Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 301†? Trögen, St. Laurentius 1644

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Schlichter, runder Fuß und runde Schaftstücke, der Nodus abgeflacht. Auf dem Fuß zwei Wappen mit Beischriften und eine Jahreszahl (A), unter dem Fuß umlaufend von außen nach innen in zwei Zeilen Inschrift B. Die Verbindung zwischen den Zeilen wird durch eine (umgekehrt s-förmige) Schleife hergestellt; am Ende Hochpunkt mit Bogen nach unten.1) Im April 2013 war der Kelch in der Gemeinde nicht aufzufinden.

Inschrift nach Foto Kunstgutkartei.

Maße: H.: 14,4 cm; Dm.: 9,1 cm (Fuß), 8,9 cm (Kuppa).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    H(ERMANN) // V(ON) L(ANSBERG) E(LISABET) // S(IMON) 1644

  2. B

    ELISABET. SIMON. HERMAN. VON. LANSBERG. SEINE. ANDRE ∙ / EHEFRAVW. VER.EHRET. DAS. ∙

Wappen:
Landsberg2)Simon3)

Kommentar

Hermann von Landsberg, der sich selbst zumeist Lansberg schrieb, entstammte einem Nebenzweig der westfälischen Familie von Landsberg, deren Wappen er führte; vermutlich war seine Mutter eine Bürgerliche, wie sein Lebenslauf und seine Heiratskreise sowie die seiner Kinder nahelegen. Geboren vermutlich kurz vor 1600, wurde er am 24. Juni 1615 in Helmstedt immatrikuliert.4) 1618 trat er in den Dienst der Wolfenbütteler Herzöge,5) 1628 wurde er in Wolfenbüttel zum Kämmerer bestellt,6) ein Amt, dass er nach 1635 im Dienst Herzog Georgs und seiner Nachfolger im Fürstentum Calenberg fortführte. Das einträgliche Amt ermöglichte es ihm 1640 und 1643, die Güter Üssinghausen7) und Trögen8) von ihren adeligen Vorbesitzern, den Familien von Wrisberg und von Mandelsloh, zu erwerben. Hermann von Landsberg, der Inschrift zufolge offenbar verheiratet mit Elisabeth Simon, starb am 20. Januar 1660.

Von seinen fünf Söhnen folgten ihm der Hofgerichtsassessor Heinrich Arnold (gest. am 5. November 1689) und der Northeimer Syndikus Daniel Jacob (gest. im Sommer 1692) als Lehensnehmer nach. Der dritte Sohn, Paul Friedrich (gest. 1674), war Kanonikus des Stiftes St. Simon und Juda in Goslar, der fünfte, Philipp Wilhelm (gest. am 2. Januar 1693), war Stadtarzt in Celle. Der vierte Sohn, Hermann Ernst, der zwischen 1690 und 1692 starb, bewirtschaftete die Güter in Üssinghausen und Trögen; mit seinem Sohn Jacob Heinrich (1683 bis 31. Dezember 1701) starb der Familienzweig aus.9) Die Witwe Hermann Ernsts, Catharina Dorothea von Eltz(e), stiftete nach 1692 Kelche für St. Mauritius in Hardegsen und die Kirche in Trögen, die mit ihren Initialen versehen waren.10)

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Foto in der Kunstgutkartei (wie Quellenzeile).
  2. Wappen Landsberg III (schräg gegitterter Balken). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 78; Bd. 2, Tafel 190.
  3. Wappen Simon (offene Hand); Helmzier: Hammer in der Faust.
  4. Matrikel Helmstedt, S. 243, Nr. 196: Hermannus à Lantzpergk Ulerhens.[?] Westpha(lus).
  5. Hermann Lanßberg an Herzog Georg, 29. April 1640; HStAH Hann. 88 D, Nr. 216/2, S. 5.
  6. Vgl. Samse, Zentralverwaltung, S. 193 u. 197f. HStAH Cal. Br. 22, Nr. 174 (zit. nach Findbuch).
  7. Vgl. HStAH Cal. Br. 14, Nr. 1043: Herzog Georg genehmigt den Verkauf von Üssinghausen durch Börries und Friedrich von Wrisberg an Hermann von Landsberg, Hildesheim 12. März 1640. Vgl. auch Hann. 88 D, Nr. 216/2.
  8. HStAH Hann. 88 D, Nr. 219 u. 219/1.
  9. Die Belehnungen bis zum Aussterben des Familienzweigs im Jahr 1701: HStAH Hann. 88 D, Nr. 216/2. Zum Tod des letzten Enkels vgl. Hann. 88 D, Nr. 219/1, S. 91.
  10. C(ATHARINA) · D(OROTHEA) · V(ON) · E(LTZ); vgl. Mithoff, Kdm. Göttingen und Grubenhagen, S. 193 (Trögen, der Kelch war ebenfalls nicht aufzufinden). Auf dem Hardegser Kelch steht außerdem: W(ITWE) · // V(ON) · L(ANDSBERG); ebd., S. 95.

Nachweise

  1. Kunstgutkartei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers: Altkreis Northeim, s. v. Trögen (mit Foto).

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 301†? (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0030104.