Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 19 Neukirchen am Inn, Gde. Neuburg am Inn, Pfk. St. Johann Baptist vor 1433

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Holzpropst Hans Forster (Farster) von der Tann1). An der Südwand des Langhauses, im dritten Joch von Osten, westlich des Südportals2). Im Mittelfeld Relief eines Vollwappens in vertieftem Feld, das oben in einem Dreipassbogen – der mittlere Bogen eselsrückenförmig gebildet – und das unten in einem Vierpassbogen endet, Inschrift als Umschrift um die Platte, innerhalb eines Rahmens aus einer vertieften Linie. Rotmarmor. Text an zwei Stellen im Zuge des Datumsnachtrages ausgebessert: einzelne Worte durchgestrichen, Verbesserungen in kleinerer Schrift darüber geschrieben; Oberfläche der Platte abgetreten.

Maße: H. 180 cm, B. 81 cm, Bu. 6 cm, 2,5 cm (verbesserter Text).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. +a) Hie leit hanns hol/czbro(b)stb) von nevnbvrkch vnd Jst gestorben 〈des svntagsc) / czu mitt(er)vaste(n)〉d) / do Man Czalt von chr(ist)ie) Gepvrd Mof) cccco 〈xxxiii〉g)

Datum: 1433 März 22.

Wappen:
Forster von der Tann3).

Kommentar

Die Gotische Minuskel weist als Grundform der meisten Buchstaben mit einem gebrochenen Bogen ein Parallelogramm auf. Hierbei sind einige Formen jedoch unterschiedlich ausgerichtet, was beispielsweise bei do Man sehr schön sichtbar wird: der Spitze Winkel des „Parallelogramms“ sitzt bei d oben links, bei o und bei dem linken geschlossenem Teil des M oben rechts.

Ein Johann von der Tann, Holzpropst zu Neuburg, ist für das Jahr 1409 nachweisbar4). Es handelt sich hierbei offenbar bereits um den selben, der 1425 und 1433 in Neukirchen inschriftlich belegt ist. Dieser Johann oder Hans hat möglicherweise bereits 1425 in Neukirchen am Inn eine Stiftung vorgenommen (vgl. Nr. 13) und wurde schließlich auch hier begraben.

Der Holzpropst war eine Art Forstbeamter in der Grafschaft Neuburg am Inn. In der Herrschaft lag der umfangreiche Neuburger Wald, für den der Holzpropst zuständig war. In diesem Wald hatten mehrere anliegende Klöster – darunter Vornbach, zu dem auch die Pfarrkirche in Neukirchen am Inn gehörte – Nutzungsrechte, was vor allem im 16. Jahrhundert zu Streitigkeiten führte. Neben Johann Forster von der Tann sind noch andere Holzpröpste belegbar5).

Textkritischer Apparat

  1. Kreuz in Form eines Andreaskreuzes.
  2. Kein Kürzungszeichen erkennbar.
  3. Ursprünglich an Sand, durchgestrichen und darüber des svntags.
  4. Es folgt tag, durchgestrichen.
  5. Christusmonogramm xpi.
  6. Dritter Schaft des M beschädigt.
  7. Rest der Zeile leer.

Anmerkungen

  1. Vgl. zu Hans Forster von der Tann auch Wappentafel (Nr. 13).
  2. Mader, Kdm Passau 203, führt diesen Stein nicht unter den Grabsteinen für Neukirchen am Inn auf.
  3. Ein Baum (Tanne), flankiert von je einem sechsstrahligen Stern, Helmzier: Baum; vgl. Nr. 13.
  4. Vgl. MB 4, 210.
  5. Für das Jahr 1442 ist ein anderer Holzpropst, Petrus Czeilaher, in Vornbacher Urkunden nachweisbar, vgl. MB 4, 211; Mitterwieser, Wallfahrten 285, nennt um das Jahr 1488 den „Holzpropst zu Neuburg Jörg Oberndorfer“, vgl. zu diesem auch dessen Grabschrift in Vornbach, Nr. 76†.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 19 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0001900.