Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 69† Hauzenberg, Pfk. St. Vitus 15. Jh.?

Beschreibung

Fragmentarische Grabschrift für einen Pleban, angeblich für Johann Mauersteiner. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts im Fußboden der Kirche, in den 50ern in der Seelenkapelle. Laut Röttger ein Bruchstück einer Rotmarmorplatte, H. 120 cm, B. 74 cm, mit Minuskelinschrift1).

Text und Beschreibung nach Kdm Wegscheid.

  1. ... in die sancti Gregorii pape o...a) d(omi)n(u)sb) plebanus in Chelnp...c)

Übersetzung:

... am Tag des Hl. Papst Gregor2) ... Herr, Pleban in Kellberg3) ...

Kommentar

Röttger vermutet, dass das Fragment mit einer Grabplatte für Johann Mauersteiner zu identifizieren ist4). Johann Mauersteiner ist bei Krick als Pfarrvikar von Kellberg und Hauzenberg belegt; er starb angeblich am 12. März – also am Fest des Hl. Gregor des Großen – 15145). Für Mauersteiner als Verstorbenen spräche nach den Angaben bei Krick der inschriftlich genannte Todestag und auch die Bezeichnung als Pleban. Jedoch gibt es in Kellberg eine noch im Original erhaltene Grabplatte mit fragmentarischer Inschrift für Johannes Mauersteiner, Pfarrer in Kellberg, der laut Inschrift an Allerseelen verstorben ist (vgl. Nr. 85).

Dass es sich ausgerechnet um zwei Personen gleichen Namens, die auch noch zur gleichen Zeit in der gleichen Gegend Geistliche waren, handelt, ist wohl höchst unwahrscheinlich. Da die oben zitierte fragmentarische Grabschrift zwar den 12. März als Todesdatum nennt, jedoch keinen Personennamen bietet, muss am ehesten davon ausgegangen werden, dass die obere Inschrift nicht die für Johannes Mauersteiner war. Möglicherweise stammt die wahrscheinlich falsche Angabe zum Todestag bei Krick von dem hier genannten Fragment. Es gibt in seiner Liste auch noch einen weiteren Vikar in Hauzenberg, der auch Pfarrer in Kellberg war, zu dem Krick allerdings kein Todesdatum kennt: Konrad Sündelstorffer, der zwischen 1460 und 1480 belegt ist6). Nach Krick ist er in einer Urkunde vom 29. Oktober 1480 bereits als verstorben bezeichnet7). Vielleicht ist dieser mit dem obigen Fragment in Verbindung zu bringen. Er könnte demnach 1480 im März gestorben sein.

Miller vermutet, dass sich Konrad Sündelstorffer für den Ausbau der Kirche in Hauzenberg eingesetzt hat8). Bauinschriften aus den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts, also schon aus der Amtszeit eines Vorgängers Sündelstorffers, an den Kapitellen im Chor der ehemaligen Kirche belegen Baumaßnahmen – zumindest für diesen Bauabschnitt –, und nennen einen Vikar namens Matthäus und einen „Baumeister“ Hans Altaher (vgl. Nr. 31). Ein Engagement um den Bau der Kirche könnte ein mögliches Motiv gewesen sein, warum sich Sündelstorffer, der auch Pfarrer in Kellberg war, in Hauzenberg bestatten ließ.

Textkritischer Apparat

  1. Sic, offenbar unleserliche Stellen in der Transkription mit drei Punkten wiedergegeben, ergänze mutmaßlich zu obiit.
  2. Gekürzter Buchstabenbestand offenbar von Original übernommen; keine Fehlstelle gekennzeichnet; zu erwarten wäre nach dominus ein Personenname.
  3. Ergänze evtl. zu Chelnperg, mutmaßlich für Kellberg.

Anmerkungen

  1. Vgl. Röttger in Kdm Wegscheid 44.
  2. Fest des Hl. Papstes Gregor am 12. März.
  3. Kellberg, Gde. Thyrnau, Lkr. Passau.
  4. Vgl. Kdm Wegscheid 44.
  5. Vgl. Krick, Seelsorgevorstände 505, 523; Miller, Hauzenberg 89.
  6. Vgl. auch eine Urkunde vom 3. Juni 1467, in der ein Streit zwischen „Chunrat Syndelstorffer“, Pfarrer in Kellberg und Hauzenberg, und den Hauzenberger Zechpröpsten geregelt wird: Heider, Regesten Nr. 769.
  7. Krick, Seelsorgevorstände 505 und 523.
  8. Miller, Hauzenberg 88.

Nachweise

  1. Kdm Wegscheid 44; Miller, Hauzenberg 89 (ohne Textwiedergabe).

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 69† (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0006900.