Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 55 Kellberg, Gde. Thyrnau, Kap. St. Leonhard vor 1494

Beschreibung

Wappengrabplatte für Christoph von Watzmansdorf. Innen an der Westwand, dritte Platte von Süden. Um 1899 noch in der Pfarrkirche, im Boden „vor dem Hochaltar“1). Hochrechteckige Platte, im oberen Drittel Inschrift, darunter Relief Vollwappen in Korbbogen. Rotmarmor. Platte stark mit Bild- und teilweise Schriftverlust abgetreten. Wappenbild erloschen2).

Maße: H. 217 cm, B. 114 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Hie · ligt · pegrabenn · Der · Edl · [Vest]a) / Christoff · Waczmsdorffer [· zu · leo]/prechtingb) · Der · Gestorben · ịṣṭ [– – –c)

Kommentar

Auf Grund des stark abgetretenen Zustandes der Schrift lassen sich kaum Aussagen zum Schrifttyp treffen. Zu Erkennen sind fast nur noch Schäfte. Darunter sticht einzig Bogen-r hervor, das stark in die Vertikale gezogen ist. Der untere g-Bogen ist waagrecht ausgeführt und im Verhältnis zum relativ kurzen Schaft leicht nach links versetzt, sodass der Buchstabe unten rechts leicht gedrückt erscheint. Die Versalien sind in Schwellzüge aufgeteilt. Es häufen sich die Formen mit der Basiskombination Bogen auf der Grundlinie, geknickter Schaft auf mittlerer Höhe, vgl. C, E und G.

In der Grabinschrift ist kein Datum enthalten. Es dürfte sich jedoch bei dem Verstorbenen um Christoph I. von Watzmansdorf handeln. Für Christoph II., mutmaßlich ein Neffe Christophs I., ist eine figurale Grabplatte in Hutthurm erhalten (Nr. 74)3). Christoph I. verstarb im Jahre 1494; die Grabplatte könnte jedoch schon früher angefertigt worden sein; der Platz unter der Inschrift wurde möglicherweise für das Sterbedatum freigelassen.

Christoph war der Bruder Georgs II. von Watzmansdorf zu Leoprechting (vgl. Nr. 56) und der Sohn Degenharts I. von Watzmansdorf (vgl. Nr. 29) und der Amalei von Mermosen. Für Christoph ist keine Ehefrau belegt4).

Christoph tritt als Käufer einiger Güter im Hochstift Passau in einer Urkunde aus dem Jahre 1483 auf5).

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach BZAR Gen. 1279.
  2. Nach Sekundärinformationen erschlossen; genauer Buchstabenbestand unsicher.
  3. Platz evtl. für nicht nachgetragenes Datum freigelassen.

Anmerkungen

  1. Erhard, Topographie 1,1 210; Brunner in BZAR Gen. 1279, Heft IV, auf der 13. Seite der Watzmansdorfer Genealogie und auf der 2. Seite „Kirche zu Kellberg“: der Zustand der Platte war offenbar damals schon schlecht, da Brunner beispielsweise das Wappen als „ganz undeutlich“ beschreibt.
  2. Es müsste sich um das Wappen der Watzmansdorfer handeln, vgl. OÖ 607f.; der Wappenschild trägt zwei Oberwappen: heraldisch rechts der Spitzhut des Stammwappens, heraldisch links ein geschlossener Flug, der nicht(!) dem bei Siebmacher (OÖ 607) für Watzmansdorf ebenfalls beschriebenen Helm mit Hörnerpaar entspricht. Da für Christoph keine Ehefrau belegt ist, könnte es sich um das Oberwappen seiner Mutter handeln. Für die Familie Mermoser (vgl. BayA1 163) ist eine Helmzier mit einem mit Mooskolben belegten geschlossenen Flug nachgewiesen, jedoch lässt sich das Oberwappen auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes der Grabplatte nicht näher identifizieren.
  3. Brunner in BZAR Gen. 1279, Heft IV, auf der 13. Seite der Watzmansdorfer Genealogie, weist die Grabinschrift fälschlich Christoph II. , „der letzte seines Geschlechtes“, zu. Dessen Grabplatte in Hutthurm nennt aber sowohl Sterbedatum als auch seine Ehefrau.
  4. Vgl. hierzu Krick, Stammtafeln Nr. 205; OÖ 608; Hundt/Libius, Stammenbuch III, 765; BSB Cgm 2290 30 fol. 449r; vgl. ausführlicher zu der Genealogie der Watzmansdorfer zu Leoprechting in der Zeit Kommentar bei Nr. 29.
  5. MB 31b, 606–610.

Nachweise

  1. BZAR Gen. 1279, Heft IV, 13. Seite der Watzmansdorfer Genealogie und 2. Seite „Kirche zu Kellberg“; ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221 (bez. „Tafel 10“); Kdm Passau 154.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 55 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0005509.