Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 26 Eholfing, Gde. Ruhstorf an der Rott, Fk. St. Vitus um 1441/14481)

Beschreibung

Decken- und Wandmalereien mit Beischriften. Im Netzrippengewölbe des Chorpolygons und an der nördlichen Chorbogenlaibung. Auf Putz aufgemalt. Quadratisches Feld zwischen Chorpolygon und westlich anschließendem Joch mit Wappenschild des Klosters Vornbach, umgeben von Blattranken. Daran anschließend sechs Felder: in jedem Feld oben vom zentralen Schlussstein ausgehende, gemalte Strahlen, darunter je ein Medaillon, unter jedem Medaillon Blattranken. Medaillons mit folgenden Darstellungen von Westen gegen den Uhrzeigersinn: im südwestlichen Feld Evangelistensymbol Markus: Markuslöwe mit Schriftband (I) zwischen den Pranken; im südöstlichen Feld Evangelistensymbol Matthäus: geflügelter Mensch mit Schriftband (II) in den Händen; in den beiden östlichen Feldern: südlich Schweißtuch der Veronika, nördlich Agnus Dei, beide ohne Inschrift; im nordöstlichen Feld Evangelistensymbol Johannes: Adler, Schriftband (III) in den Klauen; im nordwestlichen Feld Evangelistensymbol Lukas: geflügelter Stier mit Schriftband (IV) zwischen den Hufen. An der Chorbogenlaibung in grün-rotem, floralem Dekorband Wappenschild, darüber Feld mit Inschrift (V). Malereien bei Restaurierungsarbeiten 1985 freigelegt und retuschiert2).

Maße: H. 48 cm (V), B. 32 cm (V), Bu. 8 cm (V).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/4]

  1. I.

    mark//usa)

  2. II.

    + mathäisb) ·

  3. III.

    · // Johannesc)

  4. IV.

    + luka//sd) ·

  5. V.

    Vormbach

Wappen:
Vornbach3).

Kommentar

Die Schriftzüge sind bei der Restaurierung nachgezogen worden. Dabei wurden offenbar typische Schriftmerkmale der Gotischen Minuskel verfälscht. Es tritt durchwegs einstöckiges a auf; das ursprüngliche doppelstöckige a – möglicherweise in der Kastenform – wurde offenbar als einstöckiges a aufgefasst und so wiedergegeben. Auch werden die lateinischen Namen „Lukas“ und „Markus“ jeweils mit k geschrieben, wo ursprünglich wohl eher c gestanden haben dürfte. Der h-Bogen (bei Johannes) setzt ungewöhnlich weit unten an. Ebenso fällt auf, dass alle vier Evangelistennamen nicht mit S. o.ä. für sanctus versehen sind, was eigentlich zu erwarten wäre. Besonders verfremdet wirkt der Schriftzug beim Evangelisten Matthäus: neben einstöckigem a mit zwei Punkten darüber für ä – ursprünglich wohl eher e für ae – steht nur ein Schaft an Stelle eines u oder v: mutmaßlich wurde der erste Schaft des u / v bei der Retuschierung zum vermeintlichen ä vorgezogen. Ungewöhnlich wirken auch die Zierlinien an den unteren Knicken des o- und des b-Bogens in Inschrift V.

Dem Wappen zufolge wurde die Malerei unter der Regie des Klosters Vornbach angefertigt, zu dem die Kirche in Eholfing gehörte. Eine ähnliche Gestaltung findet sich in der Friedhofskirche St. Martin in Vornbach (um 1420/1430; vgl. Nr. 17). Dort sind die Chorpolygonfelder auch mit den Evangelistensymbolen ausgeschmückt; allerdings ist das dortige Programm reicher als in Eholfing. In dem möglichen Zeitraum, in dem die Malereien in Eholfing entstanden sein könnten, war Dietrich II. Abt von Vornbach (1438–1461)4). Er ist auch als Stifter im Bildfenster im Chor der Kirche mit der Jahreszahl 1448 vermerkt (vgl. Nr. 25).

Textkritischer Apparat

  1. Schriftzug durch eine Pranke des Löwen unterbrochen.
  2. Sic, Schriftzug verdorben; Worttrenner in Form eines Quadrangels mit eingerollten Zierstrichen.
  3. Worttrenner in Form eines Quadrangels mit eingerollten Zierstrichen; Schriftzug durch Klaue des Adlers unterbrochen.
  4. Schriftzug durch einen Huf des Stieres unterbrochen; Worttrenner in Form eines Quadrangels mit eingerollten Zierstrichen.

Anmerkungen

  1. Zeitliche Einordnung nach der kunsthistorischen Datierung des Chores (Dehio NB 113: um 1441) und dem datierten Chorfenster (1448, vgl. Nr. 25).
  2. Vgl. zur Restaurierung: BLfD, Akt Eholfing, Kath. Nebenkirche St. Vitus (Schreiben (Rechnung) vom 28. Oktober 1985), vgl. kurz auch Dehio NB 113.
  3. Si2 8; hier Wappen des Klosters, vgl. auch Zimmermann, Klosterheraldik 164.
  4. Krick, Stabile Klöster 178.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 26 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0002608.