Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 57 Engertsham, Gde. Fürstenzell, Marienkap. 1495

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Geistlichen Peter Aiglsperger. Am Boden vor dem Chorbogen. Um 1920 noch im Boden der Pfarrkirche St. Michael1). In der Mitte der Platte Relief: der Verstorbene im Messgewand mit Birett, in der Linken einen Kelch haltend, die Rechte segnend darüber, der Kopf ruht auf einem Kissen; um das Relief Umschrift. Rotmarmor. Inschrift und Relief stark abgetreten.

Maße: H. 145 cm, B. 78 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni 14̣9̣5 · / D(omi)nica · Post · Michaelis · Obyt · Vene(rabi)lisa) · Vir · / D(omi)n(u)s · Petr[(us)]b) · Ạiglsp(er)g[er]c) / Hic · Sepult(us) · c(uius) a(n)i(m)a · i(n) · pace · Req(ui)escatd) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1495, am Sonntag nach Michaeli, starb der ehrwürdige Mann, Herr Peter Aiglsperger, der hier bestattet ist. Seine Seele ruhe in Frieden.

Datum: 1495 Oktober 4.

Kommentar

Innerhalb der Textschrift fallen kaum Besonderheiten auf: das Verhältnis zwischen Mittellängenbereich und Ober- und Unterlängen ist ausgewogen und bewegt sich im typischen Rahmen der Gotischen Minuskel. Auch die Einzelformen sind nicht ungewöhnlich. Die beiden gegenläufigen Bögen bei rundem s sind getrennt und leicht versetzt. Die relativ ausladenden Versalien bilden einen Gegenpol zur Textschrift. Die Formen zeigen teils leicht aufgeblähte Bögen und ausgerundete Serifen und erinnern in diesen Elementen vielleicht noch etwas an die Gotische Majuskel. Die Ausprägung weist aber – dem Zeitansatz gemäß – schon Richtung frühhumanistische Schriften. Im Bereich der Kürzungen finden sich neben Kürzungsstich, der hier eine Ausbuchtung nach oben aufweist, hochgestellte Endungen, us-Haken, aber auch p und q mit durchstrichenem Schaft.

Zur Person lassen sich leider keine konkreten Angaben machen. Selbst die Inschrift gibt keine genaue Auskunft über das Amt, das der Verstorbene bekleidete. Darstellung (vgl. Kelch), Epitheton (venerabilis) und auch die Tatsache, dass der Text in Latein verfasst ist, weisen auf einen Geistlichen. Ob Peter Aiglsperger in Engertsham tätig war, bleibt unklar. Die Inschrift verweist lediglich darauf, dass er hier bestattet wurde. Diese Tatsache legt jedoch die Vermutung nahe, dass Aiglsperger hier auch sein Amt ausübte.

Textkritischer Apparat

  1. Endung -lis hochgestellt.
  2. Sic, kein Kürzungszeichen erkennbar, mutmaßlich mit us-Haken gekürzt.
  3. Bei p(er) Kürzungsstrich durch p-Schaft; Kürzungszeichen für -er nicht erkennbar, wahrscheinlich mit er-Haken gekürzt.
  4. Kürzungsstrich durch q-Schaft; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte; letzter Worttrenner in Form eines Quadrangels mit vier eingerollten Zierstrichen.

Anmerkungen

  1. Mader, Kdm Passau, hat ihn im Pflaster der Pfarrkirche gesehen. Der Stein war bereits zu seiner Zeit sehr abgetreten, sodass er den Text nur fragmentarisch lesen konnte. Er datiert die Platte um 1500 bis 1530.

Nachweise

  1. Kdm Passau 40.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 57 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0005703.