Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)
Nr. 93 Polling, Pfarrkirche Hl. Kreuz (ehem. Stiftskirche) 1512
Beschreibung
Wappengrabplatte für die Familie Tuchsenhauser. In der Vorhalle, nördlich vom Eingang, dorthin vermutlich anläßlich der Restaurierung unter Propst Franz Töpsl 1765 verbracht und mit einem Stuckrahmen versehen. Ursprünglich in der Katharinenkapelle, der Grablege der Tuchsenhauser. Hochrechteckige Platte aus Sandstein. Oben unter einem Vorhangbogen ein Kruzifixus, links und rechts davon je ein Vollwappen. Die erhabene Inschrift befindet sich in acht vertieften Schriftzeilen zwischen erhabenen Leisten im unteren Drittel, an den vier Ecken jeweils ein leerer Wappenschild. Reste farbiger Fassung.
Maße: H. 180 cm, B. 75 cm, Bu. 3,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Hie ligend Begraben die Edlen vnd vesten hans / von wildegk Oswald Dixenhavsera) fraw mar/gret sein havsfraw Jvncker hans Dixenhavsera) / Jvncker jacob Dixenhavsera) pangratz dixenhavsẹ[r]b) / Riter jvncker Jörg dixenhavser jvnckfraw mar/gret Dichsenhavserina) den well der almechtig all[en] / Gnedig vnd Parmhertzig Seinn / An(n)o d(omi)ni M V C vnd im xll jar
Tuchsenhauser1), Wildecker2). |
Textkritischer Apparat
- Zwischen Dixen und hauser großer Abstand.
- r ursprünglich möglicherweise gekürzt.
Anmerkungen
- BayA1 26.
- BayA1 192.
- Töpsl, Succincta Informatio 74; Biller, Pollinger Heimat-Lexikon 644. Abdruck der Urkunde MB X, 178ff.
- Schmidtner, Bildhauer Nr. 91–93.
- Sauermost, Weilheimer 14.
- Andrian-Werburg, Tuchsenhauser passim. Obwohl sich Andrian-Werburg auf Hundt, Stammenbuch beruft, gibt es auch hier Abweichungen, so nennt Hundt/Lieb, Stammenbuch 3, 697, eine weitere Tochter Barbara, die mit Seyfried von Rorbach verheiratet gewesen sein soll.
Nachweise
- Cgm 2267 I, fol. 39r (p. 127); Clm 27202 fol. 58v und 59v; Schmidtner, Überblick Polling 49; Kdm OBB III (Weilheim) 717; Biller, Pollinger Heimat-Lexikon 644–645 (mit Abb.); DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 295f. (mit Abb.).
Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 93 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0009305.
Kommentar
Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel XLV und LV.
Die Eheleute Oswald und Margret Tuchsenhauser vereinbarten in einer Urkunde vom St. Ursula-Tag (21.10.) des Jahres 1452 mit dem damaligen Propst Johannes Mairhofer und seinem Konvent, daß ihre Grablege in der Kapelle der Hl. Katharina in der Klosterkirche sein sollte3). Die Aufstellung von zwei Denkmälern ist für diese Grablege überliefert: eine Grabplatte für Oswald Tuchsenhauser und seine Frau Margret, geborene Wildecker und die Gedenkplatte für Oswald, Margret und weitere Familienmitglieder. Auf der Grabplatte für Oswald und Margret (Südwand der Kirche) ist heute keine Inschrift mehr zu erkennen, lediglich das Wappen der Tuchsenhauser und das Wappen der Wildecker sind noch vorhanden. Warum die zweite Platte 1512 errichtet wurde und warum sie ausgerechnet der auf der Platte genannten Familienmitglieder gedenkt, anderer aber nicht, ist nicht bekannt.
Nach Schmidtner4) hat möglicherweise der Weilheimer Bildhauer Thomas Krumpper (1470/75–1543/44), der Urgroßvater von Hans Krumpper (um 1570–1634), den Stein geschaffen5).
Oswald Tuchsenhauser, dessen Geburtsdatum nicht bekannt ist, stammte wahrscheinlich aus Augsburg. Er wird 1420 als Schüler in der Kanzlei Herzog Ludwigs VII. des Bärtigen von Bayern-Ingolstadt genannt. Im Jahre 1423 empfängt er wohl die niederen Weihen. 1425 wird er Schreiber in der Kanzlei Herzog Ernsts von Bayern-München und erscheint 1426 erstmals als Mitglied in dessen Rat. In diesem Jahr heiratet Oswald Tuchsenhauser Margret, die Tochter des herzoglichen Rats Hans Wildecker. Er erwirbt in diesem Jahr Peißenberg und weitere Güter. 1428 wird Tuchsenhauser Kanzler von Bayern-München, was er bis 1438 bleibt. Von 1442 bis 1446 bekleidete er dann unter Herzog Albrecht III. das Amt des Rentmeisters von Oberbayern.
Oswald Tuchsenhauser starb wohl vor dem Jahr 1462, seine Ehefrau Margret wohl vor dem Jahr 14936). Sie hatten nach Andrian-Werburg vier Söhne, Hans, Jakob, Sigmund, Pankraz, und fünf Töchter, Margarete, Anna, Dorothea, Ursula, Martha. Das Epitaph erwähnt von den Töchtern nur die unverheiratet gebliebene, um 1470 verstorbene Margret, nicht aber ihre ebenfalls unverheiratet gebliebene Schwester Anna, auf der Platte fehlt der Sohn Sigmund, dafür ist ein sonst nicht faßbarer Sohn Jörg genannt6).
Hans von Wildeck, der Vater Margret Tuchsenhausers, war ebenfalls herzoglicher Rat von Bayern-München. Er starb wohl 1469. Der Sohn Hans Tuchsenhauser lebte von 1434 bis 1498. Der Sohn Jakob (1438–1512) war von 1498 bis 1508 Pfleger und Richter in Weilheim. Pankraz Tuchsenhauser lebte von 1444 bis 1506. Über den Sohn Jörg Tuchsenhauser ist nichts bekannt.