Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 5† Fürstenzell, ehem. Zisterzienserkloster, ehem. Allerheiligenkap. 1301?

Beschreibung

Grabschrift für den Passauer Domherren und „zweiten Stifter“ von Fürstenzell Heinrich von Preming. Das Grabmal befand sich ursprünglich in der Allerheiligenkapelle, die offenbar zum mittelalterlichen Konventgebäudekomplex gehörte, und wurde dann im 18. Jahrhundert unter Abt Stephan Mayr (1727–1761), unter dem die Klosterkirche neu gebaut wurde, in den Kreuzgang verbracht. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits nicht mehr vorhanden1). Es befanden sich wohl drei Beschriftungen auf dem Träger, wobei II und III nicht in Clm 7201 überliefert sind.

Text nach Clm 7201 (I) und nach Erhard (II, IV).

  1. I.

    Hic jacet heniricus de preminga) noster amicusSolium requiei illi concedat dextera deib)Quic) huius ecclesie succedens fuit edificatorSit ch(ristu)sd) creator clemens sibi sit propiciatore)ut iugiter cum angelis feliciter gaudeat in celis

  2. II.

    Obiit Henericus anno 1301 am 13. Mayf).

  3. III.

    Munificum Deusg) Henericum, fidumque pudicum,In Caelis cathedrare velis, Studio Michaelis!

Übersetzung:

Hier liegt Heinrich von Preming, unser Freund. Den Sitz der Ruhe möge jenem die Rechte Gottes gewähren. Dieser war der nachfolgende Erbauer dieser Kirche. Sei Christus, der Schöpfer und Versöhner, ihm milde, damit er sich immerdar fröhlich mit den Engeln im Himmel freue. (I)

Mögest du, Gott, den freigebigen, treuen und keuschen Heinrich im Himmel auf den Thron erheben durch die Bemühung des Hl. Michael2)! (III)

Versmaß: Leoninische Hexameter. (I, III)

Kommentar

Das Aussehen des Grabmals ist vollkommen unbekannt. In Fürstenzell hat sich aber eine fast zeitgleiche Grabplatte mit Versinschriften erhalten, nämlich die für Kunigunde von Holzheim, die 1296 – also fünf Jahre vor Heinrich von Preming – verstorben ist (Nr. 3). Ob das Grabmal Premings vielleicht ähnlich gestaltet war, ist heute leider nicht mehr nachvollziehbar. Auffallend erscheint, dass für den eigentlichen Klostergründer Hertwik keine derartige Inschrift überliefert ist. Für ihn existiert lediglich eine später angefertigte Gedenkplatte im Stil der Kanonikergrabplatten in Passau aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Nr. 21).

Obwohl der Wortlaut der Grabinschrift Premingers explizit darauf verweist, dass Heinrich hier begraben liegt, handelt es sich doch in erster Linie auch hier um eine Gedenkinschrift, in der an Preming als Bauherrn der Kirche erinnert wird.

Im Grundbuch wird seiner im Rahmen einer kleinen Randnotiz gedacht, der auch eine kleine kolorierte Zeichnung, die Preminger darstellt, beigefügt ist. Der Eintrag befindet sich auf derselben Seite, auf der auch die Gründungsszene dargestellt ist. Anbei die Informationen, dass er Passauer Kanoniker war, dass er sich nach dem Tod des Gründers, Magister Hertwik (Nr. 21), sehr um das Kloster bemüht hat und somit als zweiter Klostergründer bezeichnet wird3).

Heinrich von Preming ist als Kanoniker des Domstifts in Passau belegt, wo er 1299 urkundete. Er ist auch als Pfarrer von Kirchberg am Wagram nachweisbar4). Im Fürstenzeller Nekrolog wird am 13. Mai (1301) des Hainricus Primigarius secundus fundator noster gedacht. Dabei ist der Hinweis hinzugefügt, dass Heinrich in der Allerheiligenkapelle bestattet sei5). Ein „Chunrad Preminger“ war von 1301 bis 1303 der siebte Abt in Fürstenzell. Nach Erhard könnte er der Bruder Heinrichs gewesen sein6). Zu Lebzeiten Heinrichs von Preming wurde wohl der Bau der ersten Klosterkirche zumindest begonnen, die schließlich gute dreißig Jahre nach seinem Tod, 1334, geweiht wurde7).

Textkritischer Apparat

  1. Pering bei ABP Sammlung Huber.
  2. Zeile fehlt bei Erhard; fragmentarischer Text bei ABP Sammlung Huber: ... requies.. olli(?) concedat(?) dextera Dei.
  3. Et bei ABP Sammlung Huber.
  4. In Grundbuch gekürzt xc; bei Erhard Deus; bei ABP Sammlung Huber D(?) .. christus, creator fehlt.
  5. Bei ABP Sammlung Huber nach sibi sit(?), der Rest fehlt; bei Erhard fehlt sit.
  6. Sic, Formulierung der Tagesdatierung so bei Erhard, möglicherweise verdorben oder ergänzt.
  7. Sic bei Erhard.

Anmerkungen

  1. Vgl. hierzu Clm 7201 fol. 2v; Kdm Passau 77 und 75, Anm. 1.
  2. Das inschriftlich verwendete Bild, das die Bemühungen Michaels anspricht, spielt wohl auf die Rolle des Erzengels als Seelengeleiter an, vgl. hierzu kurz Reclam, Heiligenlexikon 431.
  3. Vgl. Clm 7201 fol. 2v: Notandum bone Memorie domini hainrici premingarii canonicus ecclesie pataviensis ac in capella omnium sanctorum nostri monasterii ibidem sepultus qui post obitum magistri Hertwici fundationis nostri predicti multa bona fecit ecclesie nostre ac pro secundo fundatore monasterii computatus(?) fuit cuius anima requiescat in pace obiit Anno domini Mo CCCo primo.
  4. Kirchberg am Wagram, Pol. Bez. Tulln/NÖ., Pfk. St. Stephan; Krick, Domstift 29.
  5. MGH Necrologia Germaniae IV, 114.
  6. Erhard, Topographie 2,6 112; Krick, Stabile Klöster 273.
  7. Vgl. Kdm Passau 52.

Nachweise

  1. Clm 7201 fol. 2v; ABP Sammlung Huber, p. 21; Erhard, Topographie 1,2 198f.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 5† (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0000509.