Inschriftenkatalog: Landkreis Northeim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 96: Lkr. Northeim (2016)

Nr. 299† Moringen, ehem. Kirche St. Martin 1642

Beschreibung

Epitaph für Thomas Reiche. Holz. Früher im Chor der Kirche.1) Sowohl die der Edition zugrunde gelegte Abschrift wie auch die gedruckte Überlieferung in den „Antiquitates“ geben die Inschrift zentriert in übereinstimmenden Zeilen wieder. Die Inschrift wird nach dem Abschreiber von 1751 ediert, weil dieser die – plausibel erscheinenden – Kürzungen der Vorlage bewahrt.

Inschrift nach HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607.

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO)a) S(ACRUM) / Thomas Reichen / honesto loco natus / anno M DCb) / oeconomicae rei prudens / divers(o) tempore divers(as) arcesc) Guelph(icas) / summa fide et industria / praefectus rexit / officiid) causa noctu iter faciens2) / et equo lapsus / an(no) M DCb) XLII Sept(embris) d(ie)e) XXIV / vitam finiens / hic situs est / urs(ula) dor(othea) breitstrassenf) vidua / monum(entum) hoc curante

Übersetzung:

Dem besten, höchsten Gott geweiht. Thomas Reiche wurde von vornehmen Eltern geboren im Jahr 1600. In der Haus- und Staatswirtschaft (‚Ökonomie‘) erfahren, verwaltete er zu verschiedenen Zeiten verschiedene welfische Burgen (Ämter) mit höchster Zuverlässigkeit und Fleiß als Amtmann. Als er nachts dienstlich unterwegs war und vom Pferd stürzte, beendete er am 24. September im Jahr 1642 sein Leben; hier ist er beigesetzt. Ursula Dorothea Breitstrassen, seine Witwe, sorgte für dieses Denkmal.

Kommentar

Thomas Reiche wird 1627/28 als Amtsschreiber in Greene genannt, 1629 ist er dort Amtmann und pachtet 1630/31 das nahegelegene Vorwerk Hohenbüchen; 1637 ist er Amtmann in Harzburg3) und schließlich von 1641 bis 1642 in Moringen.4) Die Familie Reiche stellte seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wiederholt Beamte;5) zu dem Amtmann Antonius Reiche vgl. Nr. 217. Thomas Reiche scheint ein Bruder des Kammermeisters Andreas Reiche gewesen zu sein; damit wäre er auch ein Nachkomme des Andreas Reiche, der von 1566 bis 1585 als Amtmann zu Schladen, Stauffenberg und Liebenburg amtierte.6) Seine Frau Ursula Dorothea Breitstrassen war eine Enkelin des Rates und Hofgerichtsassessors Petrus Ihve und des Bauverwalters Philipp Müller.7)

Textkritischer Apparat

  1. M(AXIMO)] Antiquitates und Domeier; D. i. HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607 u. danach Grote; Fehllesung.
  2. M DC] M und D neulateinische Zahlzeichen.
  3. arces] artes Grote, Fehllesung.
  4. officii] HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607 (u. danach Grote) haben nach officii noch a, das bei Antiquitates und Domeier fehlt und sprachlich überflüssig ist.
  5. d(ie)] Auslassung bei Grote.
  6. breitstrassen] Breitenstrassen Grote.

Anmerkungen

  1. Domeier, Moringen2, S. 149.
  2. ¼ Meile über Fredelsloh im Walde; so die Anmerkung dazu bei: Antiquitates Moringenses, S. 15. Domeier, Moringen1, S. 25.
  3. Vgl. StAW 2 Alt, Nr. 4850 (1627/28); 2 Alt, Nr. 4851 (1629); 26 Alt, Nr. 2650 (1630/31); 5 Urk, Nr. 275 (1637); alle zitiert nach Findbuch.
  4. Antiquitates Moringenses, S. 15.
  5. Vgl. Lippelt, Hoheitsträger, S. 396–398.
  6. Ebd., S. 396f.
  7. Vgl. StAW 5 Urk, Nr. 291 (13. Juni 1646); 2 Alt Nr. 11868; beide zit. nach Findbuch.

Nachweise

  1. HStAH Hann. 74 Northeim, Nr. 607.
  2. Grote, Denkmalpflege, S. 4 (nach Hann. 74 Northeim, Nr. 607).
  3. Antiquitates Moringenses, S. 15.
  4. Domeier, Moringen1, S. 25.
  5. Domeier, Moringen2, S. 149.

Zitierhinweis:
DI 96, Lkr. Northeim, Nr. 299† (Jörg H. Lampe, Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di096g017k0029909.