

Das erste Bildfenster auf der Nordseite dürfte von der Allerseelen-Bruderschaft gestiftet worden sein, welche im Jahre 1523 mit Bewilligung des Bischofs von Augsburg auf die neugebaute Liebfrauenpfarrkirche übertragen wurde1).

Der Stifter des zweiten Bildes auf der Nordseite, Jacob Rosenbusch, dürfte aus der im Jahre 1537 nobilitierten Münchner Familie Rosenbusch stammen2).

Herzog Ludwig X. (1495–1545), war der Stifter des ersten Bildfensters auf der Südseite.

Das nächste Bildfenster wurde nach der Inschrift von Johannes IV. Vendt, Propst von Polling (1523–1530), der die Liebfrauenkirche in den Jahren 1524 bis 1526 neu errichten ließ3), gestiftet.

Die Berndorffer sind ein in Pähl ansässiges Adelsgeschlecht. Stifter des Fensters war vermutlich der ab Mitte der zwanziger Jahre als Kammermeister des Herzogs nachgewiesene Caspar Berndorffer zu Pähl. Bei der genannten Ehefrau müßte es sich um Ursula von Gera zu Kesselberg handeln4). Gaillers Lesung Getrl. von Maria lässt sich damit nicht in Übereinstimmung bringen Getrl. könnte allerdings eine Verlesung (Verrestaurierung?) von Gera sein; vielleicht war die Inschrift schon zu Gaillers Zeit schwer lesbar oder überarbeitet.

Aus der Münchner Familie Vendt5) dürften die Pröpste Johannes II. Vendt (1454– 1491) und Johannes IV. Vendt (1523–1530) stammen.

Magister Georg Minsinger stammte aus Polling. Er immatrikulierte sich am 31. Mai 1848 an der Universität Ingolstadt und machte dort an der Artistenfakultät Karriere. Er ist als Magister regens der Artistenfakultät nachweisbar6).

Über Christoph Bühler und seine beiden Ehefrauen ist nichts bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Wahrscheinlich für Benigna.
  2. Sic!
  3. e jeweils klein über u gestellt.
  4. Name nicht auflösbar.

Anmerkungen

  1. Zur Bruderschaft vgl. Biller, Pollinger Heimat-Lexikon 240f.
  2. Vgl. auch Lanzinner, Zentralbehörden 391.
  3. Vgl. Nr. 108†.
  4. Vgl. Prey in Clm 2290 3, fol. 156r f. und Lanzinner, Zentralbehörden 300. Zu den Berndorffern vgl. auch Nr. 194, Nr. 261, Nr. 271, Nr. 304.
  5. Vgl. Nr. 57; vgl. auch Lanzinner, Zentralbehörden 334–335.
  6. Vgl. Biographisches Lexikon 557.

Nachweise

  1. Gailler, Vindelicia Sacra 256–257.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 114† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0011403.