Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 41 Neukirchen am Inn, Gde. Neuburg am Inn, Pfk. St. Johannes Baptist ca. 1460–14801)

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für Leonhard Remgrueber, seine Ehefrau und seine Eltern. Innen, am Boden westlich neben dem Südportal. Oberer oder mittlerer Teil einer ehemals größeren, hochrechteckigen Platte; am unteren Rand noch Buchstabenansätze weiterer Zeilen erkennbar. Rotmarmor. Oberfläche in der Mitte der Platte abgetreten, rechter und unterer Rand und rechtes unteres Eck abgebrochen.

Maße: H. 53 cm, B. 62 cm, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. gedenckt · duricha) · goczb) : / Bille(n)a) · Leonhart(en)c) · remgr/ueber [·] der [·] Hie · Ligt · vnd [·] / seins · vat(er)d) · vnde) · muet[er] / vnd · seinef) · Hausfra[u – – –

Kommentar

Der Schriftcharakter der Gotischen Minuskel weist einige Stilisierungen auf, anhand derer die Schrift einer in der Stadt Passau vor allem in den 60er und 70er Jahren des 15. Jahrhunderts auftretenden Gruppe zugeordnet werden kann2). Charakteristisch ist in erster Linie a, bei dem der obere geknickte Bogen weit geschlossen wird und teilweise über den unteren Bogen hinaus steht. Typisch sind auch Versalien in vergrößerten Minuskelformen, deren linker Schaft links einseitig gezackt ist.

Auch das Formular fällt auf: es handelt sich nicht um eine übliche Formulierung der Grabinschrift. Der Text verweist aber ausdrücklich auf eine (Familien-) Grablege.

Zu Leonhard Remgrueber ist nichts bekannt. Auch die Inschrift gibt nicht viel Aufschluss über Stand oder Beruf; es fehlen auch Epitheta. Aus dem Text geht lediglich hervor, dass er offenbar verheiratet war. Es kann sich also nicht um einen Geistlichen handeln. Darüber hinaus wird seiner Eltern gedacht.

Ein Sigmund Reingruber ist für das Jahr 1488 belegt. Er war ein Hutmacher aus der benachbarten Grafschaft Neuburg3). Vielleicht war er ein Verwandter der oben genannten Personen.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Zeilenrand beschädigt, es sind zwei Quadrangel übereinander erkennbar, mutmaßlich Worttrenner, evtl. auch zweites z.
  3. Über r ein Kürzungsstrich, mutmaßlich für Kasusendung.
  4. Kürzungszeichen verloren.
  5. Verschreibung: rechter Schaft des v mit Brechung nach rechts auf der Grundlinie.
  6. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Zeitliche Einordnung auf Grund der Schriftanalyse.
  2. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIIf.
  3. Mitterwieser, Wallfahrten 285.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 41 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0004105.