Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 96: Lkr. Northeim (2016)
Nr. 323 Odagsen, St. Pankratius 2. V. 17. Jh.
Beschreibung
Kelch. Silber. Der spätmittelalterliche Sechspassfuß mit Standring und geriffelter Zarge geht steil in den sechsseitigen Schaft über. Zwischen den schlichten sechsseitigen Schaftstücken der später entstandene runde Nodus mit stilisiertem floralem Muster. Die steile Kuppa ist erneuert. Die eingravierte Inschrift auf der Unterseite des Standrings verteilt auf drei Laschen; am Ende ein mutmaßliches Meisterzeichen (M22).
Maße: H.: 18,9 cm; Dm.: 13,6 cm (Fuß), 11,1 cm (Kuppa); Bu.: 0,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
LVDEWIG STRVMF HVNC CALICEM FLORENOa) RHENANO DONAVIT
Übersetzung:
Ludwig Strumpf hat diesen Kelch für einen Rheinischen Gulden gestiftet.
Textkritischer Apparat
- FLORENO] Eine reparierte Bruchstelle stört E und O; durch Polieren wurde die obere Hälfte von N und O teilweise ausgelöscht.
Anmerkungen
- HStAH Cal. Br. 2, Nr. 725 (zit. nach Findbuch).
- HStAH Cal. Br. 3, Nr. 78 (zit. nach Findbuch).
- Kopfsteuerbeschreibung, Tl. 11, S. 206 (Anh. I); 1689 wird er nicht mehr verzeichnet. Am 18. Juli 1682 heiratete in Salzderhelden seine Tochter Johanna Anna Maria Strumpf einen Hans Nägel; Schubert, Trauregister, Bd. 1.8, S. 802.
Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 323 (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0032304.
Kommentar
Die schlichten Kapitalis-Buchstaben weisen kleine, serifenartige Sporen auf. Die Cauda des G ist senkrecht, die Cauda des R geschwungen; der Mittelbalken von E und F ist verkürzt, der untere Balken des E verlängert. Das verschränkte W ist breit, der Mittelteil des leicht konischen M endet auf der Mittellinie. In CALICEM sind die linken Schäfte von A und M leicht geschwungen. Die spitzovale Form einiger O (besonders in RHENANO) dürfte auf Schwierigkeiten bei der Gravur von Bögen zurückzuführen sein. Die Kapitalis mit ausschließlicher V-Schreibung zeigt noch keine Anzeichen der Schmuckformen, die kurz nach 1650 viele Kelchinschriften prägten; vgl. Nr. 107, 112.
Ein Jäger Ludwig Stumpf erhielt 1629 eine Hütte in Relliehausen (bei Dassel) zugewiesen;1) 1636 war er an einer Wolfsjagd beteiligt.2) Jakob Ludwig Strumpf, möglicherweise ein Sohn, war Förster und lebte 1678 in Salzderhelden.3) Ein familiärer Zusammenhang erscheint angesichts der beruflichen Nähe, trotz der orthographischen Abweichung, wahrscheinlich. Die durch die Inschrift dokumentierte Stiftung dürfte daher noch in das zweite Viertel des 17. Jahrhunderts fallen.