Die Inschriften des Landkreises Passau bis 1650 II

2. Historischer Überblick

Der zweite Band der Inschriften des Landkreises Passau umfasst die Denkmäler der heute im Landkreis Passau gelegenen Teile der ehemaligen Bezirksämter Vilshofen und Griesbach. Es handelt sich damit um den südwestlichen Teil des Landkreises Passau.

Das ehemalige Bezirksamt, der spätere Landkreis Vilshofen1), wurde bei der Gebietsreform 1972 zum größten Teil dem Landkreis Passau zugeschlagen, nur die westlichen Teile des Landkreises um die Stadt Osterhofen gehören heute zum Landkreis Deggendorf. Ebenso wurde mit dem Landkreis Griesbach im Rottal2) verfahren, hier wurden die heutigen Gemeinden Bad Birnbach und Bayerbach dem neu entstandenen Landkreis Rottal-Inn zugeschlagen, das restliche Gebiet in den Landkreis Passau eingegliedert.

Im Gegensatz zum hauptsächlich durch das Hochstift Passau geprägten ersten Teil der Bearbeitung des Landkreises gehörte der größte Teil dieses Landkreisteiles zum Herzogtum Bayern. Im Landkreisteil liegt jedoch auch die Reichsgrafschaft Ortenburg, der vor allem seit der dort 1563 eingeführten Reformation ein gewisser Sonderstatus zukommt. Als zentrale Orte können die Städte Vilshofen, Rotthalmünster und Griesbach gelten. Prägend sind außerdem die Abteien Aldersbach und Asbach sowie das Stift St. Salvator. Lokale Bedeutung für die Inschriftenlandschaft haben einige Adelsfamilien, so die Closen, die Eckher und die Ruhstorfer auf ihren Sitzen.


Aigen am Inn, Gde. Bad Füssing

Aigen am Inn liegt auf uraltem Siedlungsgebiet; auf dem heutigen Ortsgebiet fanden sich archäologische Reste bereits aus der Urnenfelderzeit. Die mittelalterliche Siedlung mit dem Namen Aufhofen war zunächst im Besitz der Grafen von Katzenberg, wurde um das Jahr 1010 durch Kaiser Heinrich II. dem Kloster Niedernburg geschenkt und 1161 von Friedrich Barbarossa mit dem Kloster dem Hochstift Passau übereignet. 1470 wurde Aufhofen zur Hofmark erhoben, der heutige Name Aigen setzte sich erst ab ca. 1700 durch. Er leitet sich wohl von der Ortsangabe Aufhofen im Aigen (im Eigen(tum) des Hochstifts Passau) ab. Aigen war Sitz eines fürstbischöflichen Pfleggerichts.

Für die Inschriftenüberlieferung bedeutend ist die Wallfahrtskirche St. Leonhard, eine der ältesten Leonhardiwallfahrten in Bayern. Grundlage der Wallfahrt war eine im Inn angeschwemmte Figur des Hl. Leonhard. Der erste Kirchenbau ist bereits für das späte 12. Jahrhundert belegt, die erste Kirchweihe datiert 1256. Die heutige Wallfahrtskirche ist ein spätgotischer Bau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der bereits im Zuge der Erbauung erweitert wurde. Eine durchgreifende Barockisierung und Neueinrichtung der Kirche erfolgte bereits um die Mitte des 17. Jahrhunderts.

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Erhalten sind dort eine Reihe von Grabplatten von Priestern (z.B. Nr. 364), von denen drei aus dem 15. Jahrhundert als Altarmensen zweitverwendet wurden (Nr. 32, 54 und 58).


Aldersbach

Als Inschriftenstandort ist in Aldersbach das gleichnamige Zisterzienserkloster von Bedeutung3).

Kloster Aldersbach wurde zunächst wohl bereits um 1120, sicher aber vor 1134 als Augustinerchorherrenstift begründet4). Die Stiftung ging wohl von Adeligen der Umgebung aus; nicht genau geklärt ist die Rolle des Bischofs Otto I. von Bamberg. Durch die Initiative Bischof Ottos wurde das Kloster jedenfalls 1146 von Zisterziensern aus dem Kloster Ebrach übernommen. Die Augustinerchorherren gingen ins nahegelegene Reichersberg (Pol. Bez. Ried i. Innkreis/OÖ.). Während die ältere Forschung diesen Übergang in der größeren Befähigung der Zisterzienser zum Landesausbau begründet sah, liegt der Grund nach neueren Erkenntnissen in der Bedeutung der Zisterzienser für die staufische Territorialpolitik5). Bereits 1147 bestätigt Papst Eugen III. die Einrichtung der Zisterze, deren Besitzungen schon in dieser Zeit erheblich erweitert wurden. Aldersbach selbst begründete die Tochterklöster Fürstenzell (1274) (Lkr. Passau), Fürstenfeld (1258) (Lkr. Fürstenfeldbruck/OB.), Gotteszell (1285) (Lkr. Regen) und in wesentlich späterer Zeit Walderbach (1669) (Lkr. Cham). Aldersbach wurde in seiner Gründungsurkunde durch Bischof Otto freie Vogtwahl zugesichert, trotzdem hatten zunächst die Herren von Cham und nach einer kurzen Unterbrechung die Grafen von Ortenburg die Vogtei inne, ehe sie 1256 an die Wittelsbacher überging. 1283 wurde die Abtei landsässig und blieb es bis zur Auflösung in der Säkularisation. Obwohl die Zisterzienser einen Kirchenbau von den Augustinerchorherren übernehmen konnten, begannen sie gleich mit dem Neubau einer Kirche, die 1207 geweiht wurde. Die alte Kirche wurde nun als Pfarrkirche genutzt. Aldersbach gedieh in den ersten beiden Jahrhunderten seines Bestehens. Im 13. und frühen 14. Jahrhundert beherbergte es ein Zentrum der Buchmalerei und der Goldschmiedekunst (vgl. Nr. 1†). Nach einer Zeit des Niedergangs, die durch die Exkommunikation des Klosters wegen seiner Haltung zu Ludwig dem Bayern und eine strittige Abtswahl hervorgerufen wurde, erholte sich die Abtei unter den Äbten Johannes Pluetl (1442–48) (vgl. Nr. 49), der die Pontifikalien erhielt, und dem aus Ebrach stammenden Reform-Abt Johann Pluer (vgl. Nr. 68), den Abt Wolfgang Marius den zweiten Gründer Aldersbachs nannte, wieder. Nach einem kleinen Rückschlag unter Abt Simon (1486–1501) (vgl. Nr. 170) gelangte die Abtei unter Abt Wolfgang Marius (1514–44) (vgl. Nr. 224) zu neuer Blüte. Von ihm stammen die Aldersbacher Annalen, die bis heute die Grundlage der Klostergeschichte im Mittelalter bilden6). Sein Nachfolger Bartholomäus Madauer (1552–77), ein bedeutender Astronom (vgl. Nr. 239), hatte in der Führung des Klosters eine weniger glückliche Hand. Nach seiner Absetzung folgten ihm jedoch mit Andreas Haideker (1579–87) (vgl. Nr. 298(†)), Johann Dietmayr (1587–1612) (vgl. Nr. 339) und Michael Kirchberger (1612–35) (vgl. Nr. 378) tüchtige Äbte nach, die in Aldersbach eine Periode hoher Gelehrsamkeit und monastischer Disziplin einleiteten, die bis zur Säkularisation anhalten sollte. Die Äbte von Johann Dietmayr an waren fast durchwegs die von Citeaux eingesetzten Visitatoren der bayerischen Zisterzienserklöster. In dieser Zeit begann auch bereits die bauliche Erneuerung der Klostergebäude und der Kirche. So ließ Abt Michael den Chor der alten Klosterkirche einreißen und neu errichten, das Langhaus wurde erst im 18. Jahrhundert neu errichtet und erhielt durch die Gebrüder Asam die heutige berühmte Barockfassung. Im 30-jährigen Krieg war Aldersbach zunächst Zuflucht für Mönche und Nonnen aus anderen Zisterzen, ehe es 1646 selbst durch Franzosen- und Schwedeneinfälle in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bereits die Äbte der unmittelbaren Nachkriegszeit konnten jedoch mit der Neuerrichtung der Konventsgebäude beginnen. Unter den Äbten des späten 17. und 18. Jahrhunderts finden sich zahlreiche gelehrte Männer, die Aldersbach zu einem Zentrum zisterziensischer Gelehrsamkeit machten. Abt Theobald Grad (1705–34) ließ den Fürstensaal und das Langhaus der Kirche errichten, unter Abt Theobald Reitwinkler (1745–79) feierte das Kloster mit großem Aufwand sein 600-jähriges Bestehen. Bis zur Auflösung des Klosters in der Säkularisation standen Kunst und Wissenschaft in hoher Blüte. Nach der Säkularisation wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche, die Konventsgebäude wurden [Druckseite 12] von den Freiherren von Aretin erworben, die die florierende Klosterbrauerei weiterführten. Das Abtsgebäude diente als Weinschenke und Schulhaus. In den nächsten Jahren ist im Zuge der anstehenden Renovierung eine durchgreifende Bauuntersuchung der Aldersbacher Kirche geplant. Für einige Fragen zu den Aldersbacher Inschriften – zum Beispiel zur Datierung der Gedenkplatten der frühen Neuzeit (Nr. 417ff.) – ist durch die Bauuntersuchung Klärung zu erhoffen.


Asbach

Der genaue Verlauf der Gründung des Klosters Asbach lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Am wahrscheinlichsten erscheint, dass das Kloster bereits um 1090 von Christina, der Witwe eines Grafen Gerold, gestiftet wurde. Die ersten Mönche kamen vermutlich aus dem Stift Lambach7). 1125 hat Bischof Otto I. von Bamberg das Kloster vermutlich gekauft und es 1127 an Prüfening8), von dem es aber nur kurze Zeit abhängig war, gegeben. Das Kloster war wirtschaftlich nie besonders gut ausgestattet und erlebte bereits im 13. Jahrhundert zwei Zerstörungen. 1336 kam das Kloster unter die Vogtei der bayerischen Herzöge. Asbach erholte sich nur langsam, einen gewissen Aufschwung brachte der Anschluss an die Melker Reform. 1468 erlangte Asbach unter Abt Johannes Rughalm (vgl. Nr. 80) das Recht der Pontifikalien. Zur Blüte kam die Abtei nach erneuten Rückschlägen in der Folge des Bayerischen Erbfolgekrieges erst unter Abt Wolfgang Faber (1584–1604), dem sog. Goldenen Prälaten (vgl. Nr. 329). Die Klosteranlage wurde nach dem 30-jährigen Krieg barock erneuert. Die Kirche ist ein Neubau des François de Cuvilliés. Die bis heute erhaltenen Grabdenkmäler des Mittelalters und der frühen Neuzeit sind daher alle sekundär aufgestellt, teilweise bereits im Zuge der barocken Erneuerung, teilweise erst nach der Säkularisation. Die Klosterkirche wurde im Zuge der Säkularisation zur Pfarrkirche. In den Klostergebäuden wurde eine Brauerei eingerichtet. Die Konventsgebäude dienten teilweise als Schule und Lehrerwohnung. Seit 1973 kümmert sich der Kulturkreis Kloster Asbach um die Erhaltung der Gebäude. Sie beherbergen ein Zweigmuseum der Bayerischen Nationalmuseums.


Grongörgen, Gde. Haarbach

Der Inschriftenstandort Grongörgen verdankt sich der Begründung einer Wallfahrt zum Hl. Papst Gregor dem Großen durch die Prämonstratenser von St. Salvator. Bischof Leonhard von Layming inkorporierte 1437 die Pfarrei Uttlau dem Prämonstratenserstift. Grongörgen, zu dieser Zeit Steinhaarbach genannt, gehörte zu dieser Pfarrei. Die Prämonstratenser ließen eine Wallfahrtskirche zum Hl. Gregor dem Großen errichten. Als Baumeister nennt sich am Kirchengebäude mehrfach Meister Thomas von Braunau (vgl. Nr. 86, 87). Weitere Inschriften durchwegs aus der Zeit der Hochblüte der Wallfahrt, dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert, belegen die Wallfahrtstätigkeit (vgl. Nr. 106, 112) und die Stiftertätigkeit von Adeligen der Umgebung (Nr. 150). Nach dem Niedergang der Gregorswallfahrt im 17. Jahrhundert wurde die Wallfahrtskirche im 18. Jahrhundert dem populäreren Viehpatron Leonhard gewidmet, zu dem bis heute eine Wallfahrt besteht.


Hartkirchen, Gde. Pocking9)

Hartkirchen wird im Jahre 1143 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Schon im Mittelalter verfügte der Ort über Marktrechte (belegt 1235). Die Pfarrei St. Peter in Hartkirchen war von 1144 bis 1803 dem Kloster St. Nikola in Passau inkorporiert. Sie ist vermutlich die Urpfarrei der Gegend um Pocking. Inschriftenstandort in Hartkirchen ist die Pfarrkirche, die Denkmäler von Pfarrern (vgl. Nr. 6, 76, 139) und der Adelsfamilie der Ottenberger (Nr. 98, 141) birgt.

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Hilgartsberg und Hofkirchen

Hilgartsberg befindet sich ab der Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitz der bayerischen Herzöge10). Es ist zeitweise Sitz eines herzoglichen Pflegers, zeitweise wird es mit den zugehörigen Besitzungen an Adelige verpfändet. 1531 wird Johann Weißenfelder mit der Herrschaft Hilgartsberg belehnt, von diesem Zeitpunkt an bleibt Hilgartsberg herzogliches Lehen zunächst im Besitz der Weißenfelder (vgl. Nr. 303, 304), dann im Besitz der Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn.

Hofkirchen wird 1005 das erste Mal urkundlich erwähnt11). Nachdem es im 13. Jahrhundert zunächst im Besitz der Bischöfe von Passau ist, erhalten die bayerischen Herzöge 1262 die Herrschaft über den Ort. Bereits um die Wende zum 14. Jahrhundert wird Hofkirchen in Urkunden als Markt bezeichnet, eine Verleihung von Marktrechten ist jedoch erst unter Herzog Albrecht II., 1387, nachgewiesen. Hofkirchen stand stets in enger Beziehung zur Herrschaft Hilgartsberg. Bereits 1421 wurde Hofkirchen zum erstem Mal gemeinsam mit Hilgartsberg an einen bayerischen Landsassen verpfändet, wurde aber zwischenzeitlich wieder herzoglicher Markt und erhielt weitere Rechte. 1531 kam der Markt Hofkirchen12) mit der Herrschaft Hilgartsberg an die Weißenfelder, damit verlor Hofkirchen endgültig seine Eigenständigkeit. Im Weiteren führte die Stellung des Marktes Hofkirchen häufiger zu Konflikten mit den Herren über Hilgartsberg. Erst mit der Übernahme der Herrschaft durch die Fugger 1626 beruhigte sich die Situation. Das Präsentationsrecht auf die Pfarrei Hofkirchen hatte der Landesherr, die Investitur oblag dem Passauer Bischof, die Vogtei und damit die letztliche Entscheidung lag beim Herrn von Hilgartsberg.

Die heutige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist ein spätgotischer Bau (Kirchweihe 1498), bereits im bayerisch-böhmischen Krieg wieder zerstört, mehrere Kirchenbrände beschädigten den Bau immer wieder. Die Ausstattung ist heute neugotisch. Erhalten haben sich einige Grabdenkmäler im Umfeld der jeweiligen Herren von Hilgartsberg (vgl. Nr. 123, 340).


Karpfham, Gde. Bad Griesbach

Karpfham wurde 903 zum ersten Mal urkundlich erwähnt13). 1083 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrei. Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Karpfham14) war die für den Sitz des Pflegers in (Bad) Griesbach zuständige Pfarrkirche. Deshalb diente sie auch zahlreichen Amtsinhabern und ihren Familienmitgliedern als Bestattungsort (vgl. z.B. 85, 129†, 201, 206).

Der heutige Bau stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, spätere Veränderungen wurden durch eine purifizierende Restaurierung unter Bischof Heinrich von Hofstätter im 19. Jahrhundert wieder entfernt, die heutigen Kirchenausstattung ist neugotisch. Ein großer Teil der ehemals an den Außenwänden der Kirche befestigten Grabdenkmäler wurden anlässlich der letzten Restaurierung in den neben der Kirche gelegenen Pfarrstadel verbracht.


Kößlarn

Zentrum des Marktes Kößlarn ist die spätmittelalterliche Kirchenburg, die die Wallfahrtskirche zur Hl. Dreifaltigkeit umgibt. Der Ursprung des Marktfleckens ist in der ab 1364 belegten Marienwallfahrt zu suchen15). 1488 erhielt der Ort durch den bayerischen Herzog Marktrechte. Die Betreuung der Wallfahrt erfolgte zunächst durch Rotthalmünster, später durch das Kloster Aldersbach. Die Kirche entstand in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Baumaßnahmen sind jedoch auch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der Bau des Chores im 16. Jahrhundert belegt. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte der Anbau eines Seitenschiffs, der die heutige Kirchengestalt prägt. Zur inschriftlichen Ausstattung sind die Marienfigur (Nr. 125) sowie einige Grabplatten, unter anderem von Aldersbacher Konventualen, die zum Teil im 18. Jahrhundert renoviert wurden (Nr. 127 und 203), zu zählen.

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Kriestorf, Gde. Aldersbach

Kriestorf ist durch Bodenfunde bereits in der Jungsteinzeit als Siedlungsort belegt. Um 1140 ist in den Urkunden ein Adeliger greifbar, der sich von Kriestorf nennt. Als Edelmannssitz ist Kriestorf 1558 belegt. Besitzer waren die Grafen Goder. Sie gelten auch neben einem Adeligen Namens Beer als Hauptstifter der 1512 bis 1515 errichteten Kirche St. Otmar (vgl. Nr. 180, 186).


Malching

Malching wird bereits im 8. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Mittelalter befand sich in Malching eine Schranne der Pflege Erneck16). Ernecker Pfleger sind daher als Stifter in der Malchinger Kirche anzutreffen (vgl. 11†, 15). 1448 wird eine Hofmark Malching genannt17). Die Pfarrkirche St. Ägidius wird um die gleiche Zeit errichtet. Die aus dieser Zeit für Malching überlieferten Inschriften stehen alle in Zusammenhang mit den Hofmarksherren, seien es Grabinschriften (vgl. 172), seien es Stifterinschriften (vgl. 317(†), 328).


Mittich, Gde. Neuhaus am Inn

Mittich18) gehörte ursprünglich zum Besitz der Grafen von Vornbach, die den Sitz einem Ministerialengeschlecht überließen, das sich nach dem Ort nannte. Mitte des 15. Jahrhunderts befindet es sich im Besitz der bayerischen Herzöge, die es einem Hans von Thurn als Lehen gaben, der es seinerseits den Rottauern verkaufte. Aus deren Besitz erwarb es Sebulon Fränking (vgl. Nr. 261, 267). Mittich ging dann aus seinen Händen in den Besitz der Freiherren von Schönbrunn über, die es bis zum Ende des alten Reiches besaßen.


Ortenburg

Ortenburg liegt im Wolfachtal. Der Ort ist geprägt durch die gleichnamige Adelsfamilie der Reichsgrafen von Ortenburg19). Die Ortenburger ließen sich zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Ortenburg nieder und errichteten hier ihre Stammburg. Die Ortenburger gehörten ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zu den bayerischen Landständen. 1521 wurde die Grafschaft als Reichsherrschaft in die Reichsmatrikel aufgenommen. Neben ihrem eigenen, relativ kleinen reichsunmittelbaren Territorium waren die Ortenburger ab dem 15. Jahrhundert auch Lehensmänner der bayerischen Herzöge. Joachim von Ortenburg (1530–1600) führte 1563 im reichsunmittelbaren Teil seiner Grafschaft die Reformation ein. Das Territorium wurde zu einer evangelischen Enklave im katholischen Niederbayern. In der zu Ortenburg gehörigen Kirche von Steinkirchen findet sich ein großer Bestand sicher dem lutherischen Bekenntnis zuzurechnender Grabdenkmäler20).


Rotthalmünster

Am Beginn der mittelalterlichen Geschichte (Rotthal)münsters steht ein zwischen 730 und 740 durch einen Adeligen namens Wilhalm begründetes Frauenkloster, dem keine lange Lebensdauer beschieden war. Bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist Rotthalmünster als Markt belegt21). Es war schon zu dieser Zeit Verwaltungsmittelpunkt eines vornehmlich herzoglichen Besitztums. Eine offizielle Verleihung der Marktrechte erfolgte 1348 durch Kaiser Ludwig den Bayern. Der Markt wurde durch einen inneren und äußeren Rat verwaltet und hatte eigene Rechte bezüglich der niederen Gerichtsbarkeit. Inschriftenstandort in Rotthalmünster ist die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Bereits 1158 ist eine Pfarrkirche in Rotthalmünster belegt. Ludwig der Bayer [Druckseite 15] übergibt die Patronatsrechte an das Kloster Aldersbach, ab 1476 ist die Pfarrei Rotthalmünster dem Kloster inkorporiert. Der heutige Kirchenbau stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es haben sich eine ganze Reihe an Grabdenkmälern erhalten, darunter einige von Rotthalmünsterer Bürgern (z.B. Nr. 235, 332).


St. Salvator

St. Salvator wurde von zwei Brüdern gegründet, die 1289 ein verlassenes Gut im Steinkart, einem Waldgebiet nördlich von (Bad) Griesbach, vom Kloster Osterhofen erwarben, um dieses zu bewirtschaften und dort ein gottgefälliges Leben zu führen. Gleichgesinnte schlossen sich an, sie bauten eine Kapelle, und ein kleines Doppelkloster entstand. 1309 schloss das Kloster sich dem Prämonstratenserorden an und wurde eine Propstei des Klosters Osterhofen. Kaiser Ludwig der Bayer schenkte dem Kloster den Steinkart-Wald. 1441 unter Propst Petrus Zistler (vgl. Nr. 56) wurde das Stift zur Abtei erhoben. 1632 brannte das mittelalterliche Kloster ab und wurde nach Plänen Bartolomeo Viscardis neu errichtet und dabei am Hang weiter nach oben verlegt. Nach einer Blütezeit im 18. Jahrhundert wurde das Kloster 1803 aufgehoben und in den Konventsgebäuden eine Brauerei errichtet. Die Klosterkirche wird seit 1899 als Pfarrkirche benutzt.


Ruhstorf an der Rott

Ruhstorf wurde 1188 das erste Mal urkundlich erwähnt. Bereits im späten 13. Jahrhundert befand sich der Ort im Besitz des Adelsgeschlechts der Ruhstorfer (Nr. 3†, 5†), wittelsbachischer Ministerialer. Sie hatten die spätere Hofmark Ruhstorf bis zu ihrem Aussterben im 18. Jahrhundert inne22). Inschriftenstandort in Ruhstorf ist die ehem. Pfarrkirche, heutige Filialkirche Mariä Himmelfahrt. Sie gehörte zu der dem Benediktinerkloster Vornbach inkorporierten Pfarrei Sulzbach, bis sie 1611 selbst Pfarrrechte erhielt. Mit dieser Pfarrei vereint wurde das im 15. Jahrhundert von Berengar Eckher von Pilham gestiftete Benefizium Beate Mariae virginis. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die in der Pfarrkirche aufgestellten Grabdenkmäler des Bearbeitungszeitraums befinden sich also alle nicht mehr an ihrem Ursprungsort, sondern wurden sekundär im Kirchenneubau aufgestellt. Es handelt sich hauptsächlich um Denkmäler aus der Familie der Ruhstorfer und ihrer Verwandten (vgl. Nr. 19, 29, 40, 110, 111, 121, 171, 194, 240) und von Adeligen der umliegenden Sitze (Nr. 209, 382, 387).


Vilshofen

Die erste urkundliche Erwähnung Vilshofens erfolgte im Jahr 776, als ein Hof Vilusa an das Kloster Mondsee übergeben wurde. Im 12. Jahrhundert war Vilshofen Teil des Hochstiftes Passau, das die Grafen von Ortenburg mit Vilshofen belehnte. Siedlungsort war damals das rechte Vilsufer. Die Ortenburger errichteten 1206 am linken Vilsufer einen befestigten Markt. 1241, endgültig 1262, bemächtigten sich die bayerischen Herzöge Vilshofens, das damit zum Grenzort zwischen dem Herzogtum und dem Hochstift wurde. 1258 wurde Vilshofen Sitz eines herzoglichen Pfleggerichts und damit zentraler Ort für ein Gebiet, das sich auf beiden Seiten der Donau und bis tief in den Bayerischen Wald erstreckte. 1276 kam es zur Gründung des Kollegiatsstiftes Vilshofen durch Heinrich Tuschl von Söldenau (vgl. Nr. 12†). An der Kirche dieses Kollegiatsstiftes errichteten die Schwarzensteiner eine Kapelle, die sie zu ihrer Familiengrablege bestimmten (vgl. Nr. 28†). 1345 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer die Stadtrechte. 1493 errichtete der Bürgermeister Peter Breu die Barbarakirche auf dem Friedhof (vgl. Nr. 413). Grundlage für Bedeutung und Aufstieg Vilshofens war auch die 1574 von Wilhelm V. eingerichtete Salzniederlage, die sich mit dem Bau einer Brücke über die Donau verband. Vilshofen wurde damit zu einer wichtigen Station auf dem Goldenen Steig, auf dem Salz von Reichenhall bis Prag transportiert wurde. Das städtische Selbstbewusstsein äußerte sich unter anderem im Neubau des Rathauses (1573) und in der Errichtung des neuen Stadtturms 1643–47, für den auch Uhr und Glocke angeschafft wurden (vgl. 408). Der tiefste Einschnitt in die Stadtgeschichte Vilshofens ist der Stadtbrand von 1794, in dem ein großer Teil der Stadt zerstört wurde und dem auch das Stadtarchiv zum Opfer fiel. Der Wiederaufbau [Druckseite 16] prägt bis heute das Stadtbild von Vilshofen. 1803 wurde das Kollegiatsstift aufgehoben, die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche, ihre Innenausstattung verdankt sie den säkularisierten Klöstern der Umgebung (St. Nikola in Passau und Aldersbach). 1818 wurde eine neue Vilsbrücke errichtet. Vilshofen erhielt wie zahlreiche andere Städte im 19. Jahrhundert eine magistratische Verfassung und war Sitz zunächst eines Bezirksamtes, später eines Landkreises. Mit der Gebietsreform der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts verlor es seine Funktion als Verwaltungszentrum.

Zitationshinweis:

DI 101, Landkreis Passau II, Einleitung, 2. Historischer Überblick (Ramona Baltolu), in: inschriften.net,   urn:nbn:de:0238-di101m019e009.

  1. Zur Geschichte des ehemaligen Bezirksamtes vgl. HAB Altbayern I, 29 (Vilshofen). »
  2. Zur Geschichte des ehemaligen Bezirksamtes vgl. HAB Altbayern I, 27 (Griesbach). »
  3. Zur älteren Literatur zur Klostergeschichte vgl. Lübbers, Rechnungen 23*f., der zu Recht eine wissenschaftlich fundierte Klostergeschichte als Desiderat der Forschung bezeichnet. »
  4. Zur Frühgeschichte des Klosters vgl. Boshof, Anfänge passim. »
  5. Vgl. Lübbers, Rechnungen 37*f. »
  6. Vgl. Hartig, Annalen, passim. »
  7. Vgl. Geier, Traditionen Asbach 23*-36*, zusammengefasst auf 33*. Stift Lambach, Benediktinerabtei/Pol. Bez. Wels-Land/OÖ. »
  8. Prüfening, ehem. Benediktinerabtei, heute Stadt Regensburg. »
  9. Zur Geschichte Hartkirchens vgl. Festschrift Hartkirchen. »
  10. Zur frühen Geschichte Hilgartsbergs, die für den Inschriftenstandort nicht relevant ist, vgl. HAB Altbayern I,27 (Deggendorf) 248–251. »
  11. Zu Hofkirchen vgl. HAB Altbayern I, 27 (Deggendorf) 296–302, zum Edelsitz im Markt 287. »
  12. Vgl. HAB Altbayern I,27 (Deggendorf) 254. »
  13. Zur Geschichte Karpfhams vgl. Gruber, Geschichtliches von Karpfham. »
  14. Vgl. Rutz/Asenkerschbauer, Mariä Himmelfahrt. »
  15. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 87. »
  16. Vgl. HAB Altbayern I,31 (Pfarrkirchen) 117. »
  17. Vgl. HAB Altbayern I,31 (Pfarrkirchen) 332–335. »
  18. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 106. »
  19. Zur Geschichte der Ortenburg vgl. Hausmann, Grafen passim. »
  20. Vgl. dazu Steininger, Evangelisch doch passauisch, passim. »
  21. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 83–87. »
  22. Vgl. HAB Altbayern I,19 (Griesbach) 115. »