Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 8† Wessobrunn, Marienkapelle (abgegangen) 1. H. 13. Jh.

Beschreibung

Bleitäfelchen mit Sterbeinschrift der Nonne Diemut. Zu unbekannter Zeit, spätestens wohl beim Abbruch der Klosterkirche 1810 verloren. Nach Riedle wurde Diemut ursprünglich bereits unter Abt Konrad von Menchingen (1220–1243) in der Marienkapelle, vermutlich mit den sieben Märtyrern (vgl. die folgende Nummer) begraben, aus dieser Zeit muss das Bleitäfelchen stammen1). 1707 bei der Graböffnung anläßlich des Abbruchs der Marienkapelle gefunden, hierbei soll auch eine steinerne Tafel ohne Inschrift gefunden worden sein. 1709 wurden die Gebeine in ein zinnernes Behältnis gelegt und in der Klosterkirche St. Petrus auf der linken Seite in der Nähe der Gebeine der sieben Märtyrer neu beigesetzt. Es wurde eine neue Tafel mit Inschrift beigefügt, ob auch das Bleitäfelchen erneut mitbestattet wurde ist unklar2): Unter Abt Beda (1743–1760) wurde im mittleren Schiff der Klosterkirche ein neues Grabmal errichtet und die Gebeine nochmals versetzt. Dieses Grabmal ging durch den Abbruch der Klosterkirche ebenfalls verloren3).

Text nach Leutner, Historia.

  1. III. Cal(endas) April(is) obiit pie memorie Diemut inclusa,Que suis manibus Bibliothecam S. Petro hic fecit.

Übersetzung:

An den 3. Kalenden des April (30. März) starb frommen Gedenkens die Inklusin Diemut, die mit ihren Händen eine Bibliothek hier bei St. Peter schuf.

Kommentar

Diemut trat in jungen Jahren als Inklusin in das Kloster Wessobrunn ein. Nach einem Katalog aus dem 12. Jahrhundert standen in der Bibliothek von Wessobrunn ca. 50 Handschriften von ihr, von denen noch etwa fünfzehn erhalten sind4). Sie stand auch mit Herluka von Bernried in Briefwechsel5).

Um 1130 regte sie Abt Waltho zur Gründung eines Nonnenkonvents an. Sie starb am 30. März 1130 und wurde in der Marienkapelle bestattet. Vermutlich anläßlich ihres einhundertsten Todestages stiftete Konrad Pozzo einen Jahrtag für sie6).

Anmerkungen

  1. Leutner hält es für wahrscheinlich, daß Diemut schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit den sieben Märtyrern begraben wurde. Vgl. Leutner, Historia 73.
  2. Hefner, Diemud 360. Leutner überliefert den Text der Tafel des 18. Jahrhunderts Beata Diemut, huius loci monialis inclusa, quae proprio eoque insigni charactere integram Bibliothecam conscripsit, anno 1707. 5. Aprilis in capella B.V.M. inventa, atque 1709 7. Nov. a Thassilone Abbate LV. hu(n)c translata est. (Die selige Diemut, Inklusin dieses Klosters, die mit eigenen und schönen Buchstaben eine ganze Bibliothek schuf, wurde am 5. April 1707 in der Kapelle der Heiligen Jungfrau Maria aufgefunden und am 7. November 1709 von Tassilo, dem 55. Abt, hierher überführt). Vgl. Leutner, Historia 174.
  3. Hefner, Diemud 360, vgl. auch Heiserer, Wessobrunn 114.
  4. Ruf, Bibliothekskataloge 178–183.
  5. Andrian-Werburg, Wessobrunn 542 weist darauf hin, daß diese Nachricht erst aus dem 15. Jahrhundert stammt.
  6. Vgl. Andrian-Werburg, Wessobrunn 542; Höppl, Traditionen Nr. 75.

Nachweise

  1. Leutner, Historia 71, 73, 174; Hefner, Diemud 359–360; Heiserer, Wessobrunn 114.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 8† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0000800.