Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 113 Steingaden, Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer (ehem. Stiftskirche) 1529

Beschreibung

Grabdenkmal für die Äbte Ulrich Griespeitel (1501–1523) und Johannes Dimpt (1523–1535). Im südlichen Seitenschiff, Westwand, die südlichste Platte. Früher im Kapitelsaal des Klosters. 1879 mit weiteren Denkmälern1) in das Bayerische Nationalmuseum überführt, 1938 in das Depot des Maximilianmuseum Augsburg verbracht. 2008 der Bürger- und Pfarrkirchenstiftung Steingaden zur Neuaufstellung übergeben. Hochrechteckige Platte aus Sandstein. Oben die beiden Äbte jeweils mit Inful und Stab, der linke ältere, also vermutlich Ulrich, in Chorkleidung mit Almutia und Mitra, den Abtsstab in der rechten Hand, in der linken ein Buch, der rechte jüngere, also vermutlich Johannes, im Pontifikalornat, den Abtsstab in der linken Hand, die rechte vor die Brust gelegt. Zwischen den Äbten, im Bildfeld direkt über dem Schriftfeld, Steinmetzzeichen und Jahreszahl (I). Unten Schriftfeld mit erhabenen Inschriften, durch einen durchlaufenden horizontalen Steg in zwei Felder geteilt, oben Inschrift für Abt Ulrich (II), unten für Abt Johannes (III). Schriftfeld an den Seiten abgeschlagen, letzte untere Zeile völlig zerstört.

Maße: H. 165 cm, B. 103 cm, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Arabische Ziffern (I), Gotische Minuskel mit Versalien (II, III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. I.

    15 // 29a)

  2. II.

    [U]dalric(us) · Griesbeytel · 6 · abbas · el(e)ct(us) · e(st) · Erhardi / [1 ·] 5 · 01 · Obijt · a(n)i(m)aru(m) · 1 · 5 · 23 · requiescat · in · paceb)

  3. III.

    [Jo]h(an)es · Dimpt · ex · Füssen · 7 · abbas · electus · est / [Eli]zabeth · 1 · 5 · 23 · Sub · eod(em) · 1 · 5 · 25 · 13 · maij · exu[stum · est · / m]onast[erium · a · confederatis · ac · se]diciosis · rusticisc) ·

Übersetzung:

Ulrich Griespeitel ist als sechster Abt am Tag des Hl. Erhard 1501 gewählt worden. Er starb an Allerseelen 1523. Er möge in Frieden ruhen. (II)

Johannes Dimpt aus Füssen ist am Tag der Hl. Elisabeth 1523 als siebter Abt gewählt worden. Unter ihm ist am 13. Mai 1525 das Kloster von den aufständischen, zu einem Bund vereinigten Bauern verbrannt worden. (III)

Datum: 1501 Januar 08; 1523 November 02; 1523 November 19.

Kommentar

Hager nimmt an, Abt Johannes Dimpt habe das Denkmal für sich und seinen Amtsvorgänger im Jahre 1529 anfertigen lassen2).

Vielleicht war auf dem unteren, abgeschlagenen Teil der Platte noch Platz für einen Sterbevermerk für Dimpt vorgesehen.

Ulrich Griespeitel stammte aus Lindau, er war von 1501 bis 1523 Abt von Steingaden. In seine Amtszeit fällt die Transferierung der Johanneskapelle (vgl. Nr. 130) an ihren heutigen Platz. Er ließ ein Weinhaus errichten3). Sein Nachfolger Johann Dimpt kam aus Füssen und war von 1523 bis 1535 Abt. Unter diesem Abt wurde im Bauernkrieg durch die aufständischen Bauern im Jahre 1525 das Kloster Steingaden schwer zerstört4). Er ließ danach das Stiftergrabmal neu errichten (vgl. Nr. 110†). Johannes Dimpt hatte neben diesem noch ein separates eigenes Grabmal, das sich ebenfalls im Kapitelsaal befand; es ist nicht erhalten5).

Textkritischer Apparat

  1. Jahreszahl durch Steinmetzzeichen getrennt.
  2. Es folgt ein vegetabiles Ornament.
  3. Letzte Zeile nach Hager, Steingaden 152, ergänzt. Hager schreibt confeder(atis) (mit con-Kürzung) und a(c), mit den runden Klammern kennzeichnet er verlorene Textstellen.

Anmerkungen

  1. Grabmäler der Äbte Vitus Meier (Nr. 81) und Michael Moser (Nr. 137†).
  2. Vgl. Hager, Steingaden 151.
  3. Pörnbacher, Steingaden Festschrift 55; Hofmann, Stift Steingaden 24f.
  4. Clm 1921 fol. 7r–7v; Pörnbacher, Steingaden Festschrift 55. Vgl. auch Clm 1921 fol. 6v; Khamm, Hierarchia Augustana III, 477.
  5. Hager, Steingaden 167.

Nachweise

  1. Hager, Steingaden 152.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 113 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0011306.