Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 83 Kellberg, Gde. Thyrnau, Pfk. St. Blasius (1514)

Beschreibung

Grabplatte mit fragmentarischer Grabinschrift für den Pfarrer Johann Mauersteiner. Innen, an der Westwand unter der Empore. Hochrechteckige Platte mit Umschrift; in der unteren Hälfte der Platte Relief Kelch auf geschlossenem Buch in gekröpftem Vierpassfeld, die obere Spitze zu einem Kielbogenfeld verlängert, darin der Kelch. Rotmarmor. Platte stark abgetreten, daher früher mutmaßlich im Boden, untere rechte Ecke gebrochen.

Maße: H. 180 cm, B. 92,5 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. – – – ]xiiij die a(n)i(m)aru(m)1) / Obijt · honorabilis · dominus · Johannes · Ṃạu[ers]tain/e[r] Ṛẹc̣toṛ · ecclesie · par[.]ochi/ạḷịṣ · ịṇ · kellenperg · cui(us) · anima · ṛẹq̣[uiescat – – –

Übersetzung:

[Im Jahre des Herrn 151]4 am Tag der Seelen (Allerseelen) starb der ehrbare Herr Johann Mauersteiner, Pfarrer der Pfarrkirche in Kellberg, dessen Seele ruhe ...

Kommentar

Da die Platte stark abgetreten ist, kann der Schriftcharakter nur noch fragmentarisch nachvollzogen werden. Ein Merkmal, das trotz des Erhaltungszustandes noch erkennbar ist, sind die zum Parallelogramm tendierenden o-Formen. Unziales d hingegen scheint keine nennenswerte Formausprägung zu besitzen. Hier fällt höchstens die d-o-Ligatur bei dominus auf, bei der der rechte Teil des d direkt in den unteren Teil des o überzugehen scheint. In der Stadt Passau treten Stilgruppen auf, die sich durch parallelogrammförmige Buchstabenkörper auszeichenen2). Jedoch kann die vorliegende Schrift leider nicht näher eingeordnet werden.

Krick belegt einen Johann Mauersteiner unter den Vikaren von Kellberg. Dieser übte das Amt seit 1483 aus. Er war gleichzeitig auch Vikar in Hauzenberg. Er ist für beide Ämter im Rahmen einer Jahrtagsstiftung in Obernzell, die er 1494 vornahm, belegt. Krick gibt als Sterbedatum den 12. März 1514 an3). Das Sterbejahr, das in der Inschrift nur noch fragmentarisch lesbar ist, kann dadurch ergänzt werden. Die Jahreszahl in römischen Zahlzeichen endet auf 14. Allerdings stimmt das Tagesdatum nicht mit der Angabe bei Krick überein. Die Inschrift gibt den dies animarum, also Allerseelen, und somit den 2. November als Todestag an. Das bei Krick angegebene Todesdatum hängt mutmaßlich mit der wahrscheinlich falschen Identifizierung einer heute verlorenen, fragmentarischen Grabschrift in Hauzenberg als Inschrift für Johann Mauersteiner zusammen, auf der offenbar als Tagesdatum der 12. März angegeben war (vgl. Nr. 71†).

Anmerkungen

  1. Allerseelen: 02. November.
  2. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf.
  3. Krick, Seelsorgevorstände 523, auch 505; vgl. zur Jahrtagsstiftung ABP PfA Obernzell 2: Stinglhamer Bogen 5, 4. Seite.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 83 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0008303.