Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Landkreises Weilheim-Schongau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 84: Lkr. Weilheim-Schongau (2012)

Nr. 6† Wessobrunn, Klosterkirche St. Petrus (abgegangen) 1200–1220

Beschreibung

Beischriften auf dem Wandteppich mit den Taten der Apostel Petrus und Paulus. Ehemals wohl Pendant zum Apokalypseteppich (vgl. Nr. 5†). Genauer Standort und Aussehen unbekannt1). Zu welchem Zeitpunkt der Teppich verloren ging, ist nicht bekannt. Mitte des 18. Jahrhunderts war er bereits nicht mehr vorhanden2).

Ebenso wie der Wandteppich mit den Darstellungen und Erläuterungen zur Apokalypse (Nr. 5†) war dieser Teppich wohl noch bis zur Neuerrichtung der Klosterkirche in den Jahren 1506 bis 1509 in der ursprünglichen Kirche vorhanden, da sie Stephan Leopolder, der diese Inschriften überliefert, noch in der Kirche hängen sah3). Leopolder überliefert den Text der Wandteppiche über die Apostel Petrus und Paulus als prima, secunda, tercia und quarta linea (I), wobei sich aus dem Sinn der Texte ergibt, daß die Verse der prima linea und der secunda linea jeweils untereinander standen, ebenso diejenigen der tertia und quarta linea.

Leopolder schreibt am Ende der Verse jeder linea mit roter Tinte den Namen Albertus Abbas. Es ist daher anzunehmen, daß eine Figur des Stifters, nämlich des Abtes Adalbert, auf dem Teppich zu sehen war. Unter dieser folgte jeweils einer der bei Leopolder nach jeder linea angegebenen Verse (II)4).

Wie bei Hager werden die Verse nicht in der von Leopolder überlieferten Reihenfolge wiedergegeben, sondern so, wie es nach dem Sinn erforderlich ist. Jedoch ist die Überlieferung Leopolders durch die Angabe der linea prima bis linea quarta durch die in Klammern gesetzte Ziffernangabe am rechten Rand jedes Verses kenntlich gemacht.

Text nach BHStA KL Wessobrunn Nr. 3a5).

  1. I.

    Parvaa) relinquentes facit hos super alta potentes. (1)Estimat affectum non pensat gracia censum. (2)Hec febre curatur mare sub pedibus solidatur. (1)Illecebris pulsis mundi mens enatat undis. (2)5Curat contractum stupet omnis concio factum. (1)Terab) turbantur cum virtutes operantur. (2)Fures ecclesie vos damnat, eratc) fraus Ananie. (1)Respiciens retro reprobus fit iudice Petro. (2)Nummo venalem putat hic rem spiritualem. (1)10Jure luit crimen symonie conspice finem. (2)Visio testatur quod nemo despiciatur. (1)Non personatum deus accipit aut dominatum. (2)Sacro tinguntur lavacro linguisque locuntur. (1)In sacramentis datur illustracio mentis. (2)15Vinclisd) vincitur qui solvit vincla reorum. (1)Sic sic cassatur quod fraus elata minature). (2)Rex commissa luit rex vermescens cruciatur. (1)Quem nil penituit suus hic dolor iniciatur. (2)Principis Antiochi sedes fit Cathedra petri. (1)20Munus opis rare datur hoc Petro speciale. (2)Albertus Abbasf)

  2. II.

    Hoc opus exegi quod regum defero regig). (1)Mundi rectores estoteh) mei memoresg). (2)

  3. I.

    Discere decertant que post duplicata reportant. (3)25Primo discamus bona que docti doceamus. (4)Predicet vt Christum stephanum statuere ministrum. (3)Augentur dona graduum crescente corona. (4)Destruit erroris fucos scuto rationis. (3)Re comparente confunditur vmbra repente. (4)30Intendens celis rogat vnde fit iste fidelis. (3)Fido levite patefiunt atria vite. (4)Mane lupus sevit sero velut agnus obedit. (3)Corruit elatus quem sternit culpa reatus. (4)Exorcisatur et sacro fonte levaturi). (3)35Hic humilis factus sacros exurgit in actus. (4)Exprobrat ingratis de visceribus pietatis. (3)Stultis et brutis displicent verba salutis. (4)Cesaris appellat cognomen vt arma repellat. (3)Turbas infestas compescit iure potestas. (4)40Cum lacrimis edij) se complexantur amici (3)Gratia divina coniungit lumina bina. (4)Agressi symonem superant dirumque Neronem. (3)Cum deus allegat fucata sophistica cedat. (4)Aera temptavit magum hunc Petrus prece stravit. (3)45Et crepuit fractus rex inde furit maledictus (4)In cruce giratur Petrus Paulus iugulatur. (3)Corpora ceduntur anime super astra levantur. (4)Albertus Abbasf)

  4. II.

    O princeps nequam vindictam suscipe equam. (3)50Tortor sanctorum Nero factus es esca luporum. (4)

Übersetzung:

Er (Jesus) gibt diesen (Männern: Simon Petrus und seinem Bruder Andreas), während sie Geringes verlassen, über Hohes Macht (Berufung des Petrus und des Andreas nach Mt 4,18–20; Mc 1,16–18; Lc 5,1–11; Vorlage im engeren Sinn ist jedoch Mt 19,27–29; Mc 10,28–30; Lc 18,28–30). (Z. 1)

Die Gnade schätzt die Gesinnung, (aber) sie wägt den Reichtum nicht. (Z. 2)

Diese (Frau) wird vom Fieber geheilt (vgl. Mt 8,14–15; Mc 1,30–31; Lc 4,38–39). Das Meer wird unter den Füßen fest(er Boden) (vgl. Mt 14,22.24–33). (Z. 3)

Wenn der Geist die Verlockungen von sich gewiesen hat, schwimmt er sich aus den Wogen der Welt frei. (Z. 4)

Er heilt einen Lahmen (vgl. Act 3,1–8), (und) die ganze Menschenmenge staunt über das, was geschehen ist (vgl. Act 3,9–11). (Z. 5)

... werden verwirrt, wenn Wunder vollbracht werden. (Z. 6)

(Ihr) Kirchendiebe, der Trug des Ananias verdammt (auch) euch (vgl. Act 5,1–11)! (Z. 7)

Da er (Ananias) zurückschaut, wird er von Petrus als seinem Richter verworfen (vgl. Act 5,1–11). (Z. 8)

Dieser (= Zauberer Simon) glaubt, man könne eine geistliche Würde um Geld kaufen (vgl. Act 8,18–24). (Z. 9)

Zu Recht büßt er das Verbrechen der Simonie: Schau auf (sein) Ende (vgl. Act 8,18–24)! (Z. 10)

Die Erscheinung bezeugt, daß niemand (von Gott) verachtet wird (vgl. Act 10,10–16.28). (Z. 11)

Vor Gott gibt es kein Ansehen der Person oder der hohen Stellung (vgl. Act 10,34; Gal 2,6). (Z. 12)

Sie (= Hauptmann Cornelius mit Hausgenossen) werden vom heiligen Bade benetzt und reden mit Zungen (vgl. Act 10,46–48). (Z. 13)

In den Sakramenten wird die Erleuchtung des Geistes gegeben. (Z. 14)

Er (Petrus), der (sonst) Angeklagten die Fesseln löst, wird (selbst) mit Fesseln gefesselt (vgl. Act 12,3–4; Mt 16,19). (Z. 15)

So, (gerade) so wird vereitelt, womit aus Hochmut begangener Trug droht. (Z. 16)

Der König büßt, was er begangen hat: Der König wird von Würmern gepeinigt (vgl. Act 12,23). (Z. 17)

Einem (Manne), der nichts bereut hat, soll hier der verdiente Schmerz bereitet werden. (Z. 18)

Der Sitz des Fürsten Antiochus wird zum (Bischofs-)Stuhle des Petrus (nachbiblische Erzählung, vgl. auch Gal. 2,11). (Z. 19)

Hier wird Petrus ein Amt von seltener (Macht-)Fülle als ein ihm allein zukommendes verliehen (nachbiblische Erzählung, vgl. auch Mt 16,18). (Z. 20)

Abt Adalbert (Z. 21) (I)

Dieses Werk habe ich vollendet; ich überreiche es dem König der Könige. (Z. 22)

Lenker der Welt, seid meiner eingedenk! (Z. 23) (II)

Sie lernen um die Wette, was sie später verdoppelt weitergeben (vgl. evtl. Act 6,4?). (Z. 24)

Lasset uns gute (Lehren) zuerst (selbst) lernen und (dann), wenn wir (darüber) belehrt sind, (andere) lehren! (Z. 25)

Sie haben Stephanus als Diener (= Diakon) eingesetzt, damit er Christus verkündige (vgl. Act 6,5.10). (Z. 26)

Da die Menge (der Gläubigen) wächst, werden die (himmlischen) Gaben der (Weihe‑)Grade vermehrt (vgl. Act 6,1–6). (Z. 27)

Mit dem Schilde der Vernunft zerstört er das Blendwerk des Irrtums (vgl. Act 6,9–10): (Z. 28)

Wenn die Wahrheit zutage tritt, verflüchtigt sich der Schatten schnell. (Z. 29)

Er (= Stephanus) blickt in den (offenen) Himmel und fragt: „Wie wird dieser (Mensch = Saulus) gläubig?“ (vgl. Act 7,55–60). (Z. 30)

Dem treuen Leviten (= Diakon = Stephanus) öffnen sich die Himmelshallen (vgl. 7,55–56). (Z. 31)

Am Morgen wütet er (= Saulus) wie ein Wolf (vgl. Act 7,58.60; 8,3; 9,1–2), am Abend ist er so brav wie ein Lamm (vgl. Act 9,3–20). (Z. 32)

(Erst) hoch erhaben, stürzt er (= Saulus) zu Boden, denn die Schuld, die er auf sich geladen hat, wirft ihn nieder (vgl. Act 9,4–5). (Z. 33)

Er (= Saulus) wird entsühnt und mit geweihtem Wasser erhoben (vgl. Act 9,17–18). (Z. 34)

Demütig gemacht, erhebt sich dieser (Mann = Saulus) zu heiligen Taten (vgl. Act 9,18). (Z. 35)

Er (= Saulus) macht den undankbaren (Juden) aus seiner tiefen Frömmigkeit heraus Vorwürfe (vgl. Act 13,46–47; evtl. auch Act 18,6). (Z. 36)

Törichten und Begriffsstutzigen mißfallen die Worte des Heiles. (Z. 37)

Er (= Paulus) ruft den Namen des Kaisers an, um Waffengewalt zu vereiteln (vgl. Act 25,3.11). (Z. 38)

Mit der Kraft des Rechtes bändigt die Staatsgewalt die feindselige Volksmenge (vgl. Act 25,24–25; oder auch Act 21,27–32; 22,22–24). (Z. 39)

Die Freunde umarmen sich ... unter Tränen. (Z. 40)

Die göttliche Gnade verbindet zwei Leuchten. (Z. 41)

Sie greifen Simon und den grausamen Nero an und überwinden sie. (Z. 42)

Wenn Gott eingreift, muß trügerische Spitzfindigkeit weichen. (Z. 43)

Er (= der Zauberer) hat versucht, (sich in) die Luft (zu erheben), Petrus (aber) hat diesen Zauberer durch sein Gebet zum Absturz gebracht, (Z. 44)

und (so) ist er krachend zerborsten. Daraufhin hat der verfluchte König getobt. (Z. 45)

Petrus wird kopfüber gekreuzigt, und Paulus wird die Kehle durchgeschnitten. (Z. 46)

Ihre Leiber vergehen, ihre Seelen (aber) werden über die Sterne emporgetragen6). (Z. 47)

Abt Adalbert (Z. 48) (I)

O du schlimmer Fürst, da hast du die gerechte Strafe! (Z. 49)

Du, Nero, der du Heilige gepeinigt hast, bist Fraß für Wölfe geworden. (Z. 50) (II)

Versmaß: Leoninische Hexameter, einsilbig und zweisilbig rein und unrein gereimt7).

Kommentar

Inschrift II ist ein Spruch, der aus Teilen verschiedener, im Mittelalter üblicher Verse zusammengesetzt wurde8).

Szenenfolge9): Aus dem Vergleich mit überlieferten Petrus- und Pauluszyklen mit den überlieferten Inschriften läßt sich folgende Szenenfolge rekonstruieren, wobei die Inschriften gemäß der Zeilenangabe der Transkription und Übersetzung angegeben werden, die Szenen mit PE (Petrus) und PA (Paulus) sowie der laufenden Nummer:

PE1 PE2 PE3 PE4 PE5 PE6 PE7 PE8 PE9 PE10 Stifter
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 prima
2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 secunda

PA1 PA2 PA3 PA4 PA5 PA6 PA7 PA8 PA9 PA10 PA11 PA12 Stifter PA13
23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 tertia
24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 quarta

Szene Ikonographie
PE1 Berufung des Petrus und Andreas10)
PE2 Heilung der Schwiegermutter Petri mit dem Gang Petri auf dem Wasser
PE3 Heilung eines Gelähmten durch Petrus
PE4 Betrug des Hananias
PE5 Petrus in Samarien, Bekehrung des Simon
PE6 Vision des Petrus
PE7 Taufe des Heiden Kornelius
PE8 Verhaftung Petri und wunderbare Befreiung aus dem Gefängnis
PE9 Tod des Herodes Agrippa
PE10 Petrus als Bischof in Antiochia11)

Stifterfigur des Abt A(da)lbertus
PA1 Streit zwischen Petrus und Paulus?
PA2 Wahl des Stephanus
PA3 Rede des Stephanus
PA4 Steinigung des Stephanus
PA5 Bekehrung Sauls/Sturz des Paulus
PA6 Vorbereitungen durch Hananias und Taufe des Paulus und Aussendung
PA7 Disput mit den Juden
PA8 Paulus vor dem Statthalter Festus und seine Berufung an den Kaiser
PA9 Petrus und Paulus treffen sich in Rom (nachbiblische Überlieferung12))
PA10 Petrus und Paulus decken die Zaubereien Simon Magus auf und besiegen so Simon und Nero (nachbiblische Überlieferung)
PA11 Durch das Gebet fällt Simon Magus vom Himmel und stirbt, Nero ist erzürnt (nachbiblische Überlieferung)
PA12 Martyrium von Petrus und Paulus und ihre Seelen werden zum Himmel getragen
Stifterfigur
PA13 Tod des Nero

Einordnung: Durch diese Rekonstruktion ergibt sich, daß die Inschriften der linea prima und der linea secunda jeweils einem Bild zugeordnet waren, ebenso die linea tercia und die linea quarta. Demnach kann ein Behang mit Registergliederung rekonstruiert werden, dessen zwei Bildzeilen jeweils unterhalb von einem doppelten Inschriftenband begleitet wurden. Der Unterschied zwischen 10 Szenen im oberen Bildstreifen und 13 im unteren, kann durch unterschiedlich breite Szenen, z.B. Doppelszenen (synchrone Darstellung mehrerer Ereignisse in einem Bild sind keine Seltenheit) in der oberen Bildleiste ausgeglichen werden. Vermutlich war die Stifterfigur im unteren Bildstreifen deutlich kleiner gehalten und zwischen der Szene mit den Martyrien der Apostelfürsten und der Szene mit dem Tod des Nero eingeschoben. Dies ist – ebenso wenig wie die dabei entstehende Verschiebung in den Inschriften – keine Seltenheit. Die beiden letzten Zeilen der Inschrift mit der „Verfluchung Neros“ können auch als geschwungene Schriftbändern ausgehend von der Stifterfigur im Bildfeld selbst angebracht gewesen sein. Außerdem konnte in den beiden unteren Schriftbändern der Text durch mehr Kürzungen knapper gehalten werden. Zum Beispiel schwanken die Szenenzahlen beim Heilsspiegelteppich aus Kloster Wienhausen zwischen 13 und 1713). Bei der Schriftart ist von einer Majuskel- oder Kapitalisschrift auszugehen.

Im Vergleich mit Petruszyklen und Zyklen der übrigen Apostel sind für Paulus viele und breite Zyklen überliefert, die fast ausschließlich Szenen aus der Apostelgeschichte zeigen14). Die Aufnahme der Szenen um Simon Magus in den Pauluszyklus scheint ungewöhnlich und durch die Verbindung mit dem Petruszyklus bedingt. Insgesamt richtet sich das Bildprogramm sehr stark auf die Bekehrung Sauls, die Legitimation der beiden Apostelfürsten, denen die Bestrafung weltlicher Herrscher entgegengestellt wird.

Der verlorene Petrus- und Paulus-Teppich war wohl im süddeutschen Raum in der Technik der Wirkerei hergestellt worden. Seine Kette hätte demnach aus Leinen bestanden, die Schußfäden überwiegend aus Wolle. Um seine ursprüngliche Größe zu rekonstruieren, müssen vergleichbare Behänge mit entsprechender Anzahl von Szenen herangezogen werden. Diese weisen in der Regel Breiten zwischen 4 und 8 m sowie Höhen von etwa 2 m auf.

Textkritischer Apparat

  1. Praua Clm 1211.
  2. Ursprünglich wohl letera, vielleicht auch extera; die Stelle war zu Zeiten Leopolders möglicherweise beschädigt; für den Hinweis sei Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München, gedankt.
  3. erat überflüssig; für den Hinweis sei Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München, gedankt.
  4. vinculis Clm 1211.
  5. iniciat(ur) statt minatur Clm 1211; der Vers Que(m) bis iniciatur fehlt.
  6. Fehlt in Clm 1927.
  7. Vers mit Paragraphenzeichen versehen in Clm 1927.
  8. Wohl fälschlich für este; für den Hinweis sei Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München, gedankt.
  9. Möglicherweise levatur fälschlich für lavatur, vgl. Act 22,16 ablue, für den Hinweis sei Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München, gedankt.
  10. edi wohl fehlerhaft; für den Hinweis sei Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München, gedankt.

Anmerkungen

  1. In BHStA KL Wessobrunn Nr. 3a und in Clm 1927 findet sich jeweils nur die Angabe ut videre licet cum ipsa in ecclesia pendeant, aus der hervor geht, daß die Teppiche wohl in der Klosterkirche aufbewahrt wurden. Hager, Wessobrunn 228, nimmt an, die Teppiche könnten ähnlich wie in St. Ulrich und Afra in Augsburg an den Wänden des Chores über den Chorstühlen angebracht gewesen sein. Zu Stephan Leopolder vgl. kurz Nr. 5†.
  2. Leutner, Historia 235; vgl. Andrian-Werburg, Wessobrunn 42.
  3. Clm 1927 p. 128: Hic venerabilis Abbas Albertus duo fieri fecit Tapetia sive vela mirabilis picture ac varie texture. In uno continentur visiones libri Apocalypsis sancti Johannis apostoli. In altero Gesta divorum Petri et Pauli apostolorum que his versibus ornantur ut videre licet cum ipsa in ecclesia pendeant. In Auftag gegeben wurden die Teppiche durch Abt Adalbert II. (1200–1220). Leopolder überliefert die Verse der beiden Teppiche in drei Handschriften (Clm 1927, Clm 1928 und BHStA KL Wessobrunn Nr. 3a gelten als Handschriften, die von Stephan Leopolder geschrieben wurden); einer vierten, Tegernseer Handschrift, lag eines der Manuskripte Leopolders zu Grunde (Die ältere Forschung (z.B. Hager) hielten auch das Manuskript Clm 1211 für ein Werk Leopolders. Die jüngere Forschung hingegen hat erkannt, daß es sich hierbei um die Arbeit eines Tegernseer Schreibers handelt, der lediglich von Leopolder abgeschrieben hat, vgl. hierzu besonders Höppl, Traditionen 16*.).
  4. Hager, Wessobrunn 227.
  5. Varianten nach Hager, Wessobrunn 226f. werden nicht ausgewiesen, da Hager, Wessobrunn 225, Anm. 1, angibt, er habe den Text der heute (um 1900) üblichen Orthographie angepasst.
  6. Z. 40–47 basiert nicht mehr auf Bibeltext, sondern auf einer nachbiblischen Petrus-und-Paulus-Legende; zur Petrus und Paulustradition vgl. Zwierlein, Petrus in Rom 43ff.
  7. An dieser Stelle sei Herrn Prof. Dr. Sebastian Scholz, Universität Zürich, für Hilfen bei Interpretationsfragen gedankt.
  8. Vgl. z.B. hoc opus exegi (Walther, Initia carminum 8309) oder mundi rectores (Walther, Carmina II (= Proverbia sententiaeque) 15619). Für diesen Hinweis und für Interpretationshilfen beim lateinischen Text sei Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München, gedankt.
  9. Kommentar mit Rekonstruktionsversuch von Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai, München.
  10. Jesus lehrte am See Genezareth vom Boot des Simon aus. Anschließend forderte er Simon und Andreas auf, auf den See zu fahren und die Netze auszuwerfen. Sie kehrten mit reichem Fang zurück, verließen ihren Fang und die Familie um Jesus zu folgen, vgl. Lc 5,4–11 (Mt 4,18–22; Mc 1,6–20).
  11. Der Legende nach soll Petrus, bevor er nach Rom kam, sieben Jahre Bischof von Antiochien gewesen sein, wo er vom dortigen Statthalter Theophilus ins Gefängnis geworfen wurde. Paulus soll damals dem Statthalter, der um seinen Sohn trauerte, von den Fähigkeiten Petri erzählt haben. Als Paulus Petrus daraufhin aus dem Gefängnis holen durfte, war er fast verhungert. Petrus erweckte den Sohn des Statthalters zum Leben, woraufhin sich Theophilus bekehrte und Petrus auf einen hohen Stuhl, eine Cathedra setzen ließ, damit ihn alle sehen und predigen hören konnten, vgl. Legenda aurea – von St. Peters Stuhl; vgl. LCI 8, Sp. 159.
  12. Eine völlig anachronistische Legende (Vita fabulosa Sancti Stephani Protomartyris) erzählt, Stephanus sei bei seiner Geburt vom Satan geraubt worden, der statt des Säuglings einen Dämonen in die Wiege legte und Stephanus einem Bischof vor die Türe legte. Dieser adoptierte Stephanus, der herangewachsen in sein Vaterhaus zurückkehrte und den Dämon mit dem Zeichen des Kreuzes vertrieb. Dieser floh in Gestalt eines behaarten Teufels mit Hörnern, Fledermausflügeln und einem langen Schwanz, vgl. Krauss/Uthemann, Bilder 315.
  13. Hier eventuell nur als kleine Stifterfigur unter dem Bild.
  14. Vgl. Kohwagner-Nikolai, per manus passim.
  15. Vgl. LCI 8, Sp. 145–147.

Nachweise

  1. Clm 1211 fol. 241r–241v; Clm 1927 p. 129–131; Clm 1928 p. 16–18; Clm 27160 fol. 16v (nur Teil); BHStA KL Wessobrunn Nr. 3a (Fotoband 45), p. 118–119; Hager, Wessobrunn 226–227.

Zitierhinweis:
DI 84, Lkr. Weilheim-Schongau, Nr. 6† (Manfred Merk), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di084m015k0000606.