Die Inschriften des Landkreises Passau bis 1650 II

3. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

Von den überlieferten Inschriften des vorliegenden Bestandes sind knapp 15% nur kopial fassbar. Der Anteil der nicht im Original erhaltenen Inschriften ist damit noch geringer als beim ersten Landkreis-Band23). Dies liegt weniger am guten Erhaltungszustand der lokalen Bestände als vielmehr an der schlechten Überlieferungssituation. So gibt es beispielsweise für die Stadt und insbesondere für das ehemalige Kollegiatsstift in Vilshofen kaum Quellen (siehe unten).

Zu größeren Inschriftenverlusten kam es bereits in der Zeit des Barock. Den durchgreifenden Kirchenrenovierungen fiel ein großer Teil der mittelalterlichen Kirchenausstattung zum Opfer oder wurde aus seinen originalen Überlieferungszusammenhängen herausgerissen. Einen ähnlich tiefen Einschnitt brachte die Säkularisation, in der mit der Auflösung der Klöster und der Umnutzung der Gebäude ganze Kirchenausstattungen zu Grunde gingen. Verluste in jüngerer Zeit sind häufig auf Umwelteinflüsse zurückzuführen, zumindest Teile von Inschriften sind durch Verwitterung verloren. Immer wieder gibt es daneben Objekte, die heute unzugänglich angebracht sind, sodass auch in solchen Fällen kopiale Überlieferung – sofern vorhanden – herangezogen werden muss. Ein Beispiel hierfür wäre eine Grabplatte in Kößlarn, die sich heute hinter der festeingebauten Krippe befindet und von der sich noch eine Photographie in der Sammlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erhalten hat (Nr. 196).

Einige Bestände im Landkreis Passau wurden in besonderem Maße in Mitleidenschaft gezogen. Allen voran ist hier sicherlich die Stadt und besonders das ehemalige Stift Vilshofen zu nennen. Hier wütete 1794 – am Vorabend der Säkularisation – ein verheerender Stadtbrand (vgl. Einleitung 15f.), der nicht nur Verluste von Originalen, sondern auch den kompletten Untergang der archivalischen Überlieferung für die Stadt mit sich brachte. In der Folgezeit wurden Denkmäler bzw. Reste von Grabmälern als Baumaterial zweitverwendet. Hiervon zeugt heute noch das Fragment einer Grabplatte eines Heinrich Stucze... aus dem 15. Jahrhundert, das Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts als Treppenstufe in einem Privathaus aufgefunden wurde (vgl. Nr. 155). Weitere Neufunde bei Baumaßnahmen sind hier zu erwarten und erfordern die Aufmerksamkeit der lokalen Denkmalschützer. Ein beklagenswertes Schicksal erfuhren zwei Stifterdenkmäler: Während die figurale Platte für den Stiftsgründer Heinrich Tuschl zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Widerlager in eine Vilsbrücke eingebaut wurde, mitsamt der sie heute gänzlich verloren ist (vgl. Nr. 12†), wurde die Tumbadeckplatte des Stifters der gleichnamigen Kapelle, Andreas von Schwarzenstein, die die Wirren nach dem Stadtbrand und in der Säkularisation überdauert hatte, endlich 1883 an einen namentlich nicht bekannten Antiquitätenhändler verkauft (Nr. 28†), sodass auch dieses Stück heute verloren ist.

Handschriftliche Überlieferung

Bayerische Staatsbibliothek München

Clm 1448

Oberstainer Franciscus, Ortus et progressus Antiquissimi, ac Exempti Collegy Praemonstratensis Ad S: Salvatorem Iuxta Seriem Praepositorum, et Abbatum, Qui Ab Annô 1309 . usque ad annum 1752. et Sequentes Loco huic praefuere: una cum Synchronismo Summorum Pontificum, Episcoporum Pataviensium, Generalium Ordinis, Imperatorum, Ducum, et Electorum Bavariae, Rerumque aliarum hoc Collegium Concernentium Notitia

[Druckseite 17]

  • Handschrift, 1752
  • Einband (22 x 32 cm), Pappe mit Papierüberzug; Rücken: weißes Leder mit Aufkleber: Cod. bav. 448; Cod. lat. 1448; ORTUS & PROGRES: COLLEGII SALVATOR:.
  • Papier (20 x 31 cm), Vorblatt leer; erste sechs Blätter foliert (mit lateinischen Zahlzeichen); dann zeitgenössisch paginiert; bis p. 326 beschrieben, dahinter einige Seiten leer.

Bei der Handschrift handelt es sich in erster Linie um eine Klosterchronik, die u.a. die Gründungsgeschichte (p. 1) und auch Urkundenabschriften enthält. Es folgt ein umfangreicher Katalog der Pröpste und Äbte, die jedoch so gut wie keine Hinweise zu Inschriften enthalten. Einzig für Abt Michael Reyser sind beide, heute noch im Original erhaltenen Inschriften (Nr. 341 und 342) überliefert.

Cgm 1830

Franz Obersteiner, Chronik des Klosters St. Salvator24)

  • Handschrift, 1733
  • Einband: keiner vorhanden; blaues Paper als Umschlag
  • Papier (ca. 21 x 32,5 cm), ungebundene Bögen, zeitgenössisch paginiert; bis p. 56 beschrieben, es folgt ein weiteres leeres Blatt
  • Vorblatt (nicht paginiert) Titel: Des Exempten Praemonstratenser Collegiat=Stiffts zu Sanct Salvator kurtze Chronick oder Zeit=Schrifften, worinnen nicht allein Die Reyhe, oder Series aller Hochwürdigen Herren, Herren Pröbsten, und Abbten, samt deren Löblich: Verrichtungen, sondern auch andere Denckwürdigkeiten So sich von Anno 1289 bis auf das 1733. Jahr hindurch ereignet haben In möglichster Kürtze angezogen, und beschrieben durch Franciscum Obersteiner Canonicum ad Sanctum Salvatorem.
  • eingelegter Papierstreifen: Obersteiners Chronik von St. Salvator.

Auf einen historischen Vorspann (p. 1 bis p. 8) folgt eine Auflistung der Äbte bzw. Pröpste, wo in der Regel keinerlei Hinweise auf Inschriften erfolgten (ähnlich Clm 1448 s. oben). Allein zu Michael Reyser sind zwei, heute noch im Original erhaltene Inschriften überliefert (vgl. Nr. 341 und 342).

Cgm 2002

Ignaz Dominicus Schmid, Sepulchrographia Nobilitatis25)

  • Handschrift, 2. H. 18. Jh., mit drei Beilagen (1852)
  • Einband (34 x 21 cm): Pappe mit rotem Wolkenpapier und Schweinslederrücken; Rückentitel: Adeliche Grabmäler der Bajerischen Familien.
  • Papier (33,5 x 20 cm), 160 folierte Blätter; vor und nach fol. 1 leer und nicht foliert; nach fol. 160 von neuem foliert in Tinte (1–26) sowie mit Bleistift weiterfoliert bis fol. 189.
  • fol. 1r Sepulchrographia Nobilitatis potissimum Boicae. Adeliche Grabmäler der Bajerischen Familien.

Auf jeder Seite befindet sich ein roter Rahmen mit oben einer Zeile für die Überschrift (Name der Familie); darunter eingeteilt in zwei Spalten folgt die Auflistung der gesammelten Grabinschriften, unten befindet sich ein Feld für Anmerkungen.

Es handelt sich um Abschriften von Grabdenkmälern bayerischer Adelsfamilien, die alphabetisch nach Geschlechtsnamen geordnet sind. Im zweiten Teil folgen Abschriften von Denkmälern bayerischer Gelehrter. In den Anmerkungen wird in der Regel der Standort der Inschriften angegeben. Die Denkmäler werden weder genauer lokalisiert noch beschrieben oder abgezeichnet. Am Ende jeder Grabinschrift folgt eine Paginaangabe einer unbekannten Quelle, auf die sich der Autor bezieht.

Die Handschrift zitiert Inschriften, die sich meist auch bei Eckher (Cgm 2267) oder auch Prey (Cgm 2290) finden, ohne dass diese beiden die Vorlage bilden (vgl. andere Seitenangaben). Auf diese Weise finden sich in Cgm 2002 auch Objekte, die heute verloren sind, wie beispielsweise der Text des Denkmals für Heinrich Tuschl (Nr. 12†), ohne dass die Handschrift die einzige Quelle für diese Inschriften darstellt. Bei einigen Stücken weicht sie wesentlich von der Überlieferung Eckhers (Cgm 2267) ab, so beispielsweise bei der Grabinschrift für Ciriacus von Kamer (†1490?, [Druckseite 18] Nr. 129†): Cgm 2002 nennt ihn Ciriacus Hamer, der 1549 gestorben sei. Sowohl der Name als auch der Zeitansatz bei Eckher konnten jedoch von anderer Seite bestätigt werden, sodass die Angaben von Cgm 2002 wohl irrig sind.

  • Beilage 1: Ortsregister: Papier (28 x 21 cm) paginiert, Umschlag und 22 Seiten, Titel: Orts-Register zu (Schmidt) Sepulchrographia Nobilitatis Boicae. Cod. bav. 2002., darunter J. P. B. 1852, von späterer Hand aufgelöst als Beierlein.
  • Beilage 2: Personenregister: Papier (28 x 21 cm) paginiert, Umschlag und 18 Seiten, Titel: Namen-Register zu (Schmidt) Sepulchrographia Nobilitatis Boicae. Cod. bav. 2002., darunter J. P. B. 1852.
  • Beilage 3: Papier (35,5 x 22 cm), Einzelbogen Schmidt Sepulchrographia Nobilitatis potissimum Boicae. Adeliche Grabmäler der Bajerischen Familien., darunter Cod. bav. 2002 sowie Ortsregister.
  • Alle drei Beilagen zusammen in lila Karton (28,5 x 22 cm) Register der Namen und Orte zu (Schmidt) Sepulchrographia Nobilitatis Boicae. Cod. bav. 2002.; oben in der rechten Ecke Zu Cod. germ. Monac. 2002., unten links bearbeitet von Herrn Beierlein. praes. 2. Octob. 1852.

Cgm 2267

Johann Franz Eckher von Kapfing, Grabsteinbuch, 4 Bände26)

  • Handschrift, 1. V. 18. Jh.
  • Band 1: Cgm 2267/1, restauriert, neuer Einband: Pappdeckel mit Pergamentüberzug (35 x 22,5 cm; Tiefe 2,5 cm), früheres Rückenschild: Grabsteinpuech I, altes Ex-Libris: Ex libris Johannis Francisci Eckhers a Käpfing Decani Frisingensis anno 1693; Papier (restauriert 34,5 x 21,5 cm, ursprünglich 33 x 20 cm), neuere Paginierung in Rot, 142 Seiten, ältere Foliierung vorhanden. Der erste Teil dieses Bandes umfasst eine Art Skizzenbuch (bis ca. p. 80)27), bei dem die Grabinschriften in kleinen rechteckigen Feldern nachgezeichnet und teils auch durchgestrichen sind, wenn sie offenbar an anderer Stelle reingezeichnet wurden. Der folgende Teil enthält Reinzeichnungen, bei denen eine Seite in der Regel in vier hochrechteckige Felder, die die Nachzeichnung einer Grabplatte darstellen, eingeteilt ist.
  • Band 2: Cgm 2267/2, restauriert, neuer Einband mit altem Rückenschild: Pappdeckel mit Pergamentüberzug (34,5 x 23 cm; Tiefe 4 cm), auf dem Rückschild: Grabsteinpuech 2. Theil; Papier (33,5 x 21,5 cm), Band mit Reinzeichnungen, ähnlich dem hinteren Teil des ersten Bandes mit meist vier hochrechteckigen Feldern pro Seite, Foliierung, 173f. beschrieben, zusätzlich drei leere Blätter, hinten Index für den 1. Theil aus 8 Folioseiten, in zwei Spalten nach Orten alphabetisch geordnet.

Vier Bände umfassen das sogenannte Grabsteinbuch des Johann Franz Eckher von Kapfing, von denen zwei Bände für die vorliegende Arbeit interessant sind. Das Grabsteinbuch umfasst insgesamt über 2000 Grabinschriften, die in erster Linie aus Altbayern stammen. Mutmaßlich stellte es eine Vorarbeit zu einem Stammenbuch dar. Die ersten 80 Folioseiten des ersten Bandes hingegen kommen einem Skizzenbuch gleich28).

Für den Landkreis Passau ist in erster Linie der zweite Band relevant. Dort finden sich für diverse Orte Überlieferungen von Denkmälern. Dabei liegt der Fokus auf Grabmälern Angehöriger von Adelsfamilien. Es wird in der Regel nicht der gesamte Bestand einer Kirche überliefert. Besonders interessant sind Bestände, von denen sich nur wenig im Original erhalten hat, wie beispielsweise der ehem. Stiftskirche in Vilshofen, wo Eckher einige heute verlorene Denkmäler aufführt (vgl. z.B. Nr. 24†). Gerade bei diesem Standort bietet Eckher auch Nachzeichnungen im ersten Band, die im zweiten nicht enthalten sind (Nr. 193†). Über die bloße Überlieferung verlorener Stücke hinaus bietet Eckher auch Anhaltspunkte über ehemalige Standorte. So konnte mit Hilfe von Cgm 2267 im Falle der Wappengrabplatte für Sigmundt Waler von Hall und weiterer Familienmitglieder, die sich heute in Berlin im Bode-Museum befindet (Nr. 91), der Herkunftsort – Mittich – bestimmt werden.

Cgm 2290

Johann Michael Wilhelm von Prey, Bayrischen Adls Beschreibung, 33 Bände

  • Handschrift, Freising 174029)

[Druckseite 19]

Preys Adels-Beschreibung führt in alphabetischer Reihenfolge adlige Familiengeschlechter auf und gibt genealogische Angaben zu den jeweiligen Familienmitgliedern. Darin können sich unter Umständen auch Abschriften oder Nachzeichnungen von Grabmälern befinden.

In Prey finden sich einige Abschriften von Grabmälern für Adlige auch für den Bestand des Landkreises Passau. Meist handelt es sich dabei um Objekte, die sich auch schon im Grabsteinbuch Eckhers finden (vgl. Cgm 2267). In Prey sind jedoch auch Inschriften überliefert, die bei Eckher fehlen (vgl. z.B. Nr. 3†).

Cgm 5608

Grabsteinbuch des Klosters Aldersbach30)

  • Handschrift, 3. V. 17. Jh. / spätes 18. Jh.
  • Einband (22 x 32 cm), Pappe mit Lederüberzug, neu: Rücken innen Vermerk mit Bleistift Gebunden Oktober 1905 und Aufkleber Fritz Gähr Buchbinder München
  • Papier 31 x 21 cm; 52 foliierte Blätter, letztes Blatt leer

Die Handschrift trägt keinerlei Titel. Sie enthält Abzeichnungen von Grab- und Denkmälern aus dem Kloster Aldersbach, beginnend ab dem ersten Blatt. Jeweils auf der Rectoseite befindet sich die Nachzeichnung, auf der jeweiligen Versoseite finden sich Angaben zur in der Inschrift genannten Person. Der Aufbau ist analog zu den Inschriftennachzeichnungen im Aldersbacher Grund- und Stiftsbuch (vgl. BHStA KL Aldersbach 17). Der Unterschied ist, dass Cgm 5608 ein kleineres Format aufweist und ausschließlich die Nachzeichnungen enthält. Darüber hinaus wurden in Cgm 5608 auf den letzten Seiten die Grabmäler von Äbten aus dem 18. Jahrhundert nachgetragen, wobei der Aufbau gleich ist wie bei den anderen Abzeichnungen.

Das Grabsteinbuch ist leider nicht datiert, kann aber auf Grund der Ähnlichkeit mit den Nachzeichnungen in BHStA KL Aldersbach 17 in die gleiche Zeit eingeordnet werden.

Beide Handschriften stellen eine wichtige Quelle sowohl zu einigen heute nicht mehr erhaltenen Denkmälern (vgl. Nr. 74†) als auch zur zeitlichen Einordnung der Aldersbacher Gedenkplatten (vgl. hierzu Einleitung 47f.) dar. Ebenso dienen diese Überlieferungen zur Ergänzung heute noch im Original erhaltener Grabplatten, deren unterer Abschnitt jedoch vom heutigen Fußboden verdeckt wird (vgl. z.B. Nr. 49).

Bayerisches Hauptstaatsarchiv

BHStA KL Aldersbach 17

Grund- und Stiftsbuch

  • Handschrift, vor(?) 1708 (Datierung des Einbandes), mit Nachträgen aus dem 18. Jahrhundert.
  • Einband (31 x 44 cm), Holz mit dunkelbraunem Lederbezug, Goldprägnierung, vorne Mitte: drei Wappenkartuschen, darüber Jesusmonogramm, darunter Marienmonogramm; Wappen links: Aldersbach, rechts: Zisterzienser, Mitte: Abt Theobald Grader (1705–1734) mit Initialen FT//AA links und rechts der Mitra, darunter Jahreszahl 17//08; auf dem Buchrücken: GRVNDT . VND . STYFFT . BVECH .; Einband mit zwei Schließen versehen.
  • Papier (29 x 42 cm), leere Vorblätter (mit Bleistift paginiert bis VII), dann 668 pagnierte Seiten, dann Fortsetzung: mit Stempel paginierte Seiten zählend ab 469(!) bis 590, davon ab 578 leer.

Die Handschrift enthält kein Titelblatt. Sie beginnt auf p. 1 mit Alderspachische Stüfftung vnd Herkhomen aus Vralten Taflen vnnd Alderspachischen Cronic Herrn Abbtens Wolfgangi Hergenomen vnnd bewisen. Es folgen unterschiedliche Aufzeichnungen, Abschriften von Privilegien, Stiftungen, Urbaren etc. Diese Eintragungen sind einheitlich in derselben Schrift gestaltet. Dazwischen wurden Seiten für Nachträge freigelassen. Hier finden sich auch spätere Eintragungen wie beispielsweise ab p. 146 ein Tausch Contract von 1784. Die Handschrift endet mit einem Index (p. 563–577).

Für die Inschriftenedition interessant ist der Teil mit der nachträglichen Paginierung ab p. 469 (eigentlich p. 669). Hier finden sich Nachzeichnungen der Aldersbacher Grab- bzw. Gedenkinschriften. Auf der jeweiligen Rectoseite ist das jeweilige Denkmal abgezeichnet, auf der Versoseite folgen Notizen zu den in der Inschrift genannten Personen, wofür Klosterquellen (z.B. Seelgerätstifungen) ausgewertet wurden. Die Schrift dieser Notizen gleicht der Schrift der gesamten [Druckseite 20] Handschrift (mit Ausnahme der späteren Nachträge). Die Anlage der Nachzeichnungen ist analog zum Aldersbacher Grabsteinbuch (vgl. Cgm 5608). Es fehlen hier jedoch die Nachträge aus dem 18. Jahrhundert. Die Denkmäler für die Äbte Matthias Gschwendt (1635–1651) und Gerardus Hörger (1651–1669), die beide auf 1651 datiert sind, sind die jüngsten überlieferten Denkmäler.

Auch der Inhalt der gesamten Handschrift (mit Ausnahme von eindeutig erkennbaren Nachträgen) geht kaum über die 50er Jahre des 17. Jahrhunderts hinaus31). Es ist daher nicht eindeutig zu klären, ob die Handschrift – und auch die Inschriftennachzeichnungen – zusammen mit dem Einband auf 1708 zu datieren sind oder ob eine ältere Handschrift (3. Viertel 17. Jh.?) 1708 neu gebunden wurde. In jedem Fall sind die Nachzeichnungen nicht nach 1708 zu datieren. Dieser Zeitansatz stellt für die Beurteilung der Aldersbacher Gedenkplatten (vgl. Einleitung 47f.) einen Terminus ante quem dar.

Die Bedeutung der Handschrift für die Inschriftenüberlieferung liegt – neben der bereits erwähnten Datierungshilfe für die Aldersbacher Gedenkplatten – in der Überlieferung heute verlorener Denkmäler (siehe oben). Auch dient sie zur Ergänzung im Original erhaltener Platten, deren unterer Teil vom heutigen Fußboden verdeckt ist. Sie stellt dabei jedoch nicht die einzige Quelle dar, da dieselben Inschriften auch in dem mit dieser Handschrift in Verbindung stehenden Aldersbacher Grabsteinbuch (Cgm 5608) enthalten sind.

BHStA KL Aldersbach 76

Wolfgang Marius, Annales sive Chronicon domus Alderspacensis

  • Handschrift, 16. Jh.
  • Einband: neu (22 x 34 cm)
  • Papier (21 x 33 cm), Blätter jeweils von späterer Hand mit Bleistift oben paginiert, unten foliiert; beschrieben bis p. 153/fol. 79r; es folgt ein leeres Blatt; dahinter (von späterer Hand eingefügt) vier Blätter mit Index

Es handelt sich um eine Abschrift der Klosterannalen des Abtes Wolfgang Marius.

Für die Inschriftenüberlieferung von Bedeutung ist eine Beschreibung eines heute verschollenen Kreuzes aus dem Jahre 1302 mit Abschrift der Inschrift auf p. 39/fol. 20r (Nr. 1†).

Archiv des Bistums Passau

ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221

  • Loseblattsammlung.
  • Roter Aktendeckel (37 x 25 cm), Beschriftung auf Etikett in schwarzer Tinte: Grabstein= und andere Inschriften. Beschriftung auf dem Aktendeckel in Bleistift ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221. Beschriftung in rotem Kugelschreiber S 11. Lagen bzw. Loseblätter unterschiedlichen Formats mit Abzeichnungen von Denkmälern.
  • Lage zu Pleinting-Kirchbach (28 x 44 cm), 3 Blätter, mittig gefaltet, auf zwei Blättern Zeichnungen der Gotteshäuser Pleinting-Kirchbach, Seelenkapelle, auf dem dritten Blatt wohl die sog. Marktkirche in Grundriss und Aufsicht, daneben Abzeichnungen von Ausstattungsgegenständen, Sakramentshaus, Reste von Wandmalereien Anbetung der Könige mit leeren Schriftbändern, also bereits zur Zeit von Stinglhamer nicht mehr lesbar, und fünf beschriftete Denkmäler (Nr. 20†, 44, 51, 128, 165†). In den Lagen weitere Blätter in Pauspapier mit Durchpause der Papierblätter.
  • Einzelblatt Andre von Schwarzenstein (33 x 20,5 cm) mit Abzeichnung und Wiedergabe des Textes (Nr. 28†); Einzelblatt zu Ruhstorf (31 x 19 cm) (Matthäus Eckher Nr. 40, Sara von Ruhstorf, geb. von Schönburg Nr. 240, Elsbeth von Ruhstorf Nr. 194); Einzelblatt zu Ruhstorf (33 x 21 cm) (Wolfgang Ruhstorfer Nr. 121, Achaz Tüsslinger Nr. 209 sowie Joseph Ignaz Marian Frh. von Ruhstorff 1735); Einzelblatt (31 x 21 cm) Johannes Geiselperger Nr. 7; Einzelblatt (24 x 17,5 cm) Schwarzensteiner Begräbnis Nr. 181†; Einzelblatt (24,5 x 17,5 cm) Hausbach, Georg Ennser Nr. 144; Einzelblatt (25 x 16 cm) Andreas Stadelpek Nr. 26.
  • Roter Aktendeckel (25 x 18,5 cm), beschriftet auf Etikett Grabstein= und andere Inschriften enthaltend zwei Faszikel

[Druckseite 21]

  • Eines zu Inschriften in Hutthurm; ein Faszikel (21 x 16,5 cm), sieben modern paginierte beschriftete Seiten von vier Lagen, Überschrift auf Seite 1 Grabstein in Walxing Notizen mit vereinzelten Abzeichnungen von Schilden. Sammlung von Grabinschriften aus verschiedenen Teilen Niederbayerns darunter für diesen Band auf S. 1 zwei Inschriften aus Walchsing (Cunrad Walzinger Nr. 167† und Andres Pützner Nr. 50) und aus Ruhstorf (Nr. 171), S. 6 Vilshofen St. Johannes (Margaretha Beer Nr. 145†, Hans Beer Nr. 283†), S. 7 Asbach (Wernhard Sulzbeck Nr. 164†) und Weihmörting (Nr. 116†); Faszikel Obernzell.

Überlieferung in Druckwerken

Pamler (ca. 50er 19. Jh.)

Joseph Pamler, Diverse Pfarrchroniken32)

Joseph Pamler (1818–1861) war Pfarrer in Aidenbach und hat einige Pfarrchroniken für Kirchen im Landkreis Passau verfasst. Bei der Beschreibung von Kirchen geht Pamler teils auch auf Grabdenkmäler ein. Für den hier gesammelten Bestand ist in erster Linie die Überlieferung einer Gedenkinschrift für das Schloss in Dorfbach (Nr. 246†) und einer Grabinschrift für Walpurga Haypeck in Aidenbach (Nr. 322†) relevant, die beide heute nicht mehr im Original erhalten sind.

Scharrer, Chronik (1897)

Scharrer Franz S., Chronik der Stadt Vilshofen 791–1848. Vilshofen 1897.

Scharrer überliefert als Einziger die Stifterinschrift auf einem Trinkgefäß aus dem Jahre 1567 in Vilshofen (Nr. 249†).

Erhard, Topographie 1899–1905

Erhard Alexander (Sohn), Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau. In: VHVN 35 (1899) 1–225 (1. Teil); VHVN 36 (1900) 3–258 (1. Teil, 1. Fortsetzung); VHVN 37 (1901) 3–159 (1. Teil, 2. Fortsetzung); VHVN 38 (1902) 199–302 (1. Teil, 3. Fortsetzung); VHVN 39 (1903) 227–304 (2. Teil); VHVN 40 (1904) 3–156 (2. Teil, 1. Fortsetzung); VHVN 41 (1905) 69–255 (2. Teil, 2. Fortsetzung); ND in zwei Bänden. Passau 1974.

Erhard überliefert an wenigen Stellen auch Inschriftentexte, jedoch meist von Objekten, die auch heute noch im Original erhalten sind.

Kdm 1926/1929

  • Kdm NB XIV. Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. XIV. Bezirksamt Vilshofen. Bearbeitet von Felix Mader und Joseph Maria Ritz. München 1926.

und

  • Kdm NB XXI. Die Kunstdenkmäler von Niederbayern XXI. Bezirksamt Griesbach. Bearbeitet von Anton Eckardt. München 1929.

In den Kunstdenkmälerbänden werden an vielen Stellen auch Inschriftentexte abgedruckt. Auch hier gibt es immer wieder Objekte, die in der Zwischenzeit verloren sind und zu denen die Angaben in diesen Bänden die einzige Quelle sind (Nr. 4†, 11†, 20†). Ergänzt werden kann diese Überlieferung unter Umständen durch Photos aus der Sammlung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (s.u.).

Überlieferung durch Photographien

Photosammlung BLfD

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München, Bildarchiv

Das Bildarchiv des Bayerisches Landesamtes für Denkmalpflege erweist sich immer wieder als wichtige Fundquelle für Photos von Denkmälern, die heute entweder verloren oder erheblich [Druckseite 22] zerstört sind. So kann die Edition im vorliegenden Band dadurch beispielsweise um zwei Objekte in Asbach bereichert werden (Nr. 20† und 53†).

Photosammlung Inschriften BAdW

Bayerische Akademie der Wissenschaften, Inschriftenprojekt

Die für die Edition zu Grunde gelegten Photos stammen aus einer Photokampagne des Inschriftenprojektes in den Jahren 2003–2005.

Darüber hinaus finden sich auch in den Altbeständen der Photosammlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Inschriftenprojekt Photos einiger weniger Objekte, die heute nicht mehr erhalten sind (Nr. 104†, 290†).

Photosammlung Liedke

Bayerische Akademie der Wissenschaften, Inschriftenprojekt, Sammlung Liedke

Ebenso finden sich in der Sammlung Liedke einzelne Photos von heute nicht mehr erhaltenen Objekten (vgl. Nr. 181†).

Photosammlung Staatliche Museen zu Berlin

Auch die im Berliner Bode-Museum aufbewahrte Wappengrabplatte des Sigmund Waler und seiner Familie (Nr. 91) ist in erster Linie durch eine Photographie aus der Zeit vor 1945 überliefert, da das Original zwar noch vorhanden, aber im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt wurde.

Zitationshinweis:

DI 101, Landkreis Passau II, Einleitung, 3. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften (Ramona Baltolu), in: inschriften.net,   urn:nbn:de:0238-di101m019e009.

  1. Vgl. DI 80 (Landkreis Passau 1) XXXII»
  2. Vgl. Schmeller, Deutsche Handschriften 1, 238 http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008214/images/index.html?id=00008214&fip=193.174.98.30&no=&seite=246 »
  3. Vgl. Schmeller, Deutsche Handschriften 1, 249 http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008214/images/index.html?id=00008214&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=257 »
  4. Vgl. https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/grabsteinbuch»
  5. Vgl. hierzug auch Hubensteiner, Eckher von Kapfing 139. »
  6. Vgl. zu Johann Franz Eckher von Kapfing Hubensteiner, Eckher von Kapfing, darin zum Grabsteinbuch 138f. »
  7. Vgl. hierzu https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/prey»
  8. Beschreibung bei Kudorfer, Deutsche Handschriften 114ff. »
  9. Eine der jüngsten Datierungen findet sich auf p. 77 unter dem Jahr 1660. »
  10. Vgl. genauer hierzu online Geschichtsprojekt Joseph Pamler (https://www.pamler.aidenbach.de/pfarrchroniken.html). »