Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 15 Vornbach, Gde. Neuhaus am Inn, Pfk. Mariae Himmelfahrt (ehem. Benediktinerabteik.) 1430

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte mit Grabinschrift für den Richter Lienhart Pruelaer. In der Gruft, im östlichen Teil des Ganges, vor der Ostwand, als Altarplatte eingebaut. Ursprüngliche Anbringung unbekannt. Rechteckige Platte, in der Mitte ein Wappenmedaillon: in rundem Feld ein profilierter Sechspass, darin Wappenschild; rechts von dem Wappenmedaillon, um 90° gedreht, dreizeilige Inschrift, der Langseite der Platte folgend, nach außen gewandt. Rotmarmor. Platte im Bereich des Wappenmedaillons abgeschnitten, linker Teil des Reliefs verloren.

Maße: H. 194 cm, B. 83,5 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Hie · ligt · Lienhart · Pruelaera) · Czw · Vormpach · / Richter · gebesen · gestarben · als · man · Czalt · / Anno · d(omi)ni · Mo · cccco · xxxo · feria · qu(in)ta · p(ost)b) · O(mn)i(u)m · S(an)ctor(um)c) ·

Datum: 1430 November 02.

Wappen:
Pruelaer1).

Kommentar

Die Konzeption mit der um 90° gegenüber dem Wappenrelief gedrehten Inschrift erscheint ungewöhnlich. Schrift und Form des Wappenschildes können aus derselben Zeit stammen2). Das Wappen ist jedoch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit der Familie zuzuweisen1).

Dieser Platte vergleichbar sind die Inschriften für Jörg Aeschbein (Nr. 16) und den Fürstenzeller Klostergründer Hertwik (Nr. 21), vgl. hierzu Einleitungskapitel zur Schrift XLI.

Der Inschrift zufolge war Lienhart Pruelaer Richter in Vornbach. Vornbach übte in der Hofmark die niedere Gerichtsbarkeit aus3).

Textkritischer Apparat

  1. Zweites e verkleinert und zwischen a und r hochgestellt.
  2. Kürzungszeichen hochgestellt.
  3. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Ein Ast, ähnlich dem Wappen der Regensburger Familie Prueller (vgl. Bg4 65 und Bg9 46). Hier der Ast schräg gestellt und ohne Wurzeln; eine Teilung des Wappenschildes ist nicht erkennbar.
  2. Vgl. zum Zeitansatz und zur Wappenform evtl. die Grabplatte für den Passauer Domkanoniker Achaz von Tyerna (gest. 1431) in Passau in der Ortenburgkapelle, DI 67 (Stadt Passau) Nr. 124, Abb. 65.
  3. Vgl. hierzu HAB Griesbach 187 und 202.

Nachweise

  1. ABP PfA Vornbach 3: „Die Gruft in der ehemal. Klosterkirche betr.“.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 15 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0001505.