Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

G1, Nr. 2 Brunshausen, Museum Portal zur Geschichte 8./9. Jh.

Für eine ältere Fassung dieser Katalognummer, siehe DIO02 Nr. 2

Beschreibung

Tuchreliquie, sogenanntes Salvatortuch.1) Leinen. Das Tuch wurde 2006 in Brunshausen gefunden und befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme (März 2011) dort im Museumsdepot. Die Inschrift ist mit brauner Tinte diagonal zum Kettverlauf ausgeführt.2)

Maße: H.: 17,5 cm; B.: 22 cm; Bu.: 0,5 cm.

Schriftart(en): Karolingische Minuskel mit angelsächsischen Buchstabenformen.3)

Portal zur Geschichte e.V., Bad Gandersheim [1/1]

  1. salvatoris / et s(anc)ti iohannia) / evangelistae

Übersetzung:

Des Heilands und des heiligen Evangelisten Johannes.

Kommentar

Die Datierung erfolgt auf der Grundlage der Schriftmerkmale.3)

Bei dem Tuch handelt es sich wahrscheinlich nicht um ein Stoffstück, das zum Schutz einer oder mehrerer Reliquien verwendet wurde, sondern um eine textile Kontaktreliquie, ein sogenanntes Hülltuch, das mit den eigentlichen Reliquien in Kontakt gekommen ist und dadurch ebenfalls zur Reliquie wurde. Solche Hülltücher sind im 8./9. Jahrhundert häufig bezeugt. Sie wurden vorwiegend in Rom an ausgewählte Empfänger gegeben. Somit kann das Salvatortuch durchaus zu den Gründungsreliquien des Stifts gehört haben, die gemäß der Gründungsgeschichte des Kanonissenstifts Gandersheim von Papst Sergius II. an die Stifter des zunächst in Brunshausen angesiedelten Sanktimonialen-Konvents ausgehändigt worden sind.4)

Die Inschrift ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Gandersheim entstanden, sondern an dem Ort, an dem das Tuch mit den in der Inschrift genannten Reliquien in Berührung gekommen ist.

Textkritischer Apparat

  1. Statt iohannis.

Anmerkungen

  1. Ev. Stiftskirchengemeinde Bad Gandersheim, Inv. Nr. 394. – S. a. Brackebusch, Inventar 1892, S. 20.
  2. Vgl. Annemarie Stauffer, Das Salvatortüchlein aus dem Gandersheimer Reliquienschatz. In: Röckelein (Hg.) Gandersheimer Schatz im Vergleich, S. 125–134, hier S. 126.
  3. Für die Bestimmung und Datierung der Schrift ist Frau Professor Dr. Hedwig Röckelein, Göttingen, zu danken.
  4. Vgl. Popp, Schatz der Kanonissen, S. 39–42.

Nachweise

  1. Heilmann, Aus Heiltum wird Geschichte, S. 93.
  2. Popp, Schatz der Kanonissen, S. 39 mit Abb. 11.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, G1, Nr. 2 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017g1000204.