Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 53† Polling, Kapelle St. Wolfgang (abgegangen) 1484

Beschreibung

Bauinschrift des Propstes Johannes II. Vendt von Polling (1454–1491). An der Mauer der Kapelle1). Die Kapelle wurde 1803 abgebrochen2), die Inschrift ging dabei verloren.

Text nach Töpsl, Succincta Informatio.

  1. Anno Milleno quadringentesimo octuagesimo tertio Summo Pontifice Sixto quarto regnante Anno duodeno cum Imperatore Friderico Quatuor illustribus hujus terrae Principibus, Sigismundus primus, Adalbertus aetate secundus, deindea) Christophorus junior dictus, Wolfgangus, Hi veri Germani Adalberti Ducisque nati Subque Dei Famulo Johanne Vendtb) Praeposito In Polling Coenobio Anno regente tricesimo Aegrotante membris curari petenc) ---Vovente Basilicamd) SanctoWolfgango construendam Martisque Die Festum Georie) praecurrente haec estincepta, annoque sequenti completa. Illicque inventa humana sunt ossaf) posita intumulo de Lapidibus fabricato Hujus ignoratur - - Deo ergo dimittaturQui noscit cunctos viventes atque defunctos Cui Laus et Gloria sit in saeculorumsaecula Et post hanc, vitam tribuat nobis sempiternam. Amen.

Übersetzung:

Diese (Kapelle) ist im Jahre 1483, als Papst Sixtus IV. das zwölfte Jahr regierte3), zusammen mit Kaiser Friedrich4), unter den vier erlauchten Fürsten dieses Landes – Sigismund war der erste5), Albrecht dem Alter nach der zweite6), dann Christoph7) und Wolfgang, der Jüngere8) genannt: Diese waren leibliche Brüder, Söhne Herzog Albrechts9) – und unter dem Diener Gottes Johannes Vendt, der damals das dreißigste Jahr als Propst das Kloster Polling leitete und, an Gliedern krank und Heilung begehrend, gelobte, dem Hl. Wolfgang eine Basilika zu bauen, am Dienstag vor dem Tage des Hl. Georg begonnen und im folgenden Jahre vollendet worden. Dort sind menschliche Gebeine gefunden worden, die in einem aus Steinen gemauerten Grabe beigesetzt worden waren. Von wem sie stammen, weiß man nicht. Darum sei der Tote Gott anbefohlen: Er erkennt alle Menschen, die Lebenden und die Toten. Ihm sei Preis und Ehre in alle Ewigkeit, und nach diesem Leben möge er uns das ewige gewähren. Amen.

Datum: 1483 April 22.

Wappen:
Vendt10).

Kommentar

Zu Johannes II. Vendt vgl. Nr. 57.

Textkritischer Apparat

  1. dein Cgm 5743.
  2. Vend Cgm 5743, Gailler, Vindelicia Sacra.
  3. petens --- Cgm 5743, Gailler, Vindelicia Sacra.
  4. Basilicum Gailler, Vindelicia Sacra.
  5. Sic!
  6. inventa sunt humana ossa Cgm 5743, Gailler, Vindelicia Sacra.

Anmerkungen

  1. Töpsl, Succincta Informatio 82: Inscriptio in Muro, ähnlich Cgm 5743; Töpsl macht keine Angabe darüber, wo genau sich die Inschrift befand. In dieser Kapelle befand sich in einem Fenster außerdem ein Bild des Propstes mit seinem Familienwappen.
  2. Vgl. DiB I,23 (Weilheim-Schongau) 298f.
  3. Papst Sixtus IV. (1471 bis 1484).
  4. Kaiser Friedrich III. (1440 bis 1493).
  5. Zu Herzog Sig(is)mund vgl. NDB 24 (2010), 361f.
  6. Herzog Albrecht IV. (1465–1508).
  7. Zu Herzog Christoph (dem Starken) vgl. ADB 4 (1876) 232–235.
  8. Zu Herzog Wolfgang vgl. ADB 44 (1898) 72–75.
  9. Herzog Albrecht III. (der Fromme) (1401–1460).
  10. Zimmermann, Klosterheraldik 120.

Nachweise

  1. Cgm 5743 fol. 3r; Gailler, Vindelicia Sacra 261–262; Töpsl, Succincta Informatio 82; Biller, Pollinger Heimat-Lexikon 722.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 53† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0005305.