Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 13 Neukirchen am Inn, Gde. Neuburg am Inn, Pfk. St. Johann Baptist 1425

Beschreibung

Wappentafel des Neuburger Holzpropstes Hans Forster (Farster) von der Tann mit Datierung und Nennung. An der Nordwand des Langhauses, im dritten Joch von Osten, westlich des Nordportals. Annähernd quadratische Platte, in der Mitte Wappenmedaillon in Flachrelief, Vollwappen in vertieftem Feld, unten in Form eines profilierten Vierpassfeldes, oben in Form eines oben spitz zulaufenden Kleeblattbogens um das Kleinod gearbeitet. Inschrift rechts neben dem oberen Pass beginnend, um das Medaillon laufend. Rotmarmor. Tafel gut erhalten, an wenigen Stellen Vorlinierung erkennbar.

Maße: H. 93 cm, B. 96 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · Mo · cccco · xxo · vo · Hans · farstera) · von · d(er) · ta(n)b) · dy · zeit · holczbrobst · zw · neuourkchc) ·

Wappen:
Forster von der Tann1).

Kommentar

Für Hans Forster von der Tann ist auch eine Wappengrabplatte in St. Johann Baptist vorhanden (Nr. 19; hier auch zur Person und zum Amt des Holzpropstes). Nach jener Inschrift ist Hans 1433 verstorben. Auf Grund des späteren Todesjahres und der Tatsache, dass die vorliegende Inschrift keinerlei Sterbevermerk enthält, kann es sich bei der vorliegenden Tafel eigentlich nicht um eine Grabinschrift handeln2). Die Aussage, dass Hans dy zeit Holzpropst war, deutet wohl auch darauf hin, dass er damals noch am Leben war. Leider bietet der Inschriftentext – außer der Jahresdatierung und der Namensnennung – keinerlei zusätzliche Hinweise, zu welchem Anlaß die Inschriftentafel angefertigt wurde. Möglicherweise handelt es sich um eine Stifterinschrift. In die Zeit um 1425 fällt der Bau bzw. die Erneuerung des Chores der Kirche3). Vielleicht trat Hans hierbei als Geldgeber auf.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Möglicherweise Verschreibung für forster; tatsächliche Namensform jedoch unsicher.
  2. Evtl. auch zwei n zu ergänzen.
  3. Sic, Verschreibung für neuburkch; Worttrenner in Form eines Quadrangels mit oben und unten ansetzenden eingerollten Zierstrichen auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Ein Baum (Tanne), flankiert von je einem sechsstrahligen Stern, Helmzier: ein Baum; vgl. Nr. 19; es handelt sich hier offensichtlich um ein sogenanntes sprechendes Wappen; trotz ähnlicher Wappen für Familien mit ähnlichem Namen konnte für dieses kein Nachweis gefunden werden.
  2. Vgl. Kdm Passau 203, Fig. 167.
  3. Vgl. hierzu Kdm Passau 196 und Dehio NB 426: beide ordnen den Chor stilistisch in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts ein.

Nachweise

  1. Erhard, Topographie 2,6 24 (erwähnt); Kdm Passau 203, Fig. 167; Harksen, Passauer Plastik 52f.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 13 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0001301.