Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 17† Wessobrunn, Klosterkirche, Benediktuskapelle (abgegangen) (1364)

Beschreibung

Grabschrift für Abt Werner Greutter (1323–1364). Greutter lag angeblich in der Kapelle „unter den Stufen“ zum Dormitorium begraben1).

Text nach Clm 1927.

  1. Abbas Werenherus, pius sapiensa) atque severus Greuterb) vocatus, loculo iacet hoc tumulatusExpellens fortem griseorum ipse cohortemObtinuit morem regulam locum atque decoremIpsum iuvabant Laurencius, Wernher et ChuonratHorum sunt memores, omnes hic pretereuntes

Übersetzung:

Abt Werner, fromm, klug und streng, Greutter genannt, liegt hier begraben. Indem er die starke Kohorte der Grauen vertrieb, wahrte er Sitte, Regel, Ort und Würde. Es unterstützten ihn Laurentius, Werner und Konrad. Ihrer gedenken sollen alle, die hier vorüberschreiten.

Versmaß: Hexameter, 1–5 leoninisch.

Kommentar

Werner Greutter war über 40 Jahre Abt, nämlich von 1324 bis 1364. Er stammte aus einer Familie, die schon im 12. Jahrhundert als Wessobrunner Klosterministerialen belegt ist. Wahrscheinlich legte er 1310 in Wessobrunn die Profeß ab. Er setzte sich besonders für die innere und auch äußere Erneuerung des Konvents ein2).

In seine Amtszeit fiel – wie in der Grabschrift angegeben – die Vertreibung der „Grauen“. Es handelte sich hierbei um Mönche, die sich nicht mehr an die alten überlieferten Regeln halten wollten. Abt Werner hat diese vertrieben und die Klosterzucht wieder streng an der benediktinischen Regel ausgerichtet.

Er wurde in der Kapelle des Heiligen Benedikt begraben, die sich an der Stelle befand, wo sich zu Zeit Leutners die Sakristei befand. Es war der allgemeine Begräbnisort für Äbte.

Textkritischer Apparat

  1. Dem Metrum nach wäre zu erwarten Wernherus und sapiens, pius (dankenswerter Hinweis von Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München).
  2. Greutter Clm 1928, Clm 1211.

Anmerkungen

  1. in capella sancti Benedicti sub gradibus dormitorii, vgl. Clm 1928 p. 28, Clm 1211 fol. 243v.
  2. Andrian-Werburg, Wessobrunn 391.

Nachweise

  1. Clm 1211 fol. 243v; Clm 1927 p. 170; Clm 1928 p. 28; Leutner, Historia 316; Andrian-Werburg, Wessobrunn 391.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 17† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0001709.