Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

G1, Nr. 27a Lkr. Schaumburg, Apelern, Kirche um 1516, 1692

Beschreibung

Kelch. Wahrscheinlich aus Clus, 1692 nach Apelern gestiftet. Silber, vergoldet. Sechspassfuß mit schräg ansteigendem Standring; die Zarge ist mit durchbrochenem Weinrankenfries verziert. Auf den einzelnen Pässen in Gravur gotisches Maßwerk, in einem der Pässe ein Kruzifix mit dem eingeritzten Titulus A. Die sechsseitigen Schaftstücke sind mit durchbrochenem Maßwerk verziert. Auf den rhombenförmigen, eingekerbten Rotuli am flachen Nodus sind die Buchstaben B erhaben auf runden, zur Mitte hin vertieften Plättchen vor Resten von Emailgrund angebracht. Der untere Teil der Kuppa wird von einem Kelchkorb umgeben, der als durchbrochener, mit roten Steinen verzierter Blütenkranz gestaltet ist. Auf dem Standring die gravierte Inschrift C. Unter dem Fuß auf einem der Pässe der eingeritzte Besitzvermerk D. Auf der Unterseite des Standrings die Stifterinschrift E.

Maße: H.: 21,9 cm; Dm.: 17 cm (Fuß), 12,6 cm (Kuppa); Bu.: 0,2 cm (A), 0,8 cm (B), 0,3-0,5 cm (C, E), 0,5 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A), gotische Majuskel (B), Kursive (C, D, E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/3]

  1. A

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEORUM)1)

  2. B

    IHESUS

  3. C

    Es Wüntschen die So dies Ver/Ehren . Allen die hieraus Trincken / ihr Ewiges Heÿll vnd Leben

  4. D

    clusa

  5. E

    Zür Ehre Gottes Wird dieser Kelch in die Aplerischea) Kirche gegeben, Busso von Münchhaùsen, Anna Sophia von Münchhausen, gebohrne von Groppendorff, Anno 1692

Kommentar

Der Besitzvermerk D lässt darauf schließen, dass der Kelch zumindest zeitweilig in Clus in Benutzung war. Ein anderer bis heute in Clus befindlicher Kelch trägt denselben Besitzvermerk. (Nr. G27). Ob Clus auch der ursprüngliche Standort beider Kelche war, lässt sich nur vermuten, da die auf dem anderen Kelch genannten Stifter Johannes und Ebbert von Reckershusen im Umkreis von Gandersheim nicht belegt sind. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie – wie auch andere Stifter von Cluser Ausstattungsstücken (vgl. Nr. G16) – im hanseatischen Raum beheimatet waren. Dass zwischen beiden Kelchen ein Werkstattzusammenhang besteht, zeigen sowohl die auf den Sechspässen des Fußes gravierten Maßranken als auch die eingekerbten, rhombenförmigen Rotuli am Nodus. Die aussagekräftigste Übereinstimmung zwischen beiden Kelchen bietet aber das auf den Fuß aufgenietete naturalistische Kreuz mit nach unten gebogenen Kreuzarmen.2)

Busso von Münchhausen (geb. 15. März 1636) stammte aus Apelern. Am 17. April 1673 heiratete er Anna Sophie von Grapendorff (geb. 26. März 1654). Er starb auf der Reise am 3. Oktober 1697 wahrscheinlich in Sillium unter dem Wohldenberg (Lkr. Hildesheim), seine Ehefrau am 14. Juni 1696 in Apelern.3)

Textkritischer Apparat

  1. Aplerische] er oberhalb der Inschriftenzeile nachgetragen.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Ein dritter Kelch aus diesem Werkstattzusammenhang ist in der St.-Johannis-Kirche in Ildehausen (heute Lkr. Goslar) nachgewiesen, vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 303 mit Tafel VIII.
  3. Alle Daten nach Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, S. 152, Nr. 402.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 27 u. Tafel 33.
  2. Kat. Kunst und Kultur, Bd. 2, Nr. 341, S. 622.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, G1, Nr. 27a (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017g10027a8.