Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 15 Steingaden, Kreuzgang, Brunnenkapelle 1. H. 14. Jh.

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für einen Hermann. Lose in der Brunnenkapelle. Ursprünglicher Standort unbekannt. Vermutlich nach der Säkularisation als Baumaterial verkauft. Wiederaufgefunden im Mauerwerk einer Zwischenmauer des Anwesens Steingaden Nr. 28 (heute Schongauer Str. Nr. 8, Baujahr ca. 1828)1). Kalkstein. Reste eines Kreismedaillons. Außen zwischen einem glatten und einem geriffelten Steg Reste eines Medaillons mit einer erhabenen Umschrift, im Feld des Medaillons befand sich ein Wappenschild, sichtbar sind der rechte Teil des Schildes und der rechte Teil eines Wappenbildes.

Maße: H. 27 cm, B. 45 cm, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. [+]a) HERMANNṾ[Sb) ---

Wappen:
Haldenberg2) (?).

Kommentar

Die Zuordnung des Fragments erweist sich als schwierig. Aufgrund des Schriftbefundes und der Gestaltung mit einem oder mehreren Medaillons auf einer ehemals wohl hochrechteckigen Platte – entsprechend der der Grabplatten für Hermann von Haldenberg (Nr. 12) und der Propstgrabplatte (Nr. 13) – kann das Stück in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert werden.

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel XL.

Das Fragment zeigt neben dem Namen Hermann die rechte Seite eines Wappenschildes mit zwei Endteilen von Schäften, die die Klingen einer Schere sein könnten. Es könnte sich um das Wappen der Haldenberger in einer abgewandelten Darstellung mit einer geöffneten Schere handeln. Diese Zuweisung kann allerdings nicht als sicher gelten, es sind auch Ergänzungen zu anderen Wappenbildern denkbar.

Die Genealogie der Haldenberger ist lückenhaft. Sicher belegt ist ein Hermann von Haldenberg, dessen Bestattung in Steingaden ein Nekrolog des Klosters Dießen überliefert (vgl. dazu Nr. 12). Ob es sich um den einzigen Hermann von Haldenberg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts handelt, ist nicht sicher.

Es könnte sich bei dem Fragment also um die Platte für den belegten, 1324 verstorbenen Hermann von Haldenberg handeln, dann wäre die vollständig erhaltene einem anderen Familienmitglied zuzuweisen. Denkbar ist auch, daß Hermann zwei Grabdenkmäler in Steingaden besaß oder daß es sich bei dem Fragment um einen später verworfenen Denkmalentwurf handelt.

Es könnte sich beim Fragment auch um die Platte eines zweiten Familienmitglieds der Haldenberger Namens Hermann handeln.

Die Platte kann aber auch zu einem anderen in Steingaden bestatten Hermann gehören, dessen Wappen – wie das der Haldenberger – einen Gegenstand mit zwei schräg zueinander stehenden Schäften enthielt.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach vergleichbarerer Grabplatte des Hermann von Haldenberg, Nr. 12.
  2. Vom H nur der untere Teil des linken Schaftes, der Balken und der rechte Schaft sichtbar. Erstes N unzial und spiegelverkehrt.

Anmerkungen

  1. Freundliche Auskunft von Herrn Gerhard Klein, Steingaden.
  2. Die Reste des Wappenbildes zeigen zwei oben abgeschrägte Schäfte, vielleicht von den Klingen einer – in diesem Fall geöffneten – Schere. Die Haldenberger, die eine Schere im Wappen führten (Vgl. BayA1 42), hatten eine Grablege in Steingaden, daher könnte es sich um ihr Wappen handeln.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 15 (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0001505.