Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 18 Obernzell, ehem. fürstbischöfliches Schloss um 1425/14301)

Beschreibung

Wandmalerei mit Bildbeischriften, Reste der ehemaligen Ausmalung der Schlosskapelle. Gang im ersten Obergeschoß, ehemaliges Langhaus der Schlosskapelle. In der oberen Zone der Wandmalerei Rest von einem Zyklus, der mutmaßlich Passauer Bischöfe darstellte, zu erkennen sind einzelne Figuren in Bischofstracht. Darunter, in ca. 2 m Höhe, Reste von einem umlaufenden gemalten Band, darin Engel erkennbar, die Schriftbänder halten. Unter diesem Band ein weiterer Streifen, darin florales Dekorband, unterbrochen von spitzverkröpften Vierpassfeldern mit Wappenschilden, heute leer. Mutmaßlich gehörte je ein Schriftband und ein Wappen zu je einem Bischof. Inschriften sehr stark verblichen. An manchen Stellen noch Schaftreste einer Gotischen Minuskel nachvollziehbar. In einem Feld (Südwand, zweiter, erkennbarer Engel von Westen) noch Inschriftenbeginn entzifferbar. Innerhalb des unteren Dekorbandes Kritzelinschriften sichtbar, jedoch nicht mehr lesbar; an einigen Stellen eingeritzte Wappenschilde. Auf Putz aufgemalt. Bei der Instandsetzung des Schlosses Anfang der 1970er Jahre freigelegt2).

Maße: H. (Band mit Engeln) 40 cm, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. G̣ebḥarḍ [– – –

Kommentar

In Passau gab es zwei Bischöfe Namens Gebhard, Gebhard I. von Plain (1222–1232) und Bischof Gebhard II. (1313–1315). Da nur der Vorname entziffert werden kann, ist die Inschrift nicht zuzuweisen. Unklar ist auch, ob sie noch weitere Informationen bot.

Die Malereien stammen aus der ersten Ausstattung des Schlosses. Sie werden in die Zeit Bischof Leonhards von Layming (1423/24–1451) datiert. Sein Wappen ist am Schlussstein im Gewölbe des ehemaligen Kapellenchores zu erkennen. Zu der Ausmalung sind auch die Wappenmedaillons in den Laibungen des westlichen Fensters zu zählen, in die spätere Graffiti eingeritzt sind (Nr. 118). Sie zeigen unter anderem das Wappen des Vorgängers Leonhards von Layming, Bischof Georgs von Hohenlohe, unter dem der Bau des Schlosses begonnen wurde3).

Anmerkungen

  1. Die Datierung erfolgt nach der Einordnung bei Dehio NB 466.
  2. Vgl. hierzu Handbuch Keramikmuseum 13f.; Dehio NB 466 und auch die ebenfalls zu der Zeit restaurierten Inschriftenkartuschen aus der Zeit des Renaissanceumbaus Nr.123.
  3. Vgl. zum Bau des Schlosses unter anderem Kdm Wegscheid 76, 78f.; Dehio NB 466.

Nachweise

  1. Handbuch Keramikmuseum 13f. (erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 18 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0001806.